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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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wollte zu Betty nicht abweisend sein, weil ich sie mag, aber die Skihütte von Herb bei Big Bear interessierte mich nicht so sehr.
    Billy Katchaturian war auch da und ging von einem zum nächsten und erzählte jedem etwas, aber bevor er bei mir ankam, nahm ich eine Mappe, winkte ihm damit zu und sagte: »Wir sprechen später miteinander, Billy. Ich bin schon zu spät für ein Meeting. « Ich ging zur Bibliothek und rief Patricia in ihrem Büro an. Oder versuchte es zumindest. Man sagte mir, sie sei krank. Krank, hm? Ich wählte meine eigene Nummer, um meinen Anrufbeantworter abzuhören, weil ich dachte, sie hätte vielleicht angerufen, während ich das Haus verlassen hatte und wieder nach Huntington Beach zu den >Fairdale Appartements< gefahren war. Der Nebel hatte sich gelüftet, und mir war es egal, ob ich zu spät kam. Ich klopfte an ihre Tür und schob eine Notiz darunter her, auf der stand: »Ruf mich an.« Das war, nachdem ich bei Roland vorbeigefahren war und nichts gesehen hatte. Dann hatte ich um sieben Uhr morgens an die Tür der rothaarigen Vermieterin geklopft und sie hatte mit einem Papageien namens Willie Nelson auf dem Arm aufgemacht. Sie sagte mir, daß Patricia ihre Miete gezahlt hätte, aber das Appartement 210 sei jetzt leer und ob ich es mieten wolle. Als sie das sagte, wurde meine Laune besser und ich dachte zuerst: Er ist weg, aus unserem Gesichtskreis, aber dann dachte ich: Und er hat Patricia mitgenommen.
    Ich wollte gerade noch eine Frage stellen, als die Frau wieder anfing zu sprechen. Der Mieter in 210 sei mitten in der Nacht ausgezogen, ohne Vorwarnung. »So muß ich ihm wenigstens die Reinigung nicht zurückzahlen«, sagte sie. Ihr lockeres, blumiges Hauskleid hatte einen Ausschnitt, der eine dicke gelbe Narbe auf ihrem Hals entblößte. Mit ihren Plüschpantoffeln reicht sie mir gerade bis zum Kinn. Ich fragte mich, ob sie Mitglied der Lilliputanervereinigung werden konnte. Ich hatte Mitleid mit ihr aber ich weiß gar nicht warum — sie war eine gemeine alte Hexe.
    »Was ist mit der Miete vom letzten Monat?« fragte ich in dem Irrglauben, eine Adresse von ihr zu bekommen. »Schicken sie die irgendwohin?«
    »Nein«, sagte sie und schüttelte ihren Kopf, während sie die grünen Kopffedern von Willie Nelson kämmte. Obwohl die Morgenluft kalt war, hatte sie die Tür weit geöffnet, und ich konnte gebratenen Speck riechen. »Da muß er mich erst verklagen, um sie zu bekommen. Das ist die Strafe dafür, daß er ohne Vorwarnung ausgezogen ist. Solchen Typen ist Geld sowieso egal.« Sie erzählte mir dies wie eine Klatschnachricht und senkte dabei die Stimme.
    »Was für Typen?«
    »Wissen Sie, die mit den Tätowierungen. Die, die immer über die Schulter schauen. Ich kenne sie. Ich hätte zwei Monatsmieten im voraus verlangen sollen,« über diesen tollen Trick lachte sie. »Die Reichen halten jeden Pfennig zusammen. Ich hatte mal einen Mieter, der fuhr einen Porsche und legte jedesmal eine Rechnung in meinen Briefkasten, wenn der Trockner ein Geldstück verschluckt hatte. So sind sie. Wenn mir das hier gehören würde, ließe ich keine reichen Leute hier wohnen. Ich nähme immer zuerst so Typen wie den in 210. Sind Sie sicher, daß Sie niemanden kennen, der eine Wohnung sucht?«
    In der Telefonzelle in der Bibliothek hörte ich den Piepton, der mir sagte, daß ich keine Anrufe erhalten hatte, und dann nahm ich mir noch fünf Minuten, um Raymond und Gary anzurufen und sie zu fragen, ob sie in Huntington Beach oder San Pedro angerufen hatten, um herauszufinden, ob es eine Bardame mit Namen Judy oder vielleicht sogar Jubey gibt, wenn ich richtig verstanden hatte.
    Am späten Morgen, als mich die Wirkung von einer Stunde Schlaf voll traf, rief Raymond an. Raymond, Gott schütze sein Autotelefon, hatte eine Bardame für mich herausgefunden, eine Frau, die in »Fore ‘n’ Aft« tagsüber in Huntington Beach arbeitete. Ich hatte vergessen, ihm zu sagen, daß diejenige abends arbeiten mußte, und ärgerte mich über mich selbst, bis ich dachte, daß es nichts ausmachte, weil die Leute ja oft die Schicht wechselten. Die nicht, sagte er. Die war mit der gleichen Operation im Krankenhaus wie ich und hat bislang noch nicht abends gearbeitet.
    »Wie hast du denn all das herausgefunden?« fragte ich.
    »Mit Charme, was sonst? Ich bleibe dran, wenn du willst, aber es ist ganz schön viel los hier.«
    »Das ist schon in Ordnung.«
    »Mach’ dir keine Sorgen«, sagte er und seine Stimme war sanft wie

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