Blutnächte - 2
vollkommen blutleer. Vorsichtig rührte sie die Finger und verursachte damit ein Kribbeln, das sich von den Handflächen die Arme hinaufzog, bis hin zu ihren Schultern. Ein heftiger Schauder ließ sie zusammenfahren.
Pierre kniete sich zu ihr nieder. Sie konnte seine markanten Gesichtszüge und die schwarzen Augen im Schein des Kerzenlichtes erkennen. Er bereitete ihr jedoch keine Furcht. Auch nicht, als er sie unter den Achseln fasste und mit einem einzigen fließenden Ruck auf die Füße verbrachte.
Isabella schwankte kurz. Sie tastete nach dem sicheren Halt der Wand. Aber schon wurde sie fortgerissen. Durch eine dunkle Wolke wurde sie geschoben. Erst, als sie im Mittelpunkt des Raumes – vor dem Altar – ankam, durfte sie stehen bleiben. Blindlings griffen ihre gefühlskalten Finger nach der steinernen Kante. Ihr Oberkörper kippte bedrohlich weit vor. Aus ihrer Kehle kämpfte sich ein röchelndes Geräusch frei. Sie musste würgen, als sie sah, was sich direkt vor ihr befand.
Eine Frau lag auf dem Altar. Ihr bleicher Körper steckte lediglich in roter Lackunterwäsche. Stricke banden ihre Hände und Füße an dem Stein fest. Sie zitterte ununterbrochen und musste halb wahnsinnig vor Angst sein.
Isabella wusste ganz genau, um wen es sich bei dieser Frau handelte.
Diese naive Blondine, mit deren alkoholgeschwängerten Erzählungen alles erst angefangen hatte – Alice.
In ihr kämpften Wut und Traurigkeit über ihre ohnmächtige Hilflosigkeit. Ihr Magen krampfte sich zusammen, und sie meinte, sich tatsächlich übergeben zu müssen. Da wurde sie von hinten gepackt. Pierre griff in ihr Haar und zog ihren Kopf brutal zurück in den Nacken. Isabella verdrehte die Augen.
„Bella, meine Hübsche“, sagte er, „wir wollen ein wenig Spaß haben. Du hast doch nichts gegen Spaß?“
Sie schüttelte den Kopf, so weit es ihr in dieser Lage möglich war.
„Wie schön.“
Seine andere Hand streichelte ihren Bauch, fuhr hinauf und massierte die vollen Brüste. Isabella unterdrückte ein erschrockenes Keuchen. Zwar pressten sich ihre Zähne aufeinander, so dass ihr Kiefer vor Anspannung schmerzte, doch sie hielt still.
„Dann kann ich ja gleich zur Sache kommen.“
Etwas Kühles umschmeichelte plötzlich ihre Kehle. Beinahe gleichzeitig setzte der brennende Schmerz an ihrem linken Handgelenk wieder ein. Ihr goldenes Armband schien lichterloh in Flammen zu stehen. Das bemerkte Pierre allerdings nicht. Er spielte mit ihr und ritzte mit dem kühlen Gegenstand ihre Haut an.
Pierre brachte seinen Mund über Isabellas Schulter hin zu dem Ansatz ihres Dekolletés. Mit seinen Küssen verbrannte er sie. Tränen benetzten ihre Lider. Er leckte die Blutspur hinfort, die er ihr zuvor beigebracht hatte. Seine Lippen hinterließen ein dunkles Mal auf ihrer Haut.
Dann schubste er sie weiter gegen die Kante des Altars, so dass ihre Hände die Glieder von Alice zu fassen bekamen. Die fühlte sich so unsagbar kühl an. Das stetige Zittern verriet jedoch, dass sie noch am Leben war.
„Ach, wie süß“, höhnte Chantal. „Die Kleine sorgt sich um unsere dreckige Hure hier.“ Sie ließ ihre Peitsche auf Alice niedersausen, so dass diese sich wimmernd aufbäumte. Doch die Vampirin dachte gar nicht daran, von ihr abzulassen. Ihre langen scharfen Fingernägel kratzten über die nackten Arme der Sterblichen.
Alice weinte nun hemmungslos.
Isabella wollte der Vampirin entgegenspringen und ihr für ihre Gemeinheiten ins Gesicht schlagen. Pierre hielt sie jedoch zurück. Seine Kräfte waren überwältigend. Er drückte sie auf den Altar, bis sich ihre Arme schlaff zur Seite wegschoben und ihr Oberkörper auf dem von Alice lag.
Pierre nahm den Kopf zurück und betrachtete Isabella mit einem unverschämten Gewinnerlächeln. Die versteifte sich jedoch nur.
„So macht das keinen Spaß.“ Chantal zeigte einen Schmollmund.
„Da stimme ich dir zu.“ Auch Pierre richtete sich auf und gewährte seinem Opfer wieder etwas Bewegungsfreiheit. Isabella war allerdings längst starr vor Entsetzen und rührte sich keinen Millimeter von der Stelle.
„Vielleicht bist du morgen Nacht kooperativer, meine Hübsche.“ Er küsste Isabella auf die Stirn. Dann drehte er ihren Leib, so dass sie mit dem Kopf auf dem Busen von Alice lag.
Welch skurrile Situation, sagte sie sich selbst.
Die Vampire schnürten sie an die Fesseln von Alice. So ruhten die beiden Frauen wie ein erschöpftes Liebespaar auf dem Steinaltar. Pierre versetzte sie in einen
Weitere Kostenlose Bücher