Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
Vom Netzwerk:
werden?«
    »K. C. Dee, Plaza Hotel, New York.«
    »Der Brief wird noch heute Abend zugestellt.« Der Stenograf adressierte den Umschlag, legte einen 20th-Century-Briefbogen zurecht und wartete mit bereitgehaltenem Schreibstift auf den Text.
    Der Zug beschleunigte auf dem Streckenabschnitt, der nach Norden aus der Stadt hinausführte. Steinmauern rechts und links des Bahndamms warfen Schatten und verdunkelten die Waggonfenster, so dass sie das Innere des Wagens reflektierten. Der Spion verfolgte, wie Isaac Beils helles Spiegelbild hinter ihm vorbeiging. Der Schaffner folgte ihm dienstbeflissen, und es war offensichtlich, dass Bell, ganz gleich ob mit Fahrkarte oder ohne, ein willkommener Passagier war.
    »Wenn Sie wollen, können wir anfangen, Sir«, brachte sich der Stenograf in Erinnerung.
    Der Spion wartete noch, bis Bell und der Schaffner in den nächsten Waggon weitergegangen waren.
    »Meine liebe K. C. Dee«, begann er. Er hatte sich gründlich verrechnet, was Beils Reaktion auf den Tod seines Kollegen betraf, und einigermaßen unterschätzt, wie schnell Van- Dorn-Agenten aktiv werden konnten, wenn sie durch den Gang der Ereignisse aufgerüttelt wurden. Glücklicherweise hatte er dafür gesorgt, dass Katherine Dee darauf vorbereitet war, aktiv ins Geschehen einzugreifen. Er brauchte ihr nur ein entsprechendes Zeichen zu geben.
    »Können wir weitermachen, Sir?«
    »Anscheinend hat unser Kunde die letzte Lieferung nicht erhalten«, diktierte er. »Neuer Absatz. Es ist unerlässlich, dass du dich noch heute Nacht persönlich nach Newport, Rhode Island, begibst, um die Angelegenheit zu regeln.«
    Isaac Bell hatte Scullys Ticket für den oberen Schlafwagenplatz Nummer 5 im Pullmanwagen 6 vorgezeigt und darum gebeten, ihm gegen Zahlung des Zuschlags ein Privatabteil zu überlassen. Davon in Kenntnis gesetzt, dass sämtliche Abteile ausgebucht seien, hatte er einen Eisenbahnpass präsentiert. Er war vom Präsidenten einer konkurrierenden Eisenbahnlinie unterzeichnet, jedoch nahmen rivalisierende Eisenbahn-Tycoons auf die persönlichen Launen und Vereinbarungen ihrer Mitbewerber Rücksicht und entsprachen ihnen gewöhnlich.
    »Natürlich, Mr Bell. Glücklicherweise haben wir ein Firmenabteil, das zurzeit nicht benutzt wird.«
    In dem mit Rosenholz getäfelten Abteil vor neugierigen Blicken geschützt, ließ Bell dem Zugführer ein generöses Trinkgeld zukommen.
    »Mit diesem speziellen Pass brauchen Sie mich für guten Service nicht noch einmal zu belohnen, Mr Bell«, sagte der Zugschaffner William Dilber, schloss dabei jedoch die Hand wie eine zuschnappende Rattenfalle um die Goldmünzen.
    Isaac Bell brauchte keinen Service. Er brauchte einen eifrigen Helfer. Er hatte bis zur Ankunft des 20th Century Limited in Chicago weniger als achtzehn Stunden Zeit, um herauszufinden, wer Scully ermordet hatte. Zwischen New York und Chicago würden keine weiteren Fahrgäste zusteigen. Bis auf Van-Dorn-Detektive.
    »Mr Dilber, wie viele Passagiere befinden sich in Ihrem Zug?«
    »Einhundertsiebenundzwanzig.«
    »Einer von ihnen ist ein Mörder.«
    »Ein Mörder«, wiederholte der Zugführer gelassen. Das überraschte Bell nicht im Mindesten. Als Chef eines Luxus-Expresszugs war William Dilber gehalten, angesichts von Entgleisungen, verärgerten Eisenbahnpräsidenten und eingeschneiten Pullmanwagen stets die Ruhe selbst zu sein.
    »Sie wollen Sicherlich einen Blick auf die Passagierliste werfen, Mr Bell. Ich habe sie bei mir.«
    Er holte sie aus der Innentasche seiner makellos adretten dunkelblauen Uniformjacke und faltete sie auseinander.
    »Kennen Sie einige der Passagiere?«
    »Die meisten. Wir haben zahlreiche Stammgäste. Die meisten kommen aus Chicago. Geschäftsleute nach und von New York.«
    »Das ist eine Hilfe. Können Sie die heraussuchen, die Sie nicht kennen?«
    Der Zugführer fuhr mit einem sauberen, gepflegten Fingernagel an den Namen entlang. Er kannte tatsächlich die meisten, da der 20th Century limited fast so etwas wie ein rollender Privatclub war. Der mit einem exorbitanten Zuschlag belegte Expresszug wurde vorwiegend von der kleinen Minderheit von Passagieren in Anspruch genommen, die besonders wohlhabend waren. Zudem verkehrte der Zug auf einer festen Route zwischen New York und Chicago, war gewöhnlich ausgebucht und ließ höchst selten während Zwischenstopps weitere Passagiere zusteigen. Bell entdeckte auf der Liste bekannte Namen aus Wirtschaft, Politik und Industrie sowie einige Schauspieler, die auf

Weitere Kostenlose Bücher