Blutorangen
Umgang sind.
Roland sagte: »Was ist also? Ihr habt überprüft, wo ich arbeite. Ich habe euch meinen verdammten Reiseplan der letzten sechs Monate erzählt. Ich schicke meiner Bewährungsbeamtin jeden Monat zur rechten Zeit die Postkarte. Fragt sie. Ich bin jetzt ein guter Junge.« Er lächelte z ögerlich. Er zog an einer Zigarette und legte seinen Kopf dabei in den Nacken. In diesem Moment dachte ich, daß er aussieht wie ein Schauspieler in The Rifleman, mit hohen Wangenknochen und breitem Kinn. Seine Stimme klang wie ein Hund, der zu knurren beginnt. »Ich sag’ Ihnen auch, wen ich zur Zeit bumse, wenn sie das wissen wollen — sie kostet nicht viel,« Roland grinste jetzt.
»Bleib sauber, Dugdale. Sag mir eins: Wenn du auf Bewährung draußen bist, warum zahlst du dann deine Knöllchen nicht?« sagte der Detective. »Das wirft ein schlechtes Licht auf dich, meinst du nicht? Wir könnten dir daraus einen Strick drehen, mein Freund.«
»Wann hast du das letzte mal gefixt, Roland?« Jetzt sprach der Kriminalbeamte in dem rosa Hemd. »Hm? Oder schnupfst du jetzt nur noch?« Der Detective in dem rosa Hemd stand auf und ging zum Spiegelfenster und sah sich an oder sah durch, als ob man heute durchschauen könnte, um zu sehen, wer dahinter war und wer nicht.
Im Reflex zog Patricia ihre Schultern ein und stieß ihren Stuhl zurück.
Der Mann in dem rosa Hemd sah nett aus, die Augen waren etwas schräg, was manche Leute sympathisch aussehen läßt. Er drehte sich zu den Brüdern um und wartete auf eine Antwort.
Roland rollte seinen Kopf ein wenig, drückte sich von der Wand ab und sagte: »Mann, ihr Arschlöcher wollt uns wohl die ganze Nacht hierbehalten, stimmt’s? Ich habe Verpflichtungen, Mann. Ich habe Termine.« Er ging herüber zu seinem Bruder, nahm einen Stuhl, zog ihn zur Wand und setzte sich, rollte seinen Kopf ein wenig hin und her und stützte seinen rechten Aim auf sein Knie. Dann blinzelte er den rosa Detective an, als ob ihm gerade die absolute Erkenntnis gekommen wäre. »Ihr braucht alle ein vernünftiges Leben,« sagte er.
Der glatzköpfige Polizist am Tisch schob seine Kaffeetasse langsam mit dem Handrücken weg, lehnte sich nach vorne zu Phillip und faltete seine Hände. Er fragte: »Hast du auch Verpflichtungen?«
Phillip starrte zurück. Seine Hemdsärmel waren dreimal aufgerollt. Am rechten Arm sah ich ein blau-grünes Muster herausgucken.
Ich sagte: »Pfau.«
Patricias Kopf drehte sich zu mir, ihre Augen fragten, ob ich einen Denkschritt ausgelassen hätte.
Svoboda nickte.
»Sie lassen sich Pfaue tätowieren,« erklärte ich ihr, »damit die Augen in den Federn die Nadeleinstiche verdecken, Augen von Drachen oder getupfte Schlangen sind auch gut.«
Der glatzköpfige Detective ließ noch nicht locker. »Hast du im Lotto gewonnen, Phillip? Wo bekommst du dein Geld her? Dein Bruder arbeitet. Wo bekommst du dein Geld her? Schönes Hemd. Schöner Ring. Hast du das auf Kredit gekauft?« Er wartete darauf, daß der Mann mit dem zurückgekämmten Haar ihm antwortete. Aber der hielt seinem Blick stand.
Roland wippte jetzt mit dem Stuhl, die vorderen Stuhlbeine berührten leicht den Boden. »Die Frauen bezahlen ihn für sein hübsches Gesicht.« Er lachte als einziger.
Phillip, der dem glatzköpfigen Detective schräg gegenüber saß, so, als ob die beiden zum Zeitvertreib mit einem zusammengerollten Stück Papier Tischtennis spielen wollten, zog seinen Daumennagel über den Tisch und starrte vor sich hin, als ob er dem Detective am liebsten den Kopf abreißen würde.
»Wer sagt, daß er Geld hat?« warf Roland ein. »Verdammt, er schuldet mir 500 und ich weiß, daß ich ihn in den Hintern treten muß, um das zurückzubekommen.«
Der kahlköpfige Detective ignorierte Roland und sah Phillip weiter durchdringend an. Ich schaute auf Rolands packen, wo das leicht spitz zulaufende Haar den hohen Kragen seiner Weste berührte. War es lang genug für einen Zopf? Ich glaubte nicht.
Der Detective fragte Phillip, »Welche Grundierung streichst du unter Emaillelack?«
Phillip schaute an die Decke und rieb sich das Gesicht mit beiden Händen. Ich fragte mich, wie oft ihm die Frage schon gestellt worden war, bevor wir kamen.
»Weißt du«, sagte der kahlköpfige Detective, »Ich brauche jemanden, der bei mir ein paar Malerarbeiten durchführt. Im Kinderzimmer. Meine Frau sagt, sie fände niemanden für nur einen Raum, sonst nichts. Es gibt bestimmt eine Million Frauen, die keinen Maler finden, der
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