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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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Detroit begleiten, als ich noch ein Kind war.«
    Es überraschte Yamamoto Kenta keineswegs, dass sie den phantastisch reichen Hersteller von Eisenbahnwagen kannte. Zu den gesellschaftlichen Kreisen, die sich im Umfeld von Amerikas Neuer Navy etabliert hatten, gehörten die Privilegierten, jene Leute mit den weitreichenden Beziehungen und die Neureichen. Diese junge Lady schien zu Ersteren zu gehören. Ganz gewiss sogar, denn ihr selbstsicheres Auftreten und ihre stilvolle Erscheinung unterschieden sie sehr deutlich von den häufig schrill anmutenden Neulingen in diesen Kreisen. »Was«, fragte er, »ist Ihnen von diesem Besuch noch in Erinnerung geblieben?«
    Ihre bezaubernden grünen Augen schienen regelrecht aufzublitzen. »Was ich niemals vergessen werde, sind die Farben in den Holzschnitten Ashiyuki Utamaros.«
    »Meinen Sie die Kabuki-Bilder?«
    »Ja! Die Farben waren so lebendig und dabei zugleich so fein aufeinander abgestimmt. Das machte seine Wandbilder äußerst bemerkenswert.«
    »Seine Wandbilder?«
    »Das schlichte Schwarz auf Weiß seiner Kalligraphie war so ... so - wie lautet das Wort? - klar, als sollte damit ausgedrückt werden, dass Farbe eigentlich unnötig ist.«
    »Aber Ashiyuki Utamaro hat doch gar keine Wandbilder hergestellt.«
    Ihr Lächeln verflog. »Habe ich das etwa falsch in Erinnerung?« Sie lachte kurz, ein unbehaglicher Laut, der Yamamoto Kenta warnte, dass hier irgendetwas nicht stimmte. »Ich war erst zehn Jahre alt«, sagte sie eilig. »Aber ich bin absolut sicher, mich erinnern zu können - nein, ich irre mich wohl. Nein, ich bin wirklich dumm. Das ist mir furchtbar peinlich. Jetzt muss ich Ihnen ziemlich töricht vorkommen.«
    »Überhaupt nicht«, erwiderte Yamamoto Kenta beschwichtigend, während er sich wiederholt umschaute, um zu sehen, wer sie auf der dicht bevölkerten Plattform beobachtete. Er konnte aber niemanden entdecken. Seine Gedanken rasten. Hatte sie etwa versucht, irgendwelche Lücken in seinen überstürzt erworbenen Kunstkenntnissen aufzuspüren? Oder hatte sie sich tatsächlich geirrt? Gott sei Dank hatte er gewusst, dass Ashiyuki Utamaro eine große Druckerei geleitet hatte und nicht der mönchisch lebende Künstler war, der in strenger Abgeschiedenheit mit ein paar Pinseln, mit Tusche und Reispapier arbeitete.
    Sie sah sich um, als suche sie verzweifelt nach einem Vorwand, um sich zu entfernen. »Ich fürchte, ich muss nun gehen«, sagte sie. »Ich bin noch mit einer Freundin verabredet.«
    Yamamoto Kenta tippte gegen seinen Strohhut. Aber sie überraschte ihn schon wieder. Anstatt sofort die Flucht zu ergreifen, streckte sie ihm ihre langgliedrige behandschuhte Hand entgegen und sagte: »Wir wurden einander gar nicht vorgestellt. Ich fand es sehr anregend, mich mit Ihnen zu unterhalten. Ich bin Marion Morgan.«
    Yamamoto Kenta verbeugte sich und war durch ihre Offenheit sichtlich verwirrt. Vielleicht litt er unter Verfolgungswahn. »Yamamoto Kenta«, sagte er und schüttelte ihr die Hand. »Stets zu Diensten, Miss Morgan. Falls Sie das Smithsonian jemals besuchen sollten, fragen Sie bitte nach mir.«
    »Oh, das werde ich ganz gewiss tun«, erwiderte sie und entfernte sich.
    Der verwirrte japanische Spion verfolgte, wie Marion Morgan so elegant wie ein Schlachtkreuzer durch die bewegte See mit Blumen geschmückter Hüte glitt. Ihr Kurs kreuzte sich mit dem einer Frau, die einen scharlachroten Hut trug, der mit Seidenrosen üppig bestückt war. Die Hutkrempen hoben sich nach rechts und links und bildeten ein Dach, unter dem sich ihre Wangen berührten.
    Yamamoto Kenta spürte, wie sein Mund aufklappte. Fr erkannte in der Frau, die Marion Morgan begrüßte, die Geliebte eines verräterischen französischen Marineoffiziers im Kapitänsrang, der sogar seine Mutter für einen Blick auf die Pläne einer hydraulischen Kreiselturbine verkauft hätte. Fr verspürte den beinahe unwiderstehlichen Drang, seinen Hut abzunehmen und sich am Kopf zu kratzen. War es als Zufall zu werten, dass sich Marion Morgan und Dominique Duvall kannten? Oder spionierte die schöne Amerikanerin für die hinterhältigen Franzosen?
    Ehe er diesen Gedanken weiter verfolgen konnte, musste er seinen Strohhut vor einer schönen Lady ziehen, die von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet war.
    »Darf ich Ihnen mein Beileid aussprechen?«, sagte er zu Dorothy Langner, die er während der Enthüllung der Bronzetafel auf dem Washington Navy Yard kennengelernt hatte, bevor er ihren Vater ermordete.
    Ein

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