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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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Belieferung russischer Revolutionäre. O'Shay hatte ihn auf der Wilhelm der Große kennengelernt. Damals hatten sie einander vorsichtig abgetastet, wenig später auf der Lusitania abermals, und wachsam die verwandte Gesinnung erforscht, die jeder hinter der sorgfältigen Tarnung des anderen vermutete. Es gab Unterschiede: Der Waffenschmuggler, der stets auf Seiten der Rebellen stand, war ein Idealist, der Spion hingegen nicht. Doch im Laufe der Jahre hatten sie verschiedene Geschäfte miteinander gemacht. Der Tausch von Torpedos gegen ein Unterseeboot sollte ihr bislang größtes werden.
    »Wo ist das Holland?«, rief O'Shay übers Wasser.
    »Unter Ihnen!«
    O'Shay blickte in die Wellen. Das Wasser begann zu sprudeln, als koche es. Etwas Dunkles und Schleichendes nahm unter den Luftbläschen Gestalt an. Ein runder Turm aus Panzerstahl tauchte aus dem weißen Schaum auf. Und dann, ganz plötzlich, teilte ein glänzender Rumpf die See. Er war vierunddreißig Meter lang und wirkte so bedrohlich wie ein Felsenriff.
    Eine an Scharnieren befestigte Klappe öffnete sich auf dem Turm. Ein bärtiger Mann schob Kopf und Schultern ins Freie, sah sich um und kletterte heraus. Es war Hunt Hatch, einst leitender Testkapitän der Holland Company, nun jedoch auf der Flucht vor dem Special Irish Branch. Seine Mannschaft folgte ihm nach draußen, einer nach dem anderen, bis fünf Kämpfer der Republican Brotherhood, die ihr Leben dem Kampf für die Autonomie Irlands verschrieben hatten, an Deck standen, im hellen Tageslicht blinzelten und die frische Seeluft gierig einatmeten.
    »Behandeln Sie sie anständig«, hatte Engels verlangt, als sie ihr Geschäft mit einem Handschlag besiegelten. »Das sind tapfere Männer.«
    »Wie meine eigene Familie«, hatte O'Shay versprochen.
    Alle hatten auf Unterseebooten der Royal Navy gedient. Alle waren in englischen Gefängnissen gelandet. Alle hassten England. Wie O'Shay wusste, träumten sie davon, dass - wenn die Amerikaner entdeckten, dass das Unterseeboot und seine elektrisch angetriebenen Torpedos aus England stammten - es so aussehen würde, als hätte England einen Angriff inszeniert, um die amerikanische Schlachtschiffproduktion zu schwächen. Sie träumten davon, dass sich - wenn in Europa der Krieg ausbrach - wütende Amerikaner niemals mit England verbündeten. Dann würde Deutschland England besiegen, und Irland wäre frei.
    Ein reizender Traum, dachte der Spion. Er würde niemandem mehr nützen als Eyes O'Shay.
    »Da ist Ihr Unterseeboot«, rief Engels vom Frachter herunter. »Wo sind meine Wheeler-Torpedos?«
    Eyes O'Shay deutete auf das Segelboot.
    Engels verneigte sich. »Ich sehe die schöne Katherine. Hallooo, liebste Schönheit«, rief er, nachdem er die Hände vor dem Mund zu einem Trichter zusammengelegt hatte. »Ich habe Sie ohne Ihre prächtigen Kleider gar nicht erkannt. Aber ich sehe keine Torpedos.«
    »Unter ihr«, sagte O'Shay. »Vier Wheeler-Mark-14. Zwei für Sie. Zwei für mich.«
    Engels gab mit den Händen ein Zeichen. Die Matrosen des Frachtdampfers schwenkten einen Kranbalken von seinem Ladepfosten nach draußen. »Kommen Sie längsseits, Katherine. Ich übernehme zwei Torpedos - und vielleicht auch Sie, wenn niemand hinschaut.«
    Während Katherine das schwierige Manöver ausführte und Engels' Mannschaft die Torpedos vom Catboat angelte, hörten sie ein Rumpeln wie von fernem Donner. O'Shay verfolgte, wie die U-Boot-Mannschaft kühl analysierte, woher und aus welcher Entfernung der Lärm zu ihnen drang.
    »Sandy Hook Test Range der US Navy«, rief er zu ihnen hinunter. »Keine Sorge. Das Gebiet ist weit entfernt.«
    »Sechstausend Yards«, rief Hunt Hatch zurück, und ein Mann fügte hinzu: »Zehn-Zöller und einige Zwölfer.«
    O'Shay nickte zufrieden. Die irischen Rebellen, die sein Unterseeboot bemannten, kannten ihr Geschäft.
    Es mochte zwar nicht wie ein gerechter Handel aussehen, da das Unterseeboot sechs oder sieben Mal länger war als die Torpedos und frei manövrieren konnte. Aber das Holland, auch wenn die Engländer es gegenüber seinem ursprünglichen Entwurf beträchtlich verlängert und modifiziert hatten, war fünf Jahre alt und aufgrund rasanter Fortschritte im Unterwasserkrieg technisch ziemlich überholt. Die Mark- 14er hingegen waren Ron Wheelers jüngste Entwicklung.
    Jeder Mann hatte, was er wollte. Engels dampfte mit zwei der modernsten Torpedos der Welt davon, um sie dem Höchstbietenden zu verkaufen. Und das Holland und die beiden

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