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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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Zimmerermeister in blau gestreiftem Overall fungierte als Isaac Beils Führer, als er eine letzte Inspektion des Schiffsrumpfs durchführte. Sie gingen zweimal daran entlang, auf der einen Seite hin und auf der anderen zurück.
    Die letzten Holzstreben, die das Schiff stützten, waren entfernt worden, desgleichen die Pallen - die langen Balken, die seinen Bug und das Heck fixierten. Wo sich kurz vorher noch ein dichter Wald von Stützen und Streben erhoben hatte, konnte man den Schlitten jetzt ungehindert in seiner gesamten Länge betrachten. Nur die Kippstempel lehnten noch am Schiff - schwere Balken, die sich automatisch lösen und umkippen sollten, sobald sich das Schiff in Bewegung setzte und die Führungsschienen hinabglitt, die dick mit gelbem Talg eingeschmiert worden waren.
    Fast jeder Kielblock, der das Schiff stützte, war entfernt worden. Die letzten Blöcke wurden durch vier Dreieckshaken zusammengehalten, die an einzelnen Holzwürfeln festgeschraubt waren. Zimmerleute zerlegten sie, indem sie die Schrauben herausdrehten, die sie zusammenhielten. Als die Dreiecke abfielen, sackte das Schlachtschiff im Schlitten ein wenig tiefer. Eilig lösten sie auch die Kielblöcke, es waren die letzten, die das Schiff noch festhielten, und erst jetzt verlagerte die Michigan mit einem lauten Seufzen von Panzerplatten, die sich minimal verschoben, und Nieten, die sich setzten, ihr gesamtes Gewicht auf den Schlitten.
    »Alles, was den Rumpf jetzt noch an Ort und Stelle hält, sind die Bremskeile«, erklärte der Zimmermann seinem Begleiter. »Wenn man sie wegzieht, gerät die Michigan ins Rutschen.«
    »Fällt Ihnen irgendetwas auf? Fehlt vielleicht etwas?«, fragte der Detektiv.
    Der Zimmermann hakte die Daumen in die Taschen seiner Latzhose und schaute sich mit scharfem Blick um. Vorarbeiter scheuchten Arbeiter von der Helling weg und aus dem Schuppen hinaus. Nachdem niemand mehr auf die Keile einhämmerte, herrschte eine gespenstische Stille. Bell hörte die Hornsignale der Schlepper draußen auf dem Fluss und das Murmeln der erwartungsvollen Zuschauer auf der Plattform über seinem Kopf.
    »Alles sieht völlig okay aus, Mr Bell.«
    »Sind Sie ganz sicher?«
    »Das Einzige, was sie jetzt noch tun müssen, ist, diese Flasche zu zerschlagen.«
    »Wer ist der Mann mit dem Rammstab?« Bell deutete auf einen Mann, der plötzlich im Schuppen erschien. Auf der Schulter trug er eine lange Stange.
    »Das ist der tapfere Bursche, der eigens dafür bezahlt wird, dass er den letzten Bremsklotz lockert, falls er nicht von selbst nachgibt.«
    »Kennen Sie ihn?«
    »Bill Strong. Der Neffe des Bruders meiner Frau.«
    Eine Dampfpfeife gab einen langen, durchdringenden Ton von sich. »Wir sollten den Schuppen jetzt verlassen, Mr Bell. Wenn das Schiff in Bewegung gerät, fällt jede Menge Schrott herunter. Falls wir das Zeug auf den Kopf bekommen, wird es heißen, dass es ein Unglücksschiff ist - nach einem blutigen Stapellauf.«
    Sie gingen zur Treppe, die zur Plattform hinaufführte. Gerade als sie sich an der Stelle trennen wollten, wo der Zimmermann zu seinen Gefährten am Flussufer weiterzugehen und Bell zur Plattform hinaufzusteigen beabsichtigte, warf der Detektiv noch einen letzten Blick auf die Helling, den Schlitten und den roten Schiffsrumpf. Am Ende der Helling, dort, wo die Schienen ins Wasser eintauchten, waren massive Eisenketten durch hufeisenförmige Ösen geschlungen worden. Durch Schleppkabel mit dem Schiff verbunden, würden die Ketten die Michigan abbremsen, wenn sie in den Fluss glitt.
    »Was macht dieser Mann mit der Schubkarre?«
    »Er bringt mehr Talg, um die Gleitbahn zu schmieren.«
    »Kennen Sie ihn?«
    »Ich wüsste nicht, dass ich ihn schon mal gesehen habe. Aber da kommt schon einer Ihrer Männer, um ihn zu kontrollieren.«
    Bell beobachtete, wie ihn der Van-Dorn-Agent anhielt. Der Mann mit der Schubkarre zeigte den hellroten Passierschein vor, den man haben musste, um sich unter dem Schiffsrumpf aufhalten zu dürfen. Im gleichen Moment, als der Detektiv zur Seite trat und dem Mann ein Zeichen gab weiterzugehen, gab jemand einen schrillen Pfiff von sich, und der Agent rannte in diese Richtung los. Der Mann ergriff die Haltebügel seiner Schubkarre und rollte sie zu den Gleitschienen.
    »Ein wahrer Patriot«, stellte der Zimmermann fest.
    »Was meinen Sie?«
    »Weil er diese rot-weiß-blaue Fliege trägt. Er ist ein echter Uncle Sam. Bis später, Mr Bell. Schauen Sie mal im Zelt der Arbeiter vorbei. Dort

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