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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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wird es zu spät sein, mich noch aufzuhalten.«
    »Haben Sie Angst um Ihr Leben?«
    »Ich würde mich wundern, sollte ich nicht sterben. Glücklicherweise habe ich diese Frage für mich beantwortet. Und das ist es auch nicht, was mich bedrückt.«
    »Damit wären wir wieder bei der gleichen grundsätzlichen Frage, Hans. Wollen Sie, dass amerikanische Kriegsschiffe deutsche Kriegsschiffe versenken?«
    »Vielleicht ist es das Warten, das mir zu schaffen macht. Egal wo ich bin, überall höre ich sie auf die Keile einschlagen. Es klingt wie das Ticken einer Uhr. Tick-tack. Ticktack. Es ist immer die Zeit, die für all die Unschuldigen verstreicht, die nicht ahnen, dass sie bald sterben werden. Das macht mich verrückt ... Was ist das?«
    Der Spion schloss seine Hand um einige Geldscheine. Der Deutsche zuckte zurück. »Ich will kein Geld.«
    Der Spion packte sein Handgelenk mit einem erstaunlich harten Griff. »Entspannen Sie sich. Suchen Sie sich nette weibliche Gesellschaft. Sie wird Ihnen die Wartezeit verkürzen.« Abrupt erhob er sich.
    »Wollen Sie schon gehen?« Plötzlich flackerte Angst in den Augen des Deutschen auf - Angst, mit seinem Gewissen allein zu sein.
    »Ich bleibe in der Nähe, behalte alles im Auge.« Der Spion lächelte beruhigend und klopfte dem Deutschen auf die Schulter.
    »Suchen Sie sich das passende Mädchen. Genießen Sie die Nacht. Ehe Sie sich versehen, ist sie vorbei, und der große Tag bricht an.«

23
    Kellner in rot-weißen Uniformen und mit blauen Fliegen um den Hals verteilten Brunnenkresse-Sandwiches und Weinflaschen in Eiskübeln im Prominentenpavillon. Barkeeper mit farblich ähnlich patriotisch gestalteten Ärmelschonern rollten Bierfässer und Servierwagen voll hartgekochter Eier in die Zelte der Werftarbeiter am Flussufer. Ein warmer Lufthauch wehte durch den riesigen Schuppen, in dem sich die Helling befand, und Sonnenstrahlen drangen durch die Glasscheiben im Dach. Es schien, als sei die Hälfte der Bevölkerung von Camden, New Jersey, auf den Beinen, um den Stapellauf der Michigan zu feiern, die mit ihren 16000 Tonnen am oberen Ende einer Gleitbahn, die sich in den Fluss hinabsenkte, im Gleichgewicht gehalten wurde.
    Der Schuppen war mit dem Klang von Stahl, der gegen Holz geschlagen wurde, erfüllt, doch der Rhythmus des Hämmerns hatte sich deutlich verlangsamt. Die Keile hatten das Schiff von fast allen Pallen gelöst. Außer auf einigen wenigen Keilen ruhte der Rumpf auf dem Schlitten, der den stählernen Koloss ins Wasser tragen sollte.
    Die Plattform, die den stählernen Bug des Schiffes umgab und auf der die Schiffstaufe stattfinden sollte, war ebenfalls mit roten, weißen und blauen Wimpeln und Girlanden geschmückt. Eine Champagnerflasche in einem geflochtenen Netz, die mit Seidenbändern - gleichfalls in den Farben der amerikanischen Flagge - verziert war, auch um das Herumfliegen von Glassplittern zu vermeiden, wartete in einem großen mit Rosen gefüllten Korb auf ihren Einsatz.
    Die Taufpatin des Kriegsschiffes, eine hübsche dunkelhaarige junge Frau, die die Taufe vornehmen würde, stand in einem gestreiften Flanellkostüm und mit einem breitkrempigen, mit rosafarbenen Pfingstrosen ausstaffierten Merry- Widow Hut auf dem Kopf daneben. Sie ignorierte die aufgeregten Instruktionen eines stellvertretenden Marineministers - ihres Vaters der sie warnte, sich im letzten Moment auf keinen Fall zurückzuhalten, sondern die Flasche »mit aller Kraft zu schleudern, sobald sich das Schiff in Bewegung setzt, sonst ist es zu spät«.
    Sie hatte jedoch nur Augen für einen großen, hellblonden Detektiv in weißem Anzug, dessen Blick ruhelos hin und her wanderte und bis auf sie alles einer genauen Prüfung unterzog.
    Isaac Bell hatte kein Bett mehr gesehen, seit er vor zwei Tagen in Camden eingetroffen war. Ursprünglich hatte er vorgehabt, mit Marion am Abend vor dem Festakt anzureisen und in Philadelphia zu dinieren. Aber das war gewesen, ehe das Büro in Philadelphia ein dringendes Telegramm nach New York geschickt hatte. Beunruhigende Gerüchte seien im Umlauf, ein geheimnisvoller Deutscher habe die Absicht, den Stapellauf zu stören. Detektive, die die deutsche Einwanderergemeinschaft überwachten, hatten von der kürzlich erfolgten Ankunft eines Deutschen gehört, der behauptete, aus Bremen zu kommen, jedoch mit deutlichem Rostocker Akzent spreche. Er rede zwar davon, Arbeit bei der New York Ship zu suchen, habe sich jedoch nie bei der Firma gemeldet und vorgestellt.

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