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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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war. Klasse, nicht?«
    Sie trug Partykleidung: eine schwarze Bolerojacke über einem pinkfarbenen Kleid, hohe Absätze und schwarze Strümpfe, und diese Antilopenbeine — das würde die Männer vor die Wand laufen lassen. Ich machte mir anfangs ein wenig Sorgen, daß ich sie hierhin mitgenommen hatte. Dann änderte ich meine Meinung. Es tat ihr ja nicht weh, und so verstand ich vielleicht ein paar Dinge besser.
    Der aufsichtführende Beamte ließ uns zum Beobachtungsraum gehen, nachdem er von Svoboda Zustimmung erhalten hatte, der das Telefonat entgegengenommen hatte. Während der Beamte telefonierte, lehnte sich Patricia zurück, ganz flach an die Wand, und das war auch gut so, denke ich, denn der Schalter und die Telefone dort wurden sowohl von Kadetten wie auch von ein paar Deputies belagert. Allerdings konnte man sie nur schwer übersehen.
    Gary wartete, um uns in den Raum mit den von hinten durchsichtigen Spiegeln zu begleiten.
    »Hallo Ladies,« sagte er, drehte sich zur Tür und drehte den Türknopf mit seiner linken Hand. »Die Vorstellung beginnt.«
    Patricia schlüpfte vor uns in den Raum. Wir setzten uns auf die Klappstühle vor dem Fenster. Patricia verschränkte ihre Arme unter ihrem Bolero.
    »Du brauchst nicht nervös zu sein.«
    Sie zog ein Gesicht. »Wie sollte ich das nicht sein?« und lachte.
    Das Zimmer für die Verhöre war einfach eingerichtet, ein Tisch und ein paar Stühle und zwei Polizisten in Zivil. Normalerweise werden Verdächtige und Zeugen separat befragt, damit sie ihre Geschichten nicht aufeinander abstimmen, aber die Brüder waren ja nur aufgrund von Verkehrsdelikten festgenommen worden. Es war eine Art Sondierungsgespräch, und ich war sicher, daß die Brüder es wußten, wenn sie schon einmal da gewesen waren, und offensichtlich waren sie es.
    Svoboda beugte sich auf seinem Stuhl nach vorne zu uns. Er sagte: »Der Mann am Tisch, findet Ihr nicht, daß er wie ein kleiner, mieser Gangster aussieht?«
    Ich flüsterte: »Wenn man lange genug hinguckt, sehen alle so aus.«
    »Wir haben einen tollen Job, nicht wahr?« Er sah Patricia an, aber ihr Blick klebte an dem Fenster.
    Ich wollte gerne glauben, daß dies die Typen waren, aber bisher paßte nichts zusammen. Emilio hatte von einem Pferdeschwanz gesprochen, aber den hatte keiner. Er sagte, die Verdächtigen seien beide groß, Roland war groß, aber sein Bruder Phillip, der sich hingesetzt hatte, war circa 1,70 Meter. So stand es auf dem Personalienblatt. Ich fragte mich, welches Auto sie fuhren als sie geschnappt wurden. Und was war mit der roten Baseballkappe — hatte man eine gefunden? Was Waffen anging, so wußte ich, daß das wahrscheinlich zuviel verlangt gewesen wäre, denn wenn sie Waffen gehabt hätten, dann säßen sie mit ihrem Hintern jetzt im Gefängnis.
    Der Größere sagte: »Wann laßt ihr uns endlich zahlen, was wir schulden und etwas zu essen kaufen? Wir haben doch gesagt, daß wir arbeiten und daß wir Geld haben. Wir sind clean. Ganz normale Bürger. Nicht wahr, Phillip?«
    Roland lehnte uns gegenüber an der Wand, ein Bein angewinkelt, und er streckte seinen Rücken von Zeit zu Zeit, als ob er viel getragen hätte. Am Ende des Tisches, zu seiner Linken, nickte Phillip Zustimmung. Zwei Stühle weiter, auf Phillips Seite, war ein Detective in rosafarbenem Hemd und gegenüber von Phillip saß ein weiterer Detective mit einem aufgeplusterten Haarkranz um seine sonstige Glatze.
    Patricia flüsterte mir zu, mit einem Auge auf Roland: »Warum lassen die ihn so frei herumlaufen? Haben die keine Angst, daß er etwas tut?«
    »Zum Beispiel jemanden anspringen?« Ich schüttelte den Kopf. Manchmal tun sie das, aber nicht bei so einer informellen Befragung.
    Phillip George war schlank, aber mit einem kantigen, aufgequollenen Gesicht, als ob er Kortison nähme. Er war 37 Jahre alt, hatte dunkleres Haar als sein Bruder Roland, es war fast schwarz und gerade zurückgestrichen, wie bei Michael Douglas in Wall Street. Emilio hatte gesagt, daß die Männer im Auto braunes Haar gehabt hatten. Gingen Phillips Haare als braun durch? Rolands konnte man braun nennen, aber es hatte helle Spitzen. Phillip trug ein einfaches, weißes Hemd und schwarze Hosen. Ich konnte seine Füße nicht sehen, um nach Stiefeln Ausschau zu halten. Er sprach sanfter — und unheimlicher. Was in mir das Zittern verursachte, weiß ich bis heute nicht. Nur, trotz des knisternden Mikrofons und des Trickfensters, spürte ich, daß diese beiden schlechter

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