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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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ehe seine Mission abgeschlossen war, hatte er bereits die New Yorker Van Dorns auf eigenem Platz geschlagen.
    Zwei junge Frauen kamen auf ihn zu.
    Die eine war eine wohlgerundete dunkelhaarige Irin, die wie eine Chinesin geschminkt und gekleidet war. Die andere war eine zierliche Rothaarige, eine richtige Schönheit mit blauen Augen, die das gedämpfte Laternenlicht blitzend reflektierten. Sie erinnerte Scully an Lillian Russell, ehe sie an Gewicht und weiblichen Rundungen zugelegt hatte. Das konnte allerdings auch die Wirkung ihres großen Hutes mit seiner geschwungenen Krempe sein oder eine natürliche Reaktion auf die berauschenden Wolken süßlichen Rauchs oder die dicke Schicht Farbe und Puder, die wie bei einer Schauspielerin dick auf ein Gesicht geschmiert worden war, das im Grunde überhaupt kein Make-up nötig hatte.
    Die Rothaarige schickte die Dunkelhaarige mit einem kurzen Kopfnicken weg.
    Scullys Pulsschlag beschleunigte sich. So jung sie war, so benahm sie sich doch, als leite sie das Unternehmen. Sie musste die Freundin des Hip-Sing-Chefs sein, die er gesucht hatte.
    »Willkommen in unserem bescheidenen Etablissement«, sagte sie und erinnerte Scully damit an eine chinesische Prinzessin auf der Varietèbühne. Außer dass ihr Akzent reinstes Hell's Kitchen war. »Wie haben Sie zu uns gefunden?«
    »Sadie schickt mich.«
    »Sadie erweist uns große Ehre. Welche Art von Zerstreuung schwebt Ihnen vor, Sir?«
    Scully gaffte wie ein Hinterwäldler, der von den Möglichkeiten, die sich hier boten, vollkommen überwältigt war. Und er war tatsächlich ein wenig überwältigt. Sie redete in einem geschäftsmäßigen Ton, der jeder Madame, die ihren Titel verdiente, Ehre gemacht hätte, musterte ihn jedoch mit einem Blick, als böte sie sich selbst an. Und tatsächlich war sie auch, so musste der leicht geblendete Scully zugeben, um Klassen besser als das übliche Angebot.
    »Was würde Ihnen gefallen?«
    »Ich wollte schon immer mal Opium ausprobieren.«
    Sie war sichtlich enttäuscht. »Das könnten Sie doch auch in jeder Apotheke kriegen. Woher kommen Sie?«
    »Aus Schenectady.«
    »Kann jemand mit Ihren Mitteln kein Opium in einer Apotheke kaufen?«
    »Das wäre zu Hause ein wenig heikel, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Natürlich. Ich verstehe. Nun, dann sollen Sie Ihr Opium haben. Kommen Sie mit.«
    Sie reichte ihm die Hand, die klein, kräftig und warm war. Sie führte ihn zu einer Couch, die hinter einigen Vorhängen teilweise verborgen war, und half ihm, sich bequem hinzulegen und den Kopf auf weiche Kissen zu betten. Eine der stark geschminkten »Chinesinnen« brachte eine Pfeife. Die Rothaarige reichte sie ihm und sagte: »Viel Vergnügen. Wir sehen uns später.«

30
    »Die Gophers haben einen von meinen Jungs erwischt«, meldete Harry Warren, als er mit Isaac Bell im Knickerbocker Hotel telefonierte.
    »Wen?«
    »Den kleinen Eddie Tobin, den Jungen.«
    Bell begab sich auf schnellstem Weg zum Roosevelt Hospital zwischen 59th Street und Ninth Avenue.
    Harry erwartete ihn bereits im Flur. »Ich habe ihn in ein Einzelzimmer legen lassen. Wenn der Boss das nicht bezahlen will, tu ich es.«
    »Wenn der Boss nicht zahlt, zahle ich«, sagte Bell. »Wie geht es ihm?«
    »Sie haben ihm mit Axtköpfen in den Schuhen gegen den Kopf getreten, ihm den Schädel mit einem Bleirohr eingeschlagen und den rechten Arm und beide Beine gebrochen.«
    »Wird er durchkommen?«
    »Die Tobins sind Schiffer auf Staten Island - Austern, Schlepper, Schmuggel. Also ist er ein zäher Bursche. Oder er war es jedenfalls. Schwer zu sagen, wie jemand eine solche Tracht Prügel übersteht. Soweit ich es beurteilen kann, waren sie zu viert. Er hatte nicht die geringste Chance.«
    Bell betrat das Krankenzimmer und stand mit geballten Fäusten vor dem bewusstlosen Detektiv. Sein gesamter Kopf war mit dicken Bandagen umwickelt, durch die Blut Sickerte. Mit einem Stethoskop hörte ein Arzt zentimeterweise seine Brust ab. Neben ihm stand eine Krankenschwester in ihrer weißen Leinentracht bereit. »Scheuen Sie keine Kosten«, befahl Bell. »Ich hätte gern, dass Tag und Nacht eine Schwester bei ihm ist.«
    Dann kehrte er zu Harry Warren in den Flur zurück. »Es ist Ihre Stadt, Harry. Was unternehmen wir deswegen?«
    Der Banden-Experte zögerte, da ihm das, was er darauf zu erwidern hatte, ganz und gar nicht gefiel. »Einzeln legen sie sich nicht mit den Van Dorns an. Aber die Gophers sind in der Überzahl, und wenn es zum Krieg kommen

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