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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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Avenue.
    Bell kehrte eilends zum Knickerbocker Hotel zurück und rief Archie Abbott zu sich.
    »Fahr sofort nach Newport rauf, zur Torpedofabrik.«
    »Die Jungs aus Boston sind doch schon ...«
    »Ich will dich dort haben. Ich habe bei dieser Attacke ein seltsames Gefühl.«
    »Was für ein Gefühl?«
    »Was, wenn das Ganze nun gar kein Sabotageakt war? Sondern ein Raubüberfall? Bleib so lange dort, bis du genau weißt, was sie mitgenommen haben.«
    Er begleitete Archie zum Zug im Grand Central Terminal und kehrte dann nachdenklich in sein Büro zurück. Abbington-Westlake hatte seinen Verdacht bestätigt. Der Spion war in erster Linie ein Gangster. Aber Commodore Tommy konnte es niemals sein. Der Gopher hatte sein ganzes bisheriges Leben in den engen, verwinkelten Straßen und Gassen von Hell's Kitchen verbracht und dort sein Unwesen getrieben. Die Antwort musste eher bei Louis Loh zu suchen sein. Er konnte der Tong sein. Sogar der Spion. Vielleicht war es das, was Louis in seinen Augen von allen anderen unterschied: Er handelte, als verfolge er ein ganz bestimmtes Ziel. Es wurde Zeit, ihm dazu einige Fragen zu stellen.
    Bell holte Louis Loh spätnachts vom Brooklyn Navy Yard ab und fesselte ihm die Hände auf dem Rücken.
    Loh erlebte seine erste Überraschung, als Bell ihn zum Fluss hinunterführte, anstatt ihn in einen Lastwagen oder ein Automobil zu setzen. Sie warteten am Wasser. Hinter ihnen ragte Hull 44 in den Nachthimmel. Der Wind trug den Klang der Schiffsmotoren, der flatternden Segel, der Dampfpfeifen und Nebelhörner zu ihnen herüber. Abgedunkelt bis auf ihre Fahrtbeleuchtung näherte sich Lowell Falconers Turbinenjacht Dyname beinahe lautlos dem Ufer.
    Matrosen halfen Bell und seinem Gefangenen an Bord, ohne ein Wort zu sprechen. Die Jacht kreuzte in den Fluss und nahm stromabwärts Fahrt auf. Sie fuhr unter der Brooklyn Bridge hindurch, passierte die Battery und beschleunigte auf der Upper Bay.
    »Wenn Sie vorhaben, mich über Bord zu werfen«, sagte Louis Loh, »sollten Sie nicht vergessen, dass ich ganz gut schwimmen kann.«
    »Auch mit den Fesseln?«
    »Ich dachte mir, dass Sie sie mir abnehmen, weil Foltern nicht Ihr Stil ist.«
    Der Steuermann steigerte das Tempo auf dreißig Knoten. Bell brachte Loh in die abgedunkelte Kabine, wo sie sich geschützt vor dem Wind und der Gischt schweigend hinsetzten. Die Dyname überquerte die Lower Bay. Bell sah das Lichtzeichen des Feuerschiffs durchs Bullauge. Als die Dyname mit den ersten hohen Atlantikwellen Bekanntschaft machte, fragte Louis Loh: »Wohin bringen Sie mich?«
    »Aufs Meer.«
    »Wie weit aufs Meer?«
    »Etwa fünfzig Meilen.«
    »Dafür brauchen wir die ganze Nacht.«
    »Nicht mit diesem Schiff.«
    Der Steuermann ging auf volle Kraft. Eine Stunde verging. Dann wurden die Turbinen gedrosselt, die Jacht wurde langsamer und sank tiefer in die Wellen ein. Plötzlich stieß sie gegen ein hartes Hindernis und stoppte vollständig. Bell ergriff Louis' Arm und vergewisserte sich, dass er die Handschellen nicht auf irgendeine Art und Weise geöffnet hatte, und führte ihn dann aufs Deck hinaus. Stumme Matrosen halfen ihnen beim Umsteigen auf das Holzdeck einer Schute. Dann wendete die Dyname und entfernte sich mit schneller Fahrt. Nach wenigen Minuten waren nur noch die Flammen zu sehen, die gelegentlich aus ihrem Schornstein schlugen, und schon bald verschwand die Jacht vollständig in der Dunkelheit.
    »Was nun?«, fragte Louis Loh. Weiße Schaumkronen leuchteten im Sternenschein auf den Wellenkämmen. Die Schute wiegte sich in der Dünung des Atlantiks.
    »Und jetzt klettern wir ein wenig.«
    »Klettern? Was meinen Sie? Wo?«
    »Auf diesen Mast.«
    Bell lenkte Louis' Blick auf den Gittermast. Die luftige Konstruktion war so hoch, dass ihre Spitze die Sterne zu berühren schien. »Was ist das? Wo sind wir?«
    »Wir befinden uns auf einer Zielschute der US Navy Atlantic Firing Range. Ingenieure haben diesen vierzig Meter hohen Gittermast zu Testzwecken auf der Schute errichtet. Er stellt die neueste Entwicklung auf dem Gebiet der Beobachtungsmasten für Richtschützen auf Dreadnoughts dar.«
    Bell kletterte zwei Sprossen hoch, schloss Louis Lohs rechte Handschelle auf und legte sie sich ums rechte Fußgelenk.
    »Bereit? Los geht's.«
    »Wohin?«
    »Diese Leitern hinauf. Wenn ich mein Bein anziehe, dann heben Sie Ihren Arm.«
    »Warum?«
    »Für die Morgendämmerung ist ein Test angesetzt, um zu sehen, wie sich der Mast unter Schlachtbedingungen bei

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