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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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Bandenboss krachte auf den Fußboden. Bei dem Lärm, der das gesamte Gebäude erschütterte, stürmten Tommys Rausschmeißer in den Raum. Sie blieben sofort stehen. O'Shay hatte den Boss, der halb auf dem Boden kniete, im Schwitzkasten, das Gesicht zur Decke gedreht und den rasiermesserscharfen Hohlmeißel an seinem linken Auge.
    »Schick deine Gorillas weg.«
    »Verschwindet«, befahl Tommy mit halb erstickter Stimme.
    Die Schläger zogen sich zurück. O'Shay ließ den Bandenboss so plötzlich los, dass der größere Mann rücklings auf dem Fußboden landete, und erhob sich, um sich Sägemehlkrümel von der Hose zu wischen. »Ich wünsche mir Folgendes«, sagte er beinahe freundlich. »Ich möchte, dass du Harry Wing und Louis Loh nach San Francisco schickst.«
    »Was ist in San Francisco?«, fragte Tommy mürrisch, kam mühsam auf die Füße und holte eine Flasche aus seinem Schreibtisch.
    »Der Marc Island Naval Shipyard.«
    »Was zur Hölle ist das?«
    »Eine Marinewerft. Das Gleiche wie der Brooklyn Navy Yard. Dort füllen die Schiffe der Großen Weißen Flotte ihre Vorräte auf. Außerdem werden die Schiffsrümpfe frisch gestrichen, ehe sie nach Honolulu und Auckland und Japan in See stechen.«
    »Eyes, was zum Teufel hast du jetzt schon wieder vor?«
    »Auf dem Gelände des Marc Island Ship Yard steht ein Munitionslager. Ich will, dass Harry Wing und Louis Loh das Depot in die Luft sprengen.«
    »Eine Marinewerft sprengen?« Thompson ließ die Flasche fallen und sprang auf. »Bist du verrückt?«
    »Nein.«
    Tommy sah sich gehetzt um, als wäre er plötzlich von Cops umzingelt, die die Ohren an seine streng bewachten Wände pressten. »Warum erzählst du mir das?«
    »Weil du, wenn das Mare Island Depot in die Luft fliegt, mehr Zaster scheffeln wirst, als du je in deinem Leben auf einem Haufen gesehen hast.«
    »Wie viel?«
    Eyes sagte es ihm, und Commodore Tommy ließ sich grinsend auf einen unbeschädigten Stuhl sinken.
    Van-Dorn-Detektiv John Scully streifte nach wie vor in unterschiedlichen Verkleidungen durch Chinatown. An einem Tag war er ein Straßenhändler, am nächsten ein Lumpensammler, dann ein Trinker, der als Soldat der »Parkbank-Armee« unter freiem Himmel schlief. Oder er stellte einen Vertreter des städtischen Gesundheitsamtes dar, das beträchtliche Schmiergelder einnahm, um die Ausgaben niedrig zu halten. Er schnappte Gerüchte auf, die Gopher-Gang wolle ihren Standort in Richtung Innenstadt verlegen. Bordsteinschwalben erzählten von einer besonders edlen Spielhalle mit Opiumhöhle, deren Geschäftsleitung wählerisch war, was ihr weibliches Personal betraf. Aber die Freundin eines Hip-Sing-Bosses leitete das Etablissement und behandelte die Mädchen anständig.
    »Chinesische Mädchen?«, fragte Scully mit großen Augen und rief damit lautes Gelächter bei den Frauen in der Canal Street hervor, denen er ein paar Drinks spendiert hatte.
    »Es gibt in ganz Chinatown keine chinesischen Mädchen.«
    »Keine Chinesinnen?«
    »Sie dürfen nicht einreisen.«
    »Und woher kriegen sie die Mädchen?«
    »Sie nehmen irische Girls. Was dachtest du denn?«
    »Die Freundin des Chinesen ist Irin?«, fragte Scully in einem Tonfall, als überstiege eine solche Kombination seine Vorstellungskraft.
    Eine der Frauen senkte die Stimme und blickte sich prüfend um, ehe sie flüsterte: »Wie ich hörte, ist sie eine Gopher.«
    Bei dieser Auskunft brauchte Scully den aus allen Wolken fallenden Bauerntölpel nicht mehr zu spielen. Es war absolut ungewöhnlich, weil es entweder schlichtweg unmöglich war oder der Beweis für eine neue und gefährliche Allianz zwischen Hell's Kitchen und Chinatown.
    Scully wusste, dass er jeden auch nur vagen Hinweis auf eine Tong-Gopher-Koalition sofort der Zentrale melden müsste. Oder dass er zumindest Isaac Bell darüber informieren sollte. Aber sein Bauchgefühl und seine jahrelange Erfahrung sagten ihm, dass er kurz vor einem entscheidenden Durchbruch stand, der letztlich zur Auflösung des Hull-44-Falles führen würde. Er glaubte, dass er der Aufdeckung der ganzen Geschichte so nahe war, dass er entschied, den Besuch in der Zentrale um ein oder zwei Tage aufzuschieben.
    Hatten die Gophers das Mädchen als Preis angeboten, um das Geschäft abzuschließen? Laut Harry Warren waren die Gopher-Frauen häufig schlimmere Kriminelle als die Männer - bei weitem raffinierter und hinterhältiger. Wie auch immer die Verbindung aussehen mochte, Detektiv John Scully betrachtete es als

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