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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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verirrte Schrotkugel zog eine Furche in seinen linken Arm. Es kam ihm wie ein Maultiertritt vor, der ihm beinahe den .45er aus der Hand schlug. Er rollte sich über den Fußboden und sprang auf, beide Pistolen schussbereit, aber der Gangster, der die Coach Gun abgefeuert hatte, lag auf dem Rücken und umklammerte seine Schulter.
    »Wer von euch Stinktieren ist Tommy Thompson?«
    »Er ist nicht hier, Mister.«
    Bell kam es kurz in den Sinn, dass die Wut, die sein Gesicht verzerrte und die Männer einschüchterte, ihn vielleicht daran hindern mochte, logisch zu denken. Es war ihm jedoch egal.
    »Wo ist er?«, rief er.
    »In einem seiner neuen Schuppen.« »Wo?«
    Irgendwo in einem verborgenen Winkel von Isaac Beils Bewusstsein warnte ihn eine Stimme, dass er sein Leben riskierte, wenn er so weitermachte. Aber Beils Kampfstimme, die stets dicht unter der Oberfläche seines Bewusstseins er klang, meinte, dass ihn in diesem schwach erleuchteten Bar Raum niemand töten konnte. Blitzschnell klärte er diesen Widerspruch: Der Kämpfer sah etwas, das der Besorgte nicht sah. Es war zu simpel. Zwölf Gophers, aber nur zwei hatten Waffen hervorgeholt. Von Rechts wegen hätte ihn die Bande mit einem Bleiregen eindecken müssen. Stattdessen rissen sie Münder und Augen auf.
    »Wo ?«
    »Keine Ahnung, Mister.«
    »In einem der neuen Läden.«
    Die Angst und Verwirrung im Tonfall der Gangster ließen Bell ein wenig genauer hinschauen. Jetzt erst bemerkte er, dass das Waffenarsenal, das sie fallen gelassen hatten, aus Schlagringen, Totschlägern und Messern bestand. Keine Pistolen. Dann dämmerte es ihm. Er hatte vorwiegend alte Männer vor sich, zahnlos, bucklig, voller Narben - ausschließlich armselige, heruntergekommene Slumbewohner von Hell's Kitchen, wo man mit vierzig zum alten Eisen zählte und mit fünfzig ein Greis war.
    Neue Läden. Das war's. Commodore Tommy Thompson war aufgestiegen und hatte sie zurückgelassen. Diese armen Teufel waren von ihrem Boss im Stich gelassen und von einem vor Wut rasenden Detektiv zu Tode erschreckt worden, als er die Tür aufgebrochen und die einzigen beiden Männer, die genügend Mumm in den Knochen gehabt hatten, sich zu wehren, niedergeschossen hatte.
    Bell spürte, wie sich eine eisige Ruhe auf ihn herabsenkte und ihn die augenblickliche Lage glasklar durchschauen ließ.
    Bei den Hell's-Kitchen-Gophers kündigten sich Veränderungen an, und er hatte einen starken Verdacht, wodurch sie ausgelöst wurden. Die alten Männer sahen, wie sich sein Gesicht entspannte. Einer fragte zaghaft: »Dürfen wir die Hände wieder runternehmen, Mister?«
    Der hochgewachsene Detektiv war immer noch zu wütend, um lächeln zu können, aber er stand kurz davor.
    »Nein«, antwortete er. »Lasst sie dort, wo ich sie sehen kann.«
    Eine Taxihupe ertönte auf der Straße.
    Durch die Tür warf Bell einen Blick nach draußen. Das Taxi stoppte. Fünf Van-Dorn-Veteranen und ein junger Nachwuchsdetektiv stiegen mit grimmigen Mienen aus dem Automobil. Jeder war bewaffnet. Ihnen folgte ein Trupp Polizisten zu Fuß. Harry Warren, der Banden-Experte der Agentur, führte die Van Dorns an. Er presste eine abgesägte Schrotflinte an den Oberschenkel und hatte eine Pistole in seinem Hosenbund. Er drückte dem Youngstar ein Bündel Banknoten in die Hand und gab ihm durch eine Geste zu verstehen, er solle das Geld unter den Polizisten verteilen. Dann nahm er die Fassade von Commodore Tommy's Saloon in Augenschein.
    Bell kam auf die Straße, »'n Abend, Jungs.«
    »Isaac! Alles okay?«
    »Bestens. Was habt ihr denn hier zu suchen?«
    »Ihr Yale-Club-Portier hat im Knickerbocker angerufen. Er klang sehr besorgt und meinte, Sie könnten vielleicht Hilfe gebrauchen.«
    »Der alte Matthew ist ja wirklich wie eine Glucke.«
    »Was zum Teufel haben Sie hier zu suchen?«
    »Habe einen Spaziergang gemacht.«
    »Einen Spaziergang?« Sie schauten die schmuddelige Straße hinauf und hinunter. »Einen Spaziergang?« Dann starrten sie Isaac Bell an. »Und ich nehme an, dass Sie dort, wo Sie das Loch im Ärmel haben, von einer Mücke gestochen wurden«, stellte einer der Detektive fest.
    »Vielleicht war es die gleiche, die das Schloss in der Tür zerschossen hat?«, fragte ein anderer.
    »Und die dafür gesorgt hat, dass die Gophers in der Bar die Hände zur Decke strecken?«, fragte ein dritter.
    Harry Warren winkte dem Jungen, der soeben zurückkam. »Eddie, sag den Cops, sie sollen einen Krankenwagen schicken.«
    Isaac Bell grinste.

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