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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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eine Frage seiner persönlichen Ehre, mit der gesamten Geschichte das Knickerbocker aufzusuchen - und nicht nur mit ein paar mickrigen Gerüchten.
    Ein paar Tage später wurde er fündig.
    Er trug wieder sein Landei-Kostüm - einen weit geschnittenen Anzug, der an seiner stattlichen Figur flatterte. Die Säume der Hosenbeine berührten kaum seine völlig unmodernen Schuhe. Aber der teure neue Strohhut, den er bei Brooks Brothers auf dem Broadway gekauft hatte und dessen Krempe sein rundes Gesicht überschattete, sowie die goldene Uhrkette, die an seiner Weste glänzte, signalisierten deutlich, dass er ein geeigneter Kandidat war, um auf die eine oder andere ungesetzliche Art um seine Barschaft erleichtert zu werden.
    Er betrat das Gebäude einer chinesischen Oper in der Doyers Street, die vor kurzem von den Zeitungen als »Bloody Angle« bezeichnet worden war, weil sich die kurze, düstere Straße den Ruf als Schlachtfeld des wogenden Krieges zwischen dem Hip Sing und dem On Leong Tong erworben hatte. Irgendwo in der Doyers Street, so hatte er gehört, befand sich der Hip-Sing-Laden, der mit schönen Mädchen, dem reinsten Opium und einem Roulettetisch samt Croupier, der sein Handwerk aus dem Effeff beherrschte, aufwarten konnte.
    Der Detektiv kannte sich mit Opium und Roulette gut genug aus, um sich vom Roulette fernzuhalten. Er hatte nichts gegen schöne junge Frauen, doch aus irgendeinem Grund konnte er nie verstehen, weshalb so viele von ihnen Gefallen an ihm fanden. Und wenn das geschah, dann machte das Opium eine gute Sache noch um einiges besser.
    Als er auf die Straße zurückkehrte, nachdem er für eine Weile die Bühnenschau verfolgt hatte, traf er auf einen echten Bauerntölpel, der zu einer amerikanischen Flagge hinaufstarrte, die an einem Mast im dritten Stock des Theaters flatterte. »Chinesische Oper?«, wollte er von Scully wissen. »Wie ist die so?«
    »Mit keiner anderen Oper zu vergleichen, die ich je gehört habe«, antwortete Scully. »Der Gesang ist dermaßen schrill, als müssten sie sich mal die Räder und Achsen ölen lassen. Aber die Kostüme und die Schminke sind schon was Besonderes. Bei dem Anblick fallen Ihnen glatt die Augen aus dem Kopf.«
    »Irgendwelche Girls dabei?«
    »Schwer zu sagen.«
    Das Landei streckte ihm die Hand entgegen. »Tim Holian. Waterbury Brass Works.«
    »Jasper Smith. Schenectady Dry Goods«, erwiderte er, und dann erlebte er den Albtraum eines jeden Detektivs.
    »Schenectady? Dann kennen Sie ganz sicher meinen Cousin Ed Kelleher. Er ist der Präsident des Rotary Clubs in Schenectady.«
    »Nicht mehr, seit er mit der Nichte meiner Frau durchgebrannt ist.«
    »Wie bitte? Nein, da liegt wohl ein Irrtum vor. Ed ist verheiratet.«
    »Wenn ich nur daran denke, läuft mir schon die Galle über. Das arme Ding ist gerade mal fünfzehn Jahre alt.«
    Holian ging wie benommen in Richtung Mott Street. Scully lungerte weiterhin in der Nähe des Operneingangs herum. Seine Geduld wurde belohnt, als er schon nach kurzer Zeit von einem Schlepper entdeckt wurde.
    »Sag mal, Bruder, willst du ein wenig Spaß haben?«
    Scully musterte ihn von Kopf bis Fuß. Mittleres Alter, nur noch wenige Zähne und zerlumpte Kleidung, ein ehemaliger Bowery Boy, nicht mehr gewalttätig, sondern bereit, ihn denjenigen auszuliefern, die ihm ans Leder wollten, wenn er den gierigen Blick auf seine Uhrkette richtig deutete. »Was hättest du denn anzubieten?«
    »Wie wäre es mit Mädchen?«
    Scully deutete zur Mott Street. »Der Typ mit dem Strohhut, der gerade dort gestanden hat - der sucht ein Mädchen.«
    »Was ist mit dir? Möchtest du dir ein paar verkommene Süchtige in einer Opiumhöhle ansehen?«
    »Verschwinde.«
    Der Schlepper verstand die Aufforderung als gut gemeinte Warnung und rannte hinter dem Mann aus Waterbury her. Scully bummelte weiter.
    Aber bisher hatte er nicht viel erreicht. Er hatte keinen Deut mehr erfahren, seit er seinen Posten vor dem Gebäude mit der Oper bezogen hatte. Keine Spur von irgendwelchen Kunden, die kamen oder gingen. Vielleicht war es noch zu früh. Aber in diesen Läden hielt man die Fenstervorhänge geschlossen und den Spielbetrieb rund um die Uhr aufrecht. Er hing noch für eine weitere Stunde dort herum, hatte jedoch nicht das Gefühl, seinem Ziel näher zu kommen. Schlepper wie der, den er hatte abblitzen lassen, würden ihn niemals in einen solchen Edelschuppen locken. Daher wimmelte er die Schlepper ab, während er beobachtete, wie ihm eintreffende Gäste

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