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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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den Weg wiesen.
    Etwas Ungewöhnliches fiel ihm ins Auge. Mit schnellen Schritten näherte sich eine junge Irin mit auffallend heller Haut, die ein chinesisches Baby auf de m Arm trug, während sie ängstliche Blicke über die Schulter auf einen Polizisten warf, der sie offenbar verfolgte. Die junge Frau hatte eine so stämmige Figur wie ein Maurer und den Anflug eines verschmitzten Grinsens in den Augen, das Scully auf Anhieb gefiel. Er tippte sich gegen die Hutkrempe und machte auf dem schmalen Bürgersteig Platz, während sie an ihm vorbei zur Mott Street eilte. Aus der Nähe betrachtet, sah das Baby nicht mehr vollkommen chinesisch aus, jedenfalls nicht mit dem Büschel hellroten Haars auf dem Kopf.
    Der Polizist drängte sich an Scully vorbei und holte die Frau an der Ecke der Doyers Street ein. Misstrauisch betrachtete er die Decke in ihrem Arm. Scully schlenderte wie zufällig hinüber, weil er bereits vermutete, was gleich geschehen würde.
    »Ich muss Sie mitnehmen«, sagte der Cop.
    »Weshalb, zum Teufel?«, fragte die junge Mutter.
    »Zu Ihrem eigenen Schutz. Jede weiße Frau, die mit einem Chinesen verheiratet ist, muss beweisen, dass sie nicht entführt wurde und gefangen gehalten wird.«
    »Entführt? Ich wurde nicht entführt. Ich war gerade beim Einkaufen, um meinem Mann später das Abendessen zuzubereiten.«
    »Sie müssen mir Ihren Trauschein zeigen, ehe ich Ihnen das glaube.«
    »Den trage ich doch nicht ständig mit mir herum, um Gottes willen. Sie wissen ganz genau, dass ich verheiratet bin. Sie wollen mich nur piesacken und erwarten wohl, dass ich Ihnen Geld gebe.«
    Der Cop lief rot an. »Sie kommen mit«, sagte er und ergriff ihren Arm.
    John Scully drängte sich heran. »Officer, könnten wir uns mal kurz unter vier Augen unterhalten?«
    »Wer sind Sie? Verschwinden Sie.«
    »Dort, woher ich komme, gilt der Spruch ›Bargeld lacht‹«, sagte Scully und gab dem Cop unauffällig die Banknoten, die er in der Handfläche versteckt hatte. Der Polizist machte auf dem Absatz kehrt und entfernte sich mit schweren Schritten in Richtung Bowery.
    »Warum haben Sie das getan?« Die Frau hatte Tränen hilfloser Wut in den Augen.
    »Mir kam es wie eine gute Idee vor«, sagte Scully. »Belästigen die Leute Sie oft?«
    »Das machen sie mit allen, die einen Chinesen geheiratet haben. Als ob eine Frau kein Recht hätte, selbst zu entscheiden, wen sie zum Mann nehmen will. Sie können nicht ertragen, dass eine weiße Frau einen Chinesen heiratet, daher behaupten sie, wir täten es nur, weil wir opiumsüchtig sind. Was ist denn daran falsch, mit einem Chinesen verheiratet zu sein? Meiner arbeitet hart. Er kommt abends nach Hause. Er trinkt nicht. Er schlägt mich nicht. Natürlich würde ich ihn auf die Bretter schicken, wenn er es täte. Er ist ziemlich klein.«
    »Er trinkt nicht?«, fragte Scully. »Raucht er Opium?«
    »Er kommt zum Abendessen nach Hause«, erwiderte sie lächelnd. »Ich bin sein Opium.«
    Scully machte einen tiefen Atemzug, als sammele er Mut, schaute sich schuldbewusst um und flüsterte: »Wenn jemand es aber nur mal versuchen wollte, um zu erleben, wie es ist?«
    »Dann würde ich sagen, dass er mit dem Feuer spielt.«
    »Nun ja, sagen wir, er wäre bereit, das Risiko einzugehen. Ich bin nicht von hier. Gibt es einen sicheren Ort, um es mal zu versuchen?«
    Die Frau stemmte die Hände in die Hüften und musterte ihn prüfend. »Ich habe gesehen, wie Sie dem Cop mehr als reichlich zugesteckt haben. Haben Sie noch mehr Geld bei sich? Viel?«
    »Ja, Ma'am. Ich habe ganz gut verdient, aber jetzt wird es Zeit, dass ich auch mal lebe. Ich will endlich was ganz Neues ausprobieren.«
    »Es wird Ihre Beerdigung sein.«
    »Ja, Ma'am. So sehe ich das auch. Aber ich würde einiges mehr bezahlen, um irgendwohin zu gehen, wo ich keins über den Schädel kriege.«
    »Sie stehen direkt davor.« Sie deutete mit einem Kopfnicken auf das Opernhaus. Scully blickte zu den hohen Fenstern im zweiten Stock hinauf.
    »Da drin? Dort war ich gerade und habe mir die Oper angehört.«
    »Gäste, die das Besondere suchen, gehen eine Etage höher. Dort können Sie Ihr Opium ausprobieren. Und auch noch andere Dinge.«
    »Gleich hier?« Scully kratzte sich am Kopf und tat so, als könne er es nicht fassen. Seine Detektivarbeit hatte ihn ziemlich weit gebracht. Aber ohne die Frau wäre er Sicherlich noch eine ganze Woche ahnungslos gewesen. Das zeigte, dass gute Werke am Ende doch schon mal belohnt wurden.
    »Gehen Sie

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