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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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an den Fenstern vorbeiflog. Doch in dem Augenblick, als er und der Zugführer die Überprüfung der Passagierliste abschlössen, nachdem New York vierzig Minuten hinter ihnen lag, spürte Bell, wie die Lokomotive langsamer wurde.
    »Harmon«, erklärte der Zugführer und schaute auf seine Waltham-Uhr. »Wir wechseln die Elektrolok gegen eine Dampflokomotive aus, und dann fliegen wir - schneller als sechs Kilometer in drei Minuten.«
    »Ich halte mal ein Schwätzchen mit meinem alten Nitro- Freund. Würde mich interessieren, was er mit Ihrem Expresswagen vorhat.«
    Während die Lokomotiven ausgetauscht wurden, schickte Bell ein Telegramm an Van Dorn und bat um Informationen über den Deutschen, den Australier, die Chinesen, die mit Arnold Bennett reisten, und Herrn Rikers Mündel. Außerdem schickte er ein Telegramm an Captain Falconer:
    INFORMIEREN SIE GUNNERS TOCHTER,
    DASS MÖRDER TOT.
    Ein einziger Lichtblick der Gerechtigkeit an einem freudlosen Tag. Der Tod von Yamamoto Kenta mochte Dorothy Langner vielleicht trösten, jedoch konnte man ihn kaum als Erfolg oder gar als Sieg bezeichnen. Der Fall, der bereits durch die Ermordung Scullys durcheinandergewirbelt wurde, geriet nun durch den Tod des japanischen Spions, der Bell beinahe seine Jagdbeute auf einen Silbertablett serviert hätte, völlig aus den Fugen.
    Er stieg wieder in den 20th Century.
    Die Atlantic-4-4-2-Dampflokomotive mit ihren charakteristischen hohen Rädern gewann zügig an Tempo und stürmte am Ufer des Hudson River entlang nach Norden weiter. Bell ging zur Spitze des Zuges. Der Clubwagen war mit gemütlichen Polstersesseln möbliert. Männer rauchten, tranken Cocktails und warteten darauf, dass sie bei Barbier und Maniküre an die Reihe kamen.
    »Larry Rosania! Das finde ich toll, dass man sich ausgerechnet hier trifft!«
    Der Juwelendieb schaute von seiner Zeitung hoch, deren Schlagzeilen die unmittelbar bevorstehende Ankunft der Großen Weißen Flotte in San Francisco verkündeten. Fr blickte über den Rand seiner golden geränderten Lesebrille und tat so, als wäre ihm der hochgewachsene, hellblonde Detektiv im weißen Anzug völlig fremd. Seine Umgangsformen waren tadellos, der Tonfall seiner Stimme klang aristokratisch. »Müssten wir uns kennen, Sir?«
    Bell setzte sich unaufgefordert. »Das Letzte, was ich hörte, war, dass dir meine alten Kumpels Wally Kisley und Mack Fulton zu einem längeren Aufenthalt in Sing-Sing verholfen haben.«
    Bei der Nennung der Namen von Beils Freunden ließ Rosania die Fassade fallen. »Ich war sehr traurig, von ihrem Ableben zu erfahren, Isaac. Sie waren interessante Charaktere und rechtschaffene Detektive in einer Welt, der es an beiden! mangelt.«
    »Gefällt mir, dass du so denkst. Wie bist du rausgekommen? Hast du ein Loch in die Gefängnismauer gesprengt?«
    »Haben Sie es nicht gehört? Ich wurde vom Gouverneur begnadigt. Wollen Sie das Schreiben sehen?«
    »Aber liebend gern«, sagte Isaac Bell.
    Der weltmännische Geldschrankknacker fischte aus seiner Jacke eine geschmackvoll verzierte Brieftasche. Dieser entnahm er einen mit goldenem Prägedruck aufwändig gestalteten Umschlag, der wiederum einen zusammengefalteten Bogen Pergamentpapier enthielt. Darauf prangten oben das Siegel des Gouverneurs des Staates New York und darunter Rosanias Name in kunstvoller Handschrift.
    »Einstweilen gehe ich davon aus, dass dies keine Fälschung ist. Aber du gestattest mir doch sicher trotzdem die Frage, was du angestellt hast, um so etwas in die Finger zu kriegen, oder?« »Wenn ich es Ihnen erzähle, werden Sie es mir kaum glauben.«
    »Versuch’s.«
    »Als ich zwölf Jahre alt war, habe ich einer gebrechlichen alten Lady über die Straße geholfen. Dann stellte sich heraus, dass sie die Mutter des Gouverneurs war - ehe er seinen Posten innchatte. Sie hat mir diese freundliche Tat nie vergessen. Ich sagte ja, Sie werden es mir nicht glauben.«
    »Wohin bist du unterwegs, Larry?«
    »Sie haben sich doch gewiss die Passagierliste angesehen. Daher wissen Sie ganz genau, dass ich nach San Francisco reise.«
    »Und was willst du dort in die Luft sprengen?«
    »Ich bin anständig geworden, Isaac. Ich befasse mich nicht mehr mit Geldschränken.«
    »Was immer du treibst, es scheint dir ganz gut zu gelingen«, stellte Bell fest. »Die Fahrkarte für diesen Zug ist nicht gerade billig.«
    »Ich will ganz ehrlich sein«, sagte Rosania. »Und das werden Sie mir auch nicht glauben, aber ich habe eine Witwe kennengelernt,

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