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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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Knöllchen. Das wird sie ein Vermögen kosten, wie es aussieht. Dein Freund Svoboda hat sich gleich draufgestürzt. Ich habe ihn vor einer halben Stunde gesehen. Wir sind bei der gleichen Bank, deshalb weiß ich das. Er hat die beiden schon einmal festgenommen, und mag sie überhaupt nicht.«
    »Wir können sie also festhalten, auch wenn sie nur eine Vorladung haben?«
    »Es sind nur Knöllchen. Da werden sie ruck-zuck wieder draußen sein. Das weißt du doch, Smokey.«
    Ja, das wußte ich. Die Verbreitung von Drogen ist für den Platzmangel in Gefängnissen verantwortlich. Diebe, Autodiebe und ähnliches schnuppern nur wenige Stunden nach der Festnahme wieder frische Luft. Abends um sechs hinein, um Mitternacht wieder heraus. Da bleibt immer noch genug Zeit, um ein Auto zu stehlen, mit dem man dann nach Hause fahren kann. »Hey, Raymond, wo bist du überhaupt? Warum bist du nicht draußen in deinem Wagen und scheuchst einige dieser Arschlöcher aus meinem Weg?«
    »Wo bist du denn?«
    »Kurz hinter Edinger.«
    »Das ist eine üble Strecke.«
    »Sag’ bloß.«
    »Hör’ zu. Willst du dir die Jungs ansehen? Ich gehe mit. Wir können dann mit einem Auto zur Party fahren, wenn du willst.«
    Ich fühlte, wie ich mich aufsetzte und aufmerksam wurde. »Zum Gefängnis? Na klar.«
    Seine Stimme wurde etwas milder, ernster. »Ich weiß, daß dir dieser Fall besonders am Herzen liegt, nicht wahr?«
    »Richtig.«
    »Sag 1 nichts, tue nichts. Guck’ nur.«
    »Ich könnte dich küssen, Raymond. Du bist toll.«
    »Ich weiß«, sagte er. Echt süß.
    Der Freeway breitete sich vor mir aus, wie eine Faust, die sich öffnet. Ich verabschiedete mich von Raymond und meine Gedanken arbeiteten. Sie haben zwei Typen festgenommen, die Überfälle machen. Und weiter? Sie hatten sie wegen Verkehrswidrigkeiten festgenommen. Man weiß aber nie. Warum nicht mal einen Blick auf sie werfen? Es gab nichts zu verlieren.
    Der Verkehr stockte wieder. Ich fuhr langsam am Crazy Horse vorbei, der große Country-Western-Club neben dem Freeway, wo Künstler den Laden füllen, deren Namen sogar Leute kennen, die sich sonst mit Countrymusik überhaupt nicht auskennen. Die Eintrittskarten kosten außerdem mehr als ein gutes Paar Schuhe.
    Ich nahm den Telefonhörer wieder hoch — verdammt, ich konnte es mir leisten; wieviel Geld steckte ich nicht alleine in meinen Auspuff, um die Ozonschicht zu belasten — und rief Patricia an.
    »Hast du Lust, heute abend zuerst ins Gefängnis und dann auf eine Party zu gehen?« fragte ich.
    Es gab eine kleine Pause, dann sagte sie: »Hört sich großartig an«, und kicherte.
     

Die Dugdale-Brüder machten wirklich Eindruck. Die Stimme des größeren hörte sich an wie eine Stahltrommel, die man über Kies zieht.
    Er hieß Roland Gene. Er hatte keinen Pferdeschwanz. Der andere hatte aber auch keinen. Es mußten die falschen Typen sein, dachte ich.
    Roland erinnerte mich an einen Lebemann, einen Mann, der sein Geld in der Sonne verdient und im Dunkeln seinen Spaß hat. Er war 31 Jahre alt und der »kleine Bruder« von Phillip. Vielleicht Zimmermann oder Cowboy — aber bestimmt kein Dieb und Mörder. Ich suchte die Stiefel. Emilio hatte gesagt, daß sie Cowboystiefel getragen hatten. Aber Roland Gene hatte schwarze Laufschuhe und eine graue, wattierte Weste an, darunter ein hellblaues Hemd. Für mich sah er aus wie ein typischer Südkalifornier.
    Wir waren beim Sheriff und nicht im Gefängnis, und die Dugdale-Brüder waren nicht verhaftet, sondern befanden sich lediglich in polizeilichem Gewahrsam. Ich erfuhr dies, als Patricia und ich zum Gefängnis gegangen waren und mit dem Polizisten am Eingang gesprochen hatten, der keine Dugdales in seiner Liste fand. Raymond mußte etwas falsch verstanden haben. Und Raymond begleitete mich auch nicht, da er in letzter Minute anrief und sagte, er müsse Yolanda irgendwohin bringen. Er sagte: »Ruf Svoboda an, er wird dich hineinlassen.« Das tat ich dann auch. Ich wußte, daß Gary’s Schicht vorbei war und deshalb erstaunte es mich, als er sagte, daß er auf dem Weg zum Büro sei. Er hätte schon längst beim Abendessen sitzen und mit seiner Frau Spaghetti essen können, die Gary so gerne aß.
    Raymond hatte gesagt, daß Svoboda sich voll auf diesen Fall stürzte, und ich glaube, er hatte recht.
    Auf dem Weg dorthin, in Patricias Auto, sagte sie, »Mensch, meine Freunde werden mich fragen, was ich am Wochenende gemacht habe, und ich werden ihnen sagen, daß ich im Gefängnis

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