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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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luxuriös anmutenden Messingbeschlägen und Mahagoniholzwerk ausgestattet worden. Wie ein Fremdkörper zwischen den schmuddeligen Frachtkähnen ankernd, war sie, wie Bell zugeben musste, vor Entdeckung so gut wie sicher.
    Farley Kent huschte eine Gangway hinauf. Die Bullaugen einer niedrigen Kabine waren erhellt. Er klopfte an die Tür. Sie schwang auf, Licht drang heraus, und er verschwand in der Kabine und zog die Tür hinter sich zu. Bell folgte ihm auf dem Fuße. Er setzte seinen Hut wieder auf und überquerte mit schnellen, energischen Schritten den Pier. Ein Deckarbeiter auf einem der Frachtschiffe bemerkte ihn. Bell schickte ihm einen drohenden Blick und ein abwehrendes Kopfnicken - der Mann verlor sofort jegliches Interesse an ihm. Bell vergewisserte sich, dass sich niemand auf den Decks der Jacht aufhielt, bewegte sich lautlos über die Gangway und presste sich mit dem Rücken gegen die Außenwand der Kabine.
    Er nahm den Hut wieder ab und lugte durch ein Bullauge, das einen Spalt breit geöffnet war, um frische Luft hereinzulassen.
    Die Kabine war klein, aber erstklassig eingerichtet. Messingene Schiffslampen warfen einen warmen Lichtschein auf die Mahagonitäfelung. Bell registrierte mit schnellem Blick eine Anrichte mit Kristallgläsern und Karaffen, die kippsicher in entsprechenden Holzgestellen arrangiert waren, dazu einen gedeckten Esstisch, umschlossen von einer hufeisenförmigen Sitzbank mit aufwändiger grüner Lederpolsterung, und ein Sprachrohr für die Kommunikation mit jeder Station des Schiffes. Über dem Esstisch hing ein Henry-Reuterdahl-Gemälde von der Großen Weißen Flotte.
    Kent schlüpfte aus seinem Mantel. Beobachtet wurde er dabei von einem eher kleinen, stämmigen, athletisch gebauten Navy-Offizier mit imposantem Brustkorb und Kapitänsstreifen auf seinen Epauletten. Sein Gesicht konnte Bell zwar nicht sehen, aber er hörte Kent ausrufen: »Dieser verdammte Detektiv. Er wusste genau, welche Fragen er stellen musste.«
    »Was haben Sie ihm gesagt?«, fragte der Captain mit ruhiger Stimme.
    »Nichts. Habe ihn vom Werftgelände entfernen lassen. So ein impertinenter Schnüffler!«
    »Hatten Sie den Eindruck, dass sein Besuch mit Alasdair MacDonald zusammenhing?«
    »Ich hatte keine Ahnung, was ich denken sollte. Er hat mich ganz schön ins Schleudern gebracht.«
    Der Kapitän nahm eine Flasche von der Anrichte und füllte ein Glas. Als er es zu Kent hinüberschob, sah Bell endlich sein Gesicht - es war jugendlich, markant und vor zehn Jahren auf der Titelseite jeder Zeitung und Illustrierten der Nation zu sehen gewesen. Seine Heldentaten während des Spanisch-Amerikanischen Krieges wetteiferten, was Mut und Tapferkeit betraf, mit den Taten von Teddy Roosevelts Rauen Reitern.
    »Das ist doch nicht zu fassen ...«, sagte Bell halblaut.
    Er stieß die Kabinentür auf und trat ein.
    Farley Kent zuckte zusammen. Der Navy-Captain blieb völlig ruhig und musterte den hochgewachsenen Detektiv mit erwartungsvollem Blick.
    »Willkommen an Bord, Mr Bell. Als ich die schreckliche Nachricht aus Camden erhielt, hatte ich gehofft, dass Sie den Weg hierher finden würden.«
    »Was ist Hull 44?«
    »Fragen Sie lieber: Warum Hull 44«, erwiderte Captain Lowell Falconer, der Held von Santiago.
    Er streckte dem Besucher eine Hand entgegen, die durch Granatsplitter zwei Finger eingebüßt hatte.
    Bell ergriff sie. »Es ist mir eine große Ehre, Sie kennenlernen zu dürfen, Sir.«
    Captain Falconer wandte sich zum Sprachrohr um. »Ablegen.«

13
    Füße stampften über das Deck. Ein Lieutenant erschien an der Tür, und Falconer wechselte einige eilige Worte mit ihm. »Farley«, rief er dann, »Sie können ruhig in Ihren Zeichensaal zurückkehren.« Der Konstrukteur verließ wortlos die Kabine. Falconer sagte: »Bitte warten Sie hier, Bell. Es dauert keine Minute.« Er ging mit seinem Lieutenant hinaus.
    Bell hatte das Reuterdahl-Gemälde von der Großen Weißen Flotte im vorangegangenen Januar auf der Titelseite des Collier's Magazine gesehen. Die Flotte ankerte im Hafen von Rio de Janeiro. Ein mit Einheimischen besetztes Ruderboot hielt auf den strahlend weißen Rumpf des Flaggschiffs Connecticut zu, und ein Mann im Bug hielt ein Schild hoch, auf dem in großen Lettern zu lesen war:
    AMERICAN DRINKS. SQUARE DEAL
    at JS GUVIDOR
    Rauch und Schatten in einem dunklen Bereich des sonnendurchfluteten Hafens verbargen den schlanken Rumpf eines deutschen Kreuzers.
    Das Deck bewegte sich unter Beils Füßen. Die

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