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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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Polizeibeamter, athletische Figur, mit Schlagstock und Revolver bewaffnet, musterte ihn prüfend und wechselte kommentarlos die Straßenseite. In der Ninth Avenue hatten sich gruppenweise Männer und ein paar Frauen, vorwiegend in vorgerücktem Alter und schäbig gekleidet und mit den verzweifelten Mienen von Obdachlosen, auf den Straßenbahnschienen unter der Hochbahn versammelt. Sie starrten in das dunkle Gittergerüst mit Ventilatoren gekrönter Säulen hinauf, die die hochgelegten Eisenbahnschienen stützten. Bell drängte sich zwischen ihnen hindurch. Dann blieb er abrupt stehen. Ein Mann im Straßenanzug hing an einem Seil, das um seinen Hals geschlungen war, von einem Querträger herab und baumelte träge im Wind.
    Ein Expresszug donnerte auf dem mittleren Gleis über die Schaulustigen hinweg. Während sein Rattern und Klirren in der Ferne verhallte und wieder Stille eintrat, murmelte jemand: »Sieht so aus, als wollten die Gophers, dass der Iceman langsam stirbt.«
    Ein Betrunkener meinte kichernd: »Vielleicht hat der Iceman auch Selbstmord begangen.«
    »Ja sicher«, antwortete sein Nachbar spöttisch. »Und vielleicht kommt der Papst auf ein Bier bei Commodore Tommy vorbei.«
    Sie lachten. Eine zahnlose alte Frau fand das gar nicht spaßig. »Die Toten darf man nicht verspotten.«
    »Er hat sein Schicksal verdient. Verdammter Mistkerl.«
    Ein alter Mann mit Schlapphut auf dem Kopf knurrte: »Kein Gopher tötet einen anderen, weil er ein Mistkerl ist. Sie haben den Iceman umgebracht, weil er allmählich größenwahnsinnig wurde.«
    Isaac Bell drängte sich an ihnen vorbei und setzte seinen Weg fort.
    Beide irrten sich. Die Gophers hatten Weeks aus dem Weg geräumt, um die Beweiskette zu kappen, die seinen Boss mit dem Mord in Camden in Verbindung brachte. Auf eine gewisse Art war es ein Akt der Gerechtigkeit - zugegeben, einer ziemlich brutalen Gerechtigkeit. Aber nicht aus diesem Grund war die Tat begangen worden, sondern nur zum Selbstschutz. Welche Verbindung bestand jetzt noch zwischen der Ermordung Alasdairs und dem Spion, der den Auftrag gegeben hatte?
    Er konnte bereits den kalten Atem des Flusses spüren und hörte den Klang von Nebelhörnern und die Dampfpfeifen der Schleppboote. Durch Weeks' Tod war er dem Spion, der die Personen beseitigen wollte, die sich Hull 44 ausgedacht hatten, keinen Deut näher gekommen als vorher.
    Er ging schneller und blieb schließlich unter einem Reklameschild im ersten Stock eines vom Verfall gezeichneten roten Klinkerbaus stehen, der so betagt war, dass er noch nicht einmal über Feuertreppen verfugte. Verblichene weiße Lettern auf grauem Grund verkündeten Commodore Tom my's Saloon.
    Das Gebäude erinnerte eher an eine Festung als an einen Saloon. Trübes Licht drang durch die vergitterten Fenster. Drinnen hörte er Stimmen. Aber als er sein Glück am Eingang versuchte, war die Tür verschlossen. Bell zog den .45er aus dem Mantel, feuerte vier Schüsse rund um den Türknauf in die Tür und öffnete sie mit einem Fußtritt.
    Er schlüpfte durch die Öffnung, gelangte in einen schwach erleuchteten Gastraum und presste sich sofort mit dem Rücken an die nächste Wand. Ein Dutzend Gophers hatte nichts Eiligeres zu tun, als Tische umzukippen und dahinter in Deckung zu gehen.
    »Ich erschieße den Ersten, den ich mit einer Kanone sehe«, warnte Isaac Bell.
    Sie starrten ihn entgeistert an. Blicke sprangen zur Tür, zurück zu ihm, wieder zur Tür. Einander überrascht anblickend, begriffen die Gophers, dass Bell allein war, und erhoben sich drohend.
    Bell wechselte den ,45er in die linke Hand und zückte mit der rechten Hand die Browning.
    »Jeder hält die Hände so, dass ich sie sehen kann.«
    Beim Anblick des rasenden Detektivs vor der Wand, der mit zwei Pistolen den Gastraum in Schach hielt, ließen die meisten Männer ihre Waffen fallen und zeigten leere Hände. Bell zielte auf die beiden, die nicht gehorchten. »Sofort!«, wiederholte er. »Oder hier gibt es nur noch Tote!«
    Eine altertümliche Sattelpistole mit bedrohlich gähnender Mündung kam hoch. Bell schoss sie dem Gangster aus der Hand. Der Mann schrie vor Schmerzen, aber auch vor Verblüffung auf. Der andere richtete eine schwere Coach Gun auf ihn. Es war eine großkalibrige Doppelschrotflinte mit kurzen Läufen, die ihn hätte in ein Sieb verwandeln können. Bell warf sich zur Seite, während er abermals die Browning abdrückte. Bleischrot füllte die Luft, wo er soeben noch gestanden hatte. Eine

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