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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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merkwürdig.«
    »Smokey, ich kann jetzt nicht reden. Ich will mich nur entschuldigen und dir sagen, daß es nicht wieder passiert.«
    Alles, was ich herausbekam war: »Ist schon gut.« Damit wollte ich etwas Distanz zwischen uns bringen, wenn auch nur altersmäßig. Joe schwieg und ich hatte Mitleid. Er hatte das nicht verdient.
    »Wir werden darüber sprechen, Smokey.«
    »Es ist in Ordnung, Joe — das sagte ich doch. Wirklich .«
    »Nein. Wir müssen darüber reden.«
    »Warte, Joe. Mir ist eine Laus über die Leber gelaufen Ich habe etwas an meiner Tür gefunden, das mich beunruhigt hat. Nur Blumen in einer Zeitung eingerollt, aber es stört mich.«
    »Du hast einen Verehrer.«
    »Sie waren zerdrückt. Besser gesagt, richtig zerquetscht.«
    »Ich muß jetzt wirklich weg, Smokey.«
    »Gute Reise.«
    Ich legte den Hörer auf und stellte fest, daß ich müde war. Nein, ich hatte Hunger und roch Popcorn aus der Richtung der Mikrowelle. Trudy Kunitz kam den Gang herunter mit einer Tüte Popcorn. »Trudy«, rief ich. »Kannst du mir davon was abgeben?«
    »Klar.«
    Als sie hereinkam, öffnete ich meine Schublade und nahm eine Papierserviette heraus. Sie legte zwei Hände voll darauf. »Du rettest mir das Leben«, sagte ich.
    »Hast du Beschwerden mit dem Magen?«
    »Sag mal, sollen wir zusammen mittagessen?«
    »Ich habe soviel Arbeit aufzuholen. Der Staatsanwalt sitzt mir auch im Nacken. Weißt du, der Motorradfall. Das dritte Opfer im Motorradfall ist heute Morgen gestorben, jetzt haben wir einen Dreifachmord.« Sie bezog sich auf zwei, jetzt drei »Hinrichtungsmorde«, die in Anaheim passiert waren, dort, wo Kiddies auf gewalttätige Verbrechen treffen.
    Sie sagte: »Weißt du, daß es ein Wort für Magenknurren gibt?« Sie würde es mir sowieso sagen, »Borborygmus«, sagte sie.
    »Ist es so offensichtlich?«
    »Ich konnte dich im Gang hören.« Sie war sehr freundlich. Sie schaute mir direkt ins Gesicht und lehnte mit einer Hüfte gegen den Schreibtisch, während sie ihr Popcorn aß. Vielleicht braucht sie nur so etwas wie Popcorn als Brücke.
    Ich sagte: »Deine Bluse ist schön.«
    »Oh ja, ich habe sie von meinem Bruder geliehen.« Sie war schwarz und hatte Blitze in Regenbogenfarben darauf. »Mein Bruder ist elf. Ich kann aber seine Klamotten tragen. Die Hemden auf jeden Fall.«
    »Wenn es paßt«, sagte ich und lachte sie an.
    »Hey«, sagte sie so nebenbei und schob sich eine handvoll Popcorn in den Mund, »hast du schon gehört, daß Sanders seine Frau verlassen hat?«
     

Joe Sanders hat also seine Frau verlassen, hin? Das machte mich wirklich sauer. Wie konnte er Jennifer verlassen und offensichtlich in die Nähe meiner Wohnung ziehen und es mir nicht sagen? Er tat sich selbst so leid, daß er nach mir grabschte, als ob ich sein Besitz sei und knallte einen Kuß auf meine Lippen, der mir sogar weh tat? Gleichermaßen wollte ich ihm aber sagen, daß es mir leid tut, daß ich weiß, wie weh es tut, wenn man jemanden verliert, selbst wenn es schon lange Zeit dafür ist. Ich habe geliebt und werde wieder lieben und eins weiß ich: Liebe hat ihren Preis. Und dann werde ich ihm sagen, daß er hundert Meter Abstand halten soll, bis er aus seiner Scheidungstraurigkeit heraus ist, in der jeder mindestens ein bis anderthalb Jahre sowieso verrückt ist.
    Am Freitagnachmittag setzte ich mich mit der Frau von der Spurensicherung wegen der Zeitschriften in Verbindung. Sie sagte, daß Milliarden von Fingerabdrücken auf Zeitschriften sein könnten. Milliarden über Milliarden. Und dann sagte sie, daß sie keine Zeitschriften beim Fall Dwyer gesehen hätte.
    Ich rief Gary an. Ein Polizist, den ich nicht kannte, nahm den Anruf entgegen und schrieb eine Notiz für Gary, daß ich nach den Fotos gefragt hatte.
    Eineinhalb Stunden später ging ich für fünf Minuten von feinem Schreibtisch weg und genau in der Zeit rief Gary zurück. Kathleen nahm den Anruf an der Zentrale entgegen. Sie schrieb auf ein rosafarbenes Blatt »Gary Boda. Kein Glück bei Verbrechen«, und dann »K.K«, ihre Initialen und ein Smilygesicht. Sie gab Anrufe sehr ungenau wieder; ich war schon froh, daß sie so viel verstanden hatte. Aber sie war sehr fröhlich. Der Labordirektor mochte fröhliche Menschen.
    Das »Kein Glück bei Verbrechen« entmutigte mich. Gary sollte erst morgen Emilio die Fotos zeigen, aber er hatte es wohl schon getan.
    An diesem Abend ging ich nach Hause und führte den Hund meiner alten Nachbarin aus, obwohl es zu dunkel war,

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