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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Zeitschriftenstapel herum bahnen. Fast jeder freie Quadratzentimeter Fußboden war mit Kartons bedeckt.
    Zuerst untersuchte er das Bad. Dusche, Waschbecken, Toilette, keine Zeichen kürzlicher Benutzung, aber der Raum roch muffig. Schimmel in der Dusche, Schmutzränder um den Abfluss des Waschbeckens herum, und die Toilette hätte Stahl auch für Geld nicht benutzt. Kein Arzneischrank, nur ein einzelnes Glasbord über dem Waschbecken. Eine nachlässig ausgedrückte Tube Zahnpasta, rezeptfreie Nasentropfen, eine Frauenhandcreme – möglicherweise ein Hilfsmittel zur Masturbation –, Aspirin, Pepto-Bismol, verschreibungspflichtige Tabletten gegen Akne, die vor drei Jahren von einer Apotheke in Encino abgegeben worden waren. Drei Tabletten waren übrig. Kevin hatte aufgehört, seiner Haut Aufmerksamkeit zu widmen.
    Keine Seife in der Dusche, kein Shampoo, und Stahl fragte sich, wann Kevin das letzte Mal hier gewesen war.
    Hatte er eine andere Bleibe?
    Stahl kehrte in das vordere Zimmer zurück, trat vorsichtig zwischen die Kartons. Alles, was er heute Nacht erreichen würde, wäre nutzlos – schlimmer als nutzlos –, wenn der Einbruch ans Licht käme, denn dann hätte er die Ermittlungen kompromittiert.
    Er begann sich den Inhalt der Kartons anzusehen.
    Erwartete, Drummonds Lager von alten GrooveRat- Ausgaben zu finden.
    Falsch; in dem ganzen Apartment befand sich kein einziges Heft des Magazins. Der Bursche war ein leidenschaftlicher Sammler, aber er sammelte die Kreationen anderer.
    Soweit Stahl erkennen konnte, ließ sich der Ramsch in zwei Kategorien aufteilen: Spielzeug und Zeitschriften. Die Spielzeuge waren Autos von Hotwheel, einige noch in ihren Schachteln, Figuren aus Star Wars und anderen Actionfilmen, Sachen, die er nicht kannte. Bei den Zeitschriften handelte es sich um Vanity Fair, The New Yorker, InStyle, People, Talk, Interview. Und schwule Pornographie. Jede Menge davon, einschließlich einige Bondage- und Sado-Maso-Sachen.
    Die Frau von der Postfachagentur hatte Petra erzählt, Drummond wäre schwul. Stahl fragte sich, ob Petra es Sturgis erzählt hatte. Wie Sturgis damit umgehen würde, wenn er von Kevins Vorlieben erfuhr.
    Sie hatte ihm von Sturgis’ Vorlieben erzählt. Vermutlich um dafür zu sorgen, dass er nicht irgendwelche homophoben Bemerkungen fallen ließ.
    Was lächerlich war, weil er nie irgendwelche Bemerkungen über irgendwas machte; selbst in diesem frühen Stadium ihrer Partnerschaft hätte sie das sehen können.
    Er machte sie nervös; wenn sie zusammen im Auto saßen, war sie schreckhafter als ein Kaninchen.
    Dieser Fall entwickelte sich gut. Sie waren beide glücklich, ihrer eigenen Wege gehen zu können.
    Connor war in Ordnung. Eine Karrierefrau. Keine familiären Bindungen.
    Nach außen hin zäh, aber ungewohnte Situationen machten sie zappelig.
    Er machte sie zappelig.
    Er wusste, dass er diese Wirkung auf Menschen hatte.
    Es kümmerte ihn nicht im Geringsten.
    Er setzte die Durchsuchung von Kevin Drummonds Apartment fort, fand keine persönlichen Papiere oder Trophäen, nichts, was strafbar gewesen wäre oder auf ein Verbrechen hingewiesen hätte. All dieses Papier zu horten stimmte mit der Vermutung überein, die der Seelenklempner aufgestellt hatte: Drummond war äußerst obsessiv. Die Art der Zeitschriften, die er ausgewählt hatte, besagte, dass seine Obsession sich auf Persönlichkeiten richtete, auf Prominente.
    Mit dem Einbruch hatte Stahl zwei Dinge erreicht: Er wusste jetzt, dass es ihnen nicht schadete, keinen Durchsuchungsbefehl erwirken zu können. Alles, was diese Durchsuchung erbracht hätte, wäre die Bestätigung von Drummonds Homosexualität gewesen, und er konnte nicht erkennen, was das mit dem Fall zu tun hatte … vielleicht das Sado-Maso-Zeug?
    Die andere Sache: Nachdem er Zeit in Drummonds Bude verbracht und die kalte Einsamkeit gespürt hatte, war er bereit darauf zu wetten, dass Drummond schon vor einer ganzen Weile die Fliege gemacht und nicht die Absicht hatte, zurückzukommen. Auch wenn er die ganze Computerausrüstung im Stich lassen musste.
    Daddys Knete – wie gewonnen, so zerronnen.
    Dass keine Hefte von GrooveRat hier herumlagen, sprach dafür, dass Kevin noch einen Lagerraum hatte. Oder das Verlagsgeschäft interessierte ihn nicht mehr.
    Hatte er sich ein neues Hobby gesucht?
    Er knipste die Stablampe aus, stand in Drummonds erbärmlichem kleinen Zimmer und überzeugte sich davon, dass niemand etwas von seiner Anwesenheit mitbekommen hatte.

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