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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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überwachen, in dem der Congressional Limited anhält.«
    »Ich behalte die Eisenbahnfähre im Auge. Mal sehen, wer ihn abholt.«
    Unter drei Fähren der Pennsylvania Railroad hatte Yamamoto Kenta die Wahl, um den Fluss vom Jersey City Exchange Place Terminal nach Manhattan zu überqueren. Nachdem er in der riesigen, mit einem Glasdach überdeckten Bahnsteighalle aus dem Congressional Limited ausgestiegen war, konnte er mit einem Boot zur 23rd Street übersetzen oder mit einem anderen zur Desbrosses Street in der Nähe des Greenwich Village. Oder er nahm das Boot, das ihn direkt zur Cortlandt Street in Lower Manhattan brachte. Es gab sogar ein Boot nach Brooklyn und ein weiteres, das den East River zur Bronx hinauffuhr. Für welche Fähre er sich entschied, hing von den Van-Dorn-Agenten ab, die an seinen Fersen klebten.
    Zwei Detektive hatte er in seinem Eisenbahnwagen entdeckt. Und er vermutete, dass ihn ein älterer Mann, der jetzt als anglikanischer Priester verkleidet war, einige Tage zuvor in der Uniform eines Straßenbahnschaffners in Washington, D. C., verfolgt hatte. Er hatte kurz daran gedacht, den Zug bereits in Philadelphia zu verlassen und so die Van Dorns abzuhängen, die den Bahnsteig überwachten. Aber angesichts der zahlreichen Alternativen in New York hielt er es nicht für notwendig, seine ursprüngliche Planung über den Haufen zu werfen und seine Reise vorzeitig zu unterbrechen.
    Es war nach Mitternacht, und die Anzahl der Reisenden, die die Bahnsteighalle eilig verließen, war nur gering und bot ihm weniger Tarnung, als ihm lieb war. Trotzdem lag der Vorteil auf seiner Seite. Die Detektive hatten keine Ahnung, dass er schon seit einer Woche wusste, dass sie ihn beschatteten. Ein Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Eine natürliche Begabung fürs Spionieren? Oder einfach nur Erfahrung? Er hatte sich bereits in diesem Metier betätigt, als viele seiner Verfolger noch nicht einmal geboren waren.
    Wie immer war er mit leichtem Gepäck unterwegs und hatte nur eine kleine Reisetasche. Die Gen’yŏsha verfügte über unbegrenzte Geldmittel; er konnte sich jederzeit neue Kleidung beschaffen, wenn es nötig war. Er musste sie nicht mitschleppen, wenn eine Situation wie diese es erforderlich machte, dass er sich schnell bewegen konnte. Sein Gabardine-Regenmantel war von einem derart hellen Beige, dass es auf den ersten Blick weiß erschien. Sein Hut, ein aufwendig geflochtener Panama mit dunklem Band, hatte die gleiche Farbe.
    Am Übergang vom Bahnsteig zur Empfangshalle sah er, wie der anglikanische Priester seine Schritte beschleunigte und einem hochgewachsenen Mann, den Yamamoto Kenta das letzte Mal in Camden, New Jersey, gesehen hatte, ein Zeichen gab. In Washington eilig eingeholte Erkundigungen - ausgelöst durch die Feststellung, dass er verfolgt wurde - brachten ihn zu der Überzeugung, dass dieser Van- Dorn-Agent der berühmte Isaac Bell war. Bell hatte während des Stapellaufs der Michigan einen weißen Anzug und einen breitkrempigen Filzhut getragen. Jetzt hingegen war er wie ein Matrose kostümiert, mit dickem Pullover und einer Strickmütze auf seinem hellblonden Haar. Yamamoto Kenta lächelte. Man konnte den Spieß auch umdrehen.
    Yamamoto Kenta ließ sich von dem Strom der Passagiere und schwer beladenen Gepäckträger mitziehen und folgte den Wegweisern von der Bahnhofshalle ins Fährenhaus. Eine kleine Flotte Fährschiffe lag startbereit an den Piers - prächtige toskanarote, Qualmwolken ausstoßende, zweistöckige Doppelend-Kolosse, so groß wie Dreadnoughts und allesamt nach amerikanischen Großstädten benannt: Cincinnati, St. Louis, Pittsburgh, Chicago. Da ihre Maschinen in Betrieb waren und sie von den Schrauben gegen die Piers gedrückt wurden, konnte sich der Japaner sogar aussuchen, auf welchem Deck er die Überfahrt machen wollte.
    Pferdegespanne zogen mit klappernden Hufen Frachtwagen auf die unteren Fahrzeugdecks. Sie teilten sich die weiten hallenähnlichen Räume mit Automobilen und Lastwagen. Fußgänger fanden neben ihnen Platz - hinter den Wänden der Passagierkabinen, die sich über die gesamte Länge des Fährschiffs erstreckten. Die Hauptkabinen befanden sich im oberen Deck. Als Erster-Klasse-Passagier konnte Yamamoto Kenta die Zeit der kurzen Überfahrt ungestört in seiner privaten Kabine verbringen. Durch Absperrseile voneinander getrennt, gab es Kabinen für Herren und für Damen. Oder er konnte sich auch im Freien aufhalten, wo der salzige Hafenwind den Qualm und

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