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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Abmachung.« Sie drehte sich abrupt um und sah Milo wieder an. »Ev hat Julie so sehr geliebt, dass er sie nicht loslassen konnte. Auf gar keinen Fall hätte er irgendetwas getan, das sie verletzt hätte, geschweige denn sie getötet.«
    Er sprach weitere fünfzehn Minuten mit ihr, verlagerte das Thema auf ihre Arbeit und erfuhr, dass sie ein Examen an der Uni gemacht hatte und jetzt als Sekretärin arbeitete, während sie nachts für ein Betriebswirtschaftsdiplom an der Pepperdine büffelte. Klug, mit hochfliegenden Plänen.
    Sah sich und Kipper als potenzielles Power-Paar in der Finanzwelt.
    Über Kipper und Julie hatte sie ihm weiter nichts zu sagen. Er gab ihr seine Karte.
    Sie sagte: »Ich kann Ihnen wirklich nicht mehr erzählen.«
    In der Annahme, sie würde die Karte wegwerfen, sobald er weg war, verließ er den Platz und wunderte sich, dass jemand, der so jung und klug war und so gut aussah, die Eventualitäten akzeptierte, die Kipper ihr aufhalste.
    Das hatte wahrscheinlich mit ihrer Erziehung zu tun, aber das war Alex’ Ressort. Als er wieder in seinem Wagen saß, rief er Alex zu Hause an und schilderte ihm das Gespräch.
    »Ich neige dazu, ihr beizupflichten«, sagte Alex.
    »Ein solches Maß an Leidenschaft? Julie und Kipper lassen sich scheiden, aber neun Jahre später kann Kipper nicht loslassen? Seine Gefühle für sie sind so stark, dass er ihn nicht mehr hochkriegt, seit sie tot ist? Deutet das nicht alles auf eine ungesunde emotionale Situation hin, Alex? Wenn du noch Kippers cholerische Natur hinzunimmst – und jetzt wissen wir, dass er sich auch körperlich abreagiert –, addiert sich das dann nicht zu einer explosiven Situation? Wie ich zu Cranner sagte, häusliche Gewalt und Mord sind nicht unvereinbar.«
    »Ich will nicht sagen, dass Kipper nicht hätte durchdrehen und Julie gegenüber gewalttätig werden können. Aber das gibt unser Tatort nicht her. Der Mord an Julie war durchdacht, kalt und kalkuliert wie all die andern. Dem Opfer nachsteigen, optimaler Schauplatz des Verbrechens, Gebrauch einer vorher ausgesuchten Waffe, pseudosexuelle Positionierung. Falls Kipper der Täter gewesen wäre, hätte er Julie nicht erniedrigt. Im Gegenteil, er hätte ihre Leiche so würdevoll wie nur möglich arrangiert. Das Einzige, was mich umstimmen könnte, wäre eine Verbindung zwischen Kipper und Erna Murphy. Außerdem wurde bei Julie und Levitch die gleiche Art von Gitarrensaite benutzt. Das würde bedeuten, dass Kipper Levitch ermordet hat, um den Mord an Julie zu vertuschen. Und das klingt wie in einem schlechten Film.«
    »Manchmal imitiert das Leben schlechte Kunst«, sagte Milo. »Warum nicht? Ein gut gekleideter Mann wie Kipper würde unter dem Konzertpublikum bei Szabo und Loh nicht auffallen. Und Julie und Levitch waren die Einzigen, bei denen die Saite benutzt wurde.«
    »Zweifelst du an dem Psychokannibalen-Szenario? Was ist mit Faithful Scrivener? Den ganzen Kritiken unserer Opfer?«
    »Künstler werden nun mal kritisch gewürdigt … Es ist keine Frage von Zweifeln, ich denke Alternativen durch.«
    »Okay«, sagte Alex.
    »Ich bin sicher, du hast Recht. Aber dass Kipper angesichts von Julies Tod derart ausflippt, macht mir Sorgen. Nicht nur die Impotenz – er widersetzt sich den Cops, indem er spät in der Nacht noch rumhämmert. In meinen Augen spricht das dafür, dass sich Grenzen lockern. Ich möchte nicht in Stephanies Haut stecken. Ich bin mir nicht sicher, ob sie die Gefahr erkennt.«
    »Dein Instinkt ist gut. Falls du glaubst, sie ist in Gefahr, warnst du sie eben.«
    »Im Grunde genommen hab ich das getan … Okay, ich höre mal, was Petra erreicht hat, und dann setze ich mich mit der Spurensicherung in Verbindung, um zu erfahren, was bei der Untersuchung von Kevin Drummonds Honda rausgekommen ist. Vielen Dank fürs Zuhören.«
    »War mir ein Vergnügen.«
    »Ist Robin noch in San Francisco?«
    »Soweit ich weiß«, sagte Alex.
    Seine Stimme klang gleichmütig, aber Milo wusste, die Frage ging zu weit. Keine Zeit für Abschweifungen. Bleib am Ball.
    Wenn er nur entscheiden könnte, was »am Ball« bedeutete.
    Er entschuldigte sich nicht, das hatte keinen Sinn. Stattdessen sagte er: »Wenn sich irgendwas tut, lasse ich dich’s wissen.«
    »Das würde ich begrüßen«, erwiderte Alex mit freundlicher Stimme. »Dieser Fall hat’s in sich, nicht wahr?«
    Immer der Therapeut.

36
    Eric Stahl machte fünfzig Liegestütze auf einer Hand, gefolgt von vierhundert normalen. Dieses Maß

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