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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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seiner Hand. Er schlug die Augen auf, starrte mit trübem Blick auf Beils Waffe, die auf seinen Kopf zielte, und ließ seine eigene Pistole auf den festgestampften Lehmboden fallen.
    »Ich bin Isaac Bell.«
    »Was ist in die Van Dorns gefahren?«, fragte Tommy ungehalten. »Es hieß doch immer leben und leben lassen. Man bezahlt die Cops und kommt sich gegenseitig nicht ins Gehege. Wir hatten ein so schönes System, und jetzt kommen ein paar private Plattfüße und machen alles kaputt.«
    »Haben Sie deshalb einen meiner Jungs ins Krankenhaus gebracht?«, fragte Bell mit kalter Stimme.
    »Das war nicht meine Idee!«, protestierte Tommy.
    »Nicht Ihre Idee?«, wiederholte Bell. »Wer führt denn die Gophers? Wer gibt ihnen die Befehle?«
    »Es war nicht meine Idee«, wiederholte Tommy mürrisch.
    »Sie erwarten von mir, dass ich glaube, dass sich der berühmte Commodore Tommy Thompson, der jeden Rivalen abserviert hat, um die härteste Bande in New York zu leiten, von jemand anderem herumkommandieren lässt?«
    Wut und Scham flackerten hinter Tommys harter Fassade auf. Bell machte sich das zunutze und lachte. »Vielleicht sagen Sie tatsächlich die Wahrheit. Vielleicht sind Sie wirklich nur ein harmloser Saloonwirt.«
    »Verdammt noch mal!«, fauchte Tommy Thompson. Er versuchte sich aus dem Sessel hochzustemmen. Der hochgewachsene Detektiv stoppte ihn jedoch mit einer warnenden Geste. »Commodore Tommy nimmt von niemandem Befehle an.«
    Bell rief nach Unterstützung, und Harry Warren und zwei seiner Männer kamen die Treppe heruntergepoltert. »Tommy behauptet, es sei nicht seine Idee gewesen, Eddie Tobin zusammenzuschlagen. Jemand habe ihn dazu gezwungen.«
    »Jemand?«, wiederholte Harry spöttisch. »War dieser ›Jemand‹, der befohlen hat, einen Van-Dorn-Agenten zu verprügeln, zufälligerweise derselbe Jemand, der dir auch befohlen hat, Louis Loh und Harold Wing loszuschicken, damit sie das Munitionsdepot auf Mare Island in die Luft sprengen?«
    »Er hat es mir nicht befohlen. Er hat mich dafür bezahlt. Das ist etwas ganz anderes.«
    »Wer?«, wollte Bell wissen.
    »Der Bastard ist abgehauen und lässt mich nun den Mist ausbaden.«
    »Wer?«
    »Der verdammte Eyes O'Shay. Der war es.«
    »Eyes O'Shay?«, fragte Harry Warren ungläubig. »Hältst du uns für Idioten? Eyes O'Shay ist seit fünfzehn Jahren tot!«
    »Nein, das ist er nicht.«
    »Harry«, schnappte Bell. »Wer ist Eyes O'Shay?«
    »Ein junger Gopher, vor Jahren. Ein ziemlich übler Bursche. Aufsteiger. Bis er verschwand.«
    »Ich habe Gerüchte gehört, er sei zurückgekehrt«, murmelte einer von Harrys Detektiven. »Ich hab's aber nicht geglaubt.«
    »Ich glaub's immer noch nicht.«
    »Ich schon«, sagte Isaac Bell. »Der Spion verhält sich schon die ganze Zeit wie ein Gangster.«

Ein göttlicher Funken

42
    1. Juni 1908 New York
    Isaac Bell fragte: »Warum wurde er Eyes genannt?«
    »Wenn jemand mit ihm in eine Prügelei geriet, stach er ihm als Krönung gern ein Auge aus«, erzählte Tommy Thompson. »Dafür stülpte er sich einen Hohlmeißel aus Kupfer über den Daumen. Jetzt ist der Meißel aus Edelstahl.«
    »Ich kann mir vorstellen«, sagte Bell, »dass er nicht sehr oft in einen Kampf verwickelt wurde.«
    »Jedenfalls nicht, nachdem sich seine besondere Technik herumgesprochen hatte«, gab Tommy zu.
    »Abgesehen davon, wie ist er sonst?«
    Tommy Thompson sagte: »Wenn ich hier Geschichten erzählen soll, brauche ich auch was zu trinken.«
    Bell nickte. Die Van-Dorn-Detektive präsentierten eine Kollektion von Flachmännern. Tommy nahm einige, trank jeweils einen tiefen Schluck und wischte sich den Mund mit seinem blutigen Ärmel ab. »Abgesehen davon, dass er immer noch Augen auskratzt, wie ist Brian O'Shay denn sonst? So wie immer. Ein Typ, der um die Ecke gucken kann.«
    »Würden Sie ihn als Führungspersönlichkeit bezeichnen?«
    »Als was?«
    »Als Anführer. So wie Sie. Sie leiten Ihre eigene Bande. Ist er so ein Mann?« »Alles, was ich weiß, ist, dass er die ganze Zeit nachdenkt. Er ist einem immer voraus. Eyes kann in die Leute hineinschauen.«
    »Wenn das die Wahrheit ist, was Sie sagen, Tommy, dass O'Shay nicht tot ist, wo ist er dann?«
    Der Bandenboss schwor, dass er es nicht wisse.
    »Unter welchem Namen tritt er auf?«
    »Das hat er nicht gesagt.«
    »Wie sieht er aus?«
    »Er sieht aus wie jeder andere. Wie ein Verkäufer in einem Laden. Wie ein Bankmensch oder ein Barkeeper. Ich habe ihn kaum wiedererkannt. Er kam

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