Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
Vom Netzwerk:
Viertel, in dem die meisten Männer Stoffmützen als Kopfbedeckung bevorzugten, recht einfach zu verfolgen. Außerdem konnte man seinen hellbraunen Mantel zwischen den dunklen Mänteln und Cabans gar nicht übersehen.
    Die Sand Street führte zwischen Marinewerft und Brooklyn Bridge durch einen Distrikt mit Fabriken und Lagerhäusern. In der feuchtkalten Abendluft lagen die vielfältigen Gerüche von Schokolade, frisch geröstetem Kaffee, Kohlenrauch, Salzwasser, und dazu kam noch das eigenartige stechende Aroma der elektrischen Funken, die von den Oberleitungen der Straßenbahnwagen in die Dunkelheit sprühten. Bell stellte fest, dass es in diesem Viertel genügend Saloons und Spielhallen gab, um mit der »Barbary Coast« in San Francisco konkurrieren zu können.
    Kent überraschte ihn an der imposanten Sand Street Station, wo Straßenbahnen, Hocheisenbahnen und eine im Bau befindliche U-Straßenbahnlinie für den weiteren Verlauf über die Brooklyn Bridge zusammengeführt wurden. Anstatt unter der Station hindurchzueilen und den Weg zu den Heights und zum Hotel St. George fortzusetzen, schlüpfte der Schiffsingenieur plötzlich durch eine Lücke in der Mauer, die einen Zugang zur Brooklyn Bridge abstützte, und eilte die Treppen hinauf. Bell wich einem Straßenbahnwagen aus und folgte dem Schiffsbauer. Scharenweise strömten Menschen die Treppe herunter und versperrten ihm die Sieht. Er wühlte sich durch die Massen nach oben. Dort sah er, wie Farley Kent auf der Holzpromenade in der Mitte der Brücke in Richtung Manhattan marschierte. So viel zu der Lady im Hotel St. George.
    Der Laufgang wurde von hochgelegten Eisenbahn- und Straßenbahnschienen flankiert und war mit dem allabendlichen Gewimmel von Menschen bevölkert, die von ihren Arbeitsplätzen in Manhattan nach Hause zurückkehrten. Eisenbahnzüge und Straßenbahnen ratterten vorbei. Sie waren mit Fahrgästen vollgestopft, und Bell - der jahrelang Verbrecher zu Pferde in den Weiten des Wilden Westens verfolgt hatte - entwickelte ein tiefes Verständnis für diejenigen, die lieber zu Fuß durch die Kälte liefen, selbst wenn sie das Quietschen und Kreischen der Schienenräder dabei ertragen mussten.
    Kent warf einen Blick über die Schulter. Bell nahm seinen auffälligen breitkrempigen weißen Hut ab und bewegte sich hin und her, um sich hinter den Passanten zu verstecken. Sein Jagdwild kämpfte sich gegen den Fußgängerstrom vorwärts, hatte den Kopf gesenkt, blickte starr auf die Laufbohlen und war blind für das aufregende Panorama der hell erleuchteten New Yorker Wolkenkratzer und den funkelnden Teppich aus roten, grünen und weißen Positionslaternen der Schlepper, Frachtkähne, Dampfschiffe und Fähren, die knapp siebzig Meter unter der Brücke durch den East River pflügten.
    Auf der Manhattan-Seite führten die Stufen zum City Hall Distrikt hinunter. Sobald Kent das Ende der Treppe erreicht hatte, wandte er sich wieder in Richtung Fluss, den er soeben überquert hatte. Bell folgte ihm und fragte sich, welche Absichten Kent wohl verfolgte, während sie den Hafenanlagen näher kamen. Die South Street, die unter der Brücke hindurch und parallel zum East River verlief, endete in einem Wald von Schiffsmasten und Bugsprieten. Wie Finger gigantischer Hände ragten Piers und Lagerhäuser in den Strom hinaus und bildeten Slips, in denen Dreimastsegler, Dampfschiffe mit hohen Schornsteinen und Eisenbahnschuten vertäut waren.
    Kent schlug die Richtung zur Stadt ein und entfernte sich von der Brooklyn Bridge. Er eilte mehrere Blocks weit, rannte fast und drehte sich kein einziges Mal um. Als er den Catherine Slip erreichte, verließ er die Straße und ging zum Wasser hinunter. Bell sah Frachtschiffe, die dicht an dicht nebeneinander ankerten. Deckkräne schwenkten mit Fracht beladene Paletten vom jeweiligen Schiff an Land. Hafenarbeiter rollten sie mit Sackkarren in die verschiedenen Lagerhäuser. Kent passierte die Frachter und steuerte auf eine lange und ungewöhnlich schlanke Dampfjacht zu, die von der South Street aus nicht zu sehen war.
    Bell beobachtete das weitere Geschehen und nutzte die Ecke eines Lagerhauses als Deckung. Die schlanke Jacht, die eine Länge von gut dreißig Metern hatte, besaß einen weiß lackierten stählernen Rumpf, der einer Messerklinge nachempfunden worden war, eine mittschiffs gelegene Kommandobrücke und einen hohen Schornstein an achtern. Trotz ihrer rein auf die praktische Funktion reduzierten Erscheinung war sie mit

Weitere Kostenlose Bücher