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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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sie sich ihm auf und bäte ihn, ihr über den Verlust ihres Vaters hinwegzuhelfen. Und er glaubte nicht, dass Ted Whitmark der richtige Mann war, um das zu versuchen.
    »Bell, nicht wahr?«, rief Whitmark laut, während er heranrauschte.
    »Richtig - Isaac Bell.«
    Er sah, wie Schlepper auf dem Fluss in Position gingen, um den Rumpf an den Haken zu nehmen, sobald er ins Wasser eingetaucht war. »Entschuldigen Sie mich. Ich werde an der Helling gebraucht.«
    Yamamoto Kenta hatte alle erreichbaren Fotos von Stapelläufen amerikanischer Kriegsschiffe gründlich studiert, um die passende Kleidung auszuwählen. Er konnte nicht kaschieren, dass er Japaner war. Aber je weniger fremdartig seine Kleidung aussah, desto freier konnte er sich auf dem Werftgelände bewegen und desto näher käme er auch an die ausgewählten Gäste heran. Als er seine Mitreisenden im Zug von Washington gesehen hatte, erkannte er voller Stolz, dass er mit einem hellen blau-weißen Seersuckeranzug und einer zur Farbe des Zierbandes seines Strohhuts passenden grünen Fliege die perfekte Kostümierung für diese Gelegenheit gefunden hatte.
    Zur Begrüßung verschiedener Ladys, wichtiger Persönlichkeiten und älterer Gentlemen zog er auf der Werft in Camden wiederholt den Strohhut. Die erste Person, der er nach seiner Ankunft auf der bemerkenswert modern ausgerüsteten Schiffswerft begegnete, war Captain Lowell Falconer, der Held von Santiago. Sie hatten sich im vorangegangenen Herbst während der feierlichen Enthüllung einer bronzenen Gedenktafel zu Ehren von Commodore Thomas Tingey, dem ersten Kommandanten des Washington Navy Shipyard, miteinander unterhalten. Yamamoto Kenta hatte bei Falconer den Eindruck hinterlassen, die japanische Marine im Rang eines Leutnants verlassen zu haben, um sich seiner eigentlichen Leidenschaft, der japanischen Kunst, zu widmen. Captain Falconer hatte seinerzeit eine kurze Führung durch das Waffendepot mit ihm veranstaltet und dabei bewusst auf einen Besuch in der Gun Factory verzichtet.
    Als Yamamoto Kenta an diesem Morgen Falconer zum unmittelbar bevorstehenden Stapellauf von Amerikas erstem Dreadnought beglückwünschte, hatte Falconer mit einem säuerlichen »Fast-Dreadnought« geantwortet, da er davon ausging, dass ein ehemaliger Offizier der japanischen Kriegsmarine - alter Seebär wie er selbst - die Schwächen des Schiffes auf Anhieb erkennen würde.
    Yamamoto Kenta tippte abermals an die Hutkrempe, diesmal, um eine hochgewachsene, auffällig blonde Frau zu grüßen.
    Im Gegensatz zu den anderen amerikanischen Ladys, die mit einem eisigen Kopfnicken für »diesen mickrigen Asiaten«, wie eine von ihnen ihrer Tochter halblaut zugemurmelt hatte, an ihm vorbeigingen, überraschte sie ihn mit einem freundlichen Lächeln und der Feststellung, dass das Wetter für den Stapellauf geradezu ideal sei.
    »Und für das Aufblühen besonders schöner Blumen«, erwiderte der japanische Spion, der sich in der Nähe amerikanischer Frauen ausgesprochen wohl fühlte, nachdem er mit mehreren Vertreterinnen der besten Gesellschaft Washingtons kurze Affären unterhalten hatte, da sie sich einredeten, dass ein reisender Museumsexperte für asiatische Kunst ein seelenvoller Künstler und zugleich ein aufregender Exot sein müsse. Nach seiner koketten Bemerkung konnte er erwarten, dass sie sich entweder entfernte oder näher käme.
    Er fühlte sich zutiefst geschmeichelt, als sie sich für Letzteres entschied.
    Ihre Augen schimmerten in einem aufregenden Korallenmeergrün.
    In ihrem Auftreten war sie besonders direkt. »Keiner von uns beiden ist wie ein Marinemensch gekleidet«, sagte sie. »Was führt Sie hierher?«
    »Ich arbeite im Smithsonian Institute und habe heute meinen freien Tag«, erwiderte Yamamoto Kenta. Unter ihrem Baumwollhandschuh entdeckte er keine Wölbung eines Traurings. Wahrscheinlich war sie die Tochter eines wichtigen Amtsträgers. »Ein Kollege in der Kunstabteilung hat mir seine Einladungskarte und ein Empfehlungsschreiben überlassen, das mich viel wichtiger erscheinen lässt, als ich tatsächlich bin. Und Sie?«
    »Kunst? Sind Sie Künstler?«
    »Lediglich ein Konservator. Der Institution wurde eine große Sammlung als Schenkung überlassen. Man bat mich, einen kleinen Teil davon zu katalogisieren - einen sehr kleinen Teil allerdings nur«, fügte er mit einem bescheidenen Lächeln hinzu.
    »Meinen Sie die Freer Collection.«
    »Ja! Sie kennen sie?«
    »Ich durfte meinen Vater einmal ins Haus der Freers in

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