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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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einem Beschuss mit Zwölf-Zoll-Geschützen verhält. Jeder Spion, der sein Geld wert ist, würde alles dafür geben, um diesem Test beizuwohnen. Also los, packen wir es an.«
    Bis zur Mastspitze war es eine lange Kletterpartie, aber keiner der beiden Männer atmete auch nur einen Deut schneller, als sie die Aussichtsplattform erreichten. »Sie sind hervorragend in Form, Louis.« Bell löste die Handschelle von seinem Fußknöchel und hängte sie dafür an eine der röhrenförmigen Verstrebungen des Mastes.
    »Was jetzt?«
    »Wir warten auf die Morgendämmerung.«
    Ein kalter Wind kam auf. Der Mast schwankte, als die Böen durch die Gitterkonstruktion pfiffen.
    Beim ersten Licht des Tages nahm die Silhouette eines Schlachtschiffes am Horizont Gestalt an.
    »Die New Hampshire«, sagte Bell. »Sie erkennen sie gewiss an ihren drei Schornsteinen und dem altmodischen Rammsporn. Sie werden sich erinnern, dass sie mit 7- und 8-Zoll- Geschützen sowie vier 12-Zoll-Gcschützen bestückt ist. Es wird sicher gleich losgehen.«
    Auf dem Schlachtschiff zuckte ein roter Blitz auf. Ein Fünfhundert-Pfund-Geschoss donnerte wie ein Güterzug vorbei. Louis duckte sich. »Was?«, brüllte er. »Was?« Jetzt erst erreichte sie der Geschützknall.
    Ein weiterer Blitz. Ein weiteres Geschoss raste vorbei, diesmal jedoch erheblich näher.
    »Bald haben sie die richtige Entfernung!«, erklärte Bell seinem unfreiwilligen Begleiter.
    Das 12-Zoll-Geschütz blitzte rot auf. Ein Geschoss schlug in einem Funkenregen knapp zwanzig Meter unter ihnen ein. Der Mast erbebte, Louis Loh jammerte: »Sie sind wahnsinnig!«
    »Es heißt, diese Konstruktion sei erstaunlich stabil«, erwiderte Bell.
    Weitere Geschosse rauschten vorüber. Als wieder eines das angepeilte Ziel traf, schlug Louis die Hände vors Gesicht.
    Nicht lange, und der Himmel hatte sich so weit aufgehellt, dass Bell seine goldene Uhr lesen konnte. »Nur noch ein paar einzelne Schüsse. Danach sollen Salven abgefeuert werden. Ehe sie die Übung mit einigen Breitseiten beenden.«
    »Okay, okay. Ich gebe zu, ich bin ein Tong.«
    »Sie sind mehr als ein Tong«, widersprach Bell eisig. Er wurde durch einen überraschten Ausdruck auf Louis Lohs sonst so unbeweglichem Gesicht belohnt.
    »Was meinen Sie?«
    »Sun-tzu über die Kunst des Krieges. Ich darf Ihren Landsmann zitieren: ›Übe die Kunst der Verstohlenheit, so dass du unsichtbar bist.‹«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Sie haben mir im Zug gesagt: ›Sie denken, dass wir alle Opiumsüchtige oder Tong-Gangster sind.‹ Da klangen Sie wie jemand, der alles von einer höheren Warte aus betrachtet. Wer sind Sie wirklich?«
    Eine Salve donnerte heran. Zwei Geschosse rasten durch die Konstruktion. Noch stand der Mast, aber er schwankte heftig hin und her.
    »Ich bin kein Tong.«
    »Gerade haben Sie mir noch das Gegenteil gestanden. Also was ist jetzt richtig?« »Ich bin kein Gangster.«
    »Hören Sie auf, mir zu erzählen, was Sie nicht sind, und verraten Sie endlich, was Sie sind.«
    »Ich bin Mitglied der Tongmenghui.«
    »Was ist die Tongmenghui?«
    »Die Chinesische Revolutionsarmee. Wir sind eine geheime Widerstandsbewegung. Wir haben uns der Wiederbelebung der chinesischen Gesellschaft verschrieben.«
    »Erklären Sie mir das«, verlangte Isaac Bell.
    In einem aufgeregten Redeschwall gestand Louis Loh, ein leidenschaftlicher chinesischer Nationalist zu sein und dass er den Plan verfolge, die korrupte Kaiserin zu stürzen. »Sie ist im Begriff, China zu erwürgen. England, Deutschland, ganz Europa und sogar die Vereinigten Staaten zehren von dem, was von der sterbenden chinesischen Nation noch übrig ist.«
    »Wenn Sie wirklich ein Revolutionär sind, was haben Sie dann in Amerika zu suchen?«
    »Dreadnought-Schlachtschiffe. China muss eine moderne Flotte aufbauen, um koloniale Eindringlinge abzuwehren.«
    »Indem die Große Weiße Flotte in San Francisco versenkt wird?«
    »Das geschah nicht für China! Das geschah für ihn.«
    »›Ihn‹? Von wem reden Sie?«
    Mit einem besorgten Blick zur New Hampshire sagte Loh: »Es gibt einen Mann - einen Spion. Er bezahlt dafür. Nicht mit Geld, sondern mit wertvollen Informationen über die Dreadnoughts der anderen Nationen. Wir, Harold Wing und ich, geben diese Informationen an die chinesischen Schiffsingenieure weiter.«
    »Und Sie bezahlen dafür, indem Sie tun, was er von Ihnen verlangt.«
    »Genau, Sir. Können wir jetzt wieder nach unten klettern?«
    Bell wusste sofort, dass er

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