Blutorks 2 - Blutorks 2
selbst!« Falu veränderte beinahe spielerisch die Haltung seiner Beine, sodass er aus dem Stand heraus auf den Halbling zuspringen konnte. »Oder hast du Angst, über deine zu großen Füße zu stolpern?«
Morn machte tatsächlich Anstalten, auf die Herausforderung einzugehen, obwohl er die tödlichen Fähigkeiten der Schattenelfen kannte.
»Schluss damit!«, fuhr Feene dazwischen. »Oder ihr bereut es alle beide!«
Falu knirschte verärgert mit den Zähnen, wagte aber nicht, dem neuen Todbringer zu widersprechen. Zufrieden baute sich Feene zwischen den beiden Streithähnen auf. Sie winkte die übrigen Legionäre ihrer Garnison näher und auch jene, die ihr aus fremden Städten überstellt worden waren. Fast fünfhundert Streiter standen unter ihrem Kommando, allesamt perfekt ausgebildet in jeder erdenklichen Form der Kriegsführung. Gothars Legion der Toten wurde in keiner offenen Feldschlacht verheizt wie die fellbehängten Barbaren aus Bersk oder die halbnackten Bogenschützen aus Sambe. Sie kämpften verdeckt, hinter den feindlichen Linien, als Kundschafter und Heckenschützen oder bei weitläufigeren Feldzügen, indem sie Höfe niederbrannten, Brunnen vergifteten oder Attentate verübten.
Ob Elf oder Elfin war dabei egal: Jeder Einzelne aus der Legion der Toten wog mehr als zwei Dutzend kampferprobter Barbaren, ihre Besten sogar noch mehr. Mit weichen Sohlen unter den Füßen und vom Atem des Himmels beflügelt, würden sie sich ebenso schnell wie leise in alle Winde verstreuen und erst wieder aus dem Gras auftauchen, wenn sie sich im Rücken des Feindes befanden.
Doch zuerst musste Feene eine kleine Ansprache halten.
»Das hier ist Morn«, stellte sie den Neuankömmling ohne lange Umschweife vor. »Wer beim ersten Vorstoß nach Arakia mit auf Arnurs Wehrhof war, wird ihn schon kennen. Allen anderen sei gesagt, dass dieser Halbling im Grenzgebiet aufgewachsen ist und hier jeden Baum und jeden Strauch persönlich beim Namen kennt.«
Feene beobachtete ganz genau, ob sich irgendein Gesicht bei dem Ausdruck »Halbling« verzog. Schließlich war sie selbst einer, wenn auch mit einem menschlichen Vater und einer Elfin als Mutter. Wegen ihres hohen Wuchses im Allgemeinen und der langen Beine im Besonderen war sie früher oft verspottet worden, doch das hatte sich mit ihrer Ernennung zum Todbringer schlagartig geändert. Selbst der vorlaute Falu, früher ein enger Freund von Benir, fürchtete ihre neu gewonnene Macht.
»Morn kennt einige gute Schleichwege, die uns an den Vorposten der Orks vorbeiführen«, fuhr sie fort. »Ich habe ihn für diese Aufgabe persönlich ausgewählt und erwarte daher, dass er von allen mit entsprechendem Respekt behandelt wird.« Sie drehte sich einmal im Kreis, damit alle an ihrem Gesicht ablesen konnten, wie ernst ihr diese Mahnung war. »Da Morn nicht über unseren Drill und unsere natürlichen Fähigkeiten verfügt, brauche ich einen äußerst fähigen Legionär, der auf seinen Tarnmantel verzichten kann.«
Sie hatte die Drehung perfekt auf ihre Worte abgestimmt. Denn im gleichen Moment, da das Frettchen aus dem Sack war, blieb ihr Blick an Falu hängen. »Du!«, sagte sie mit einem kalten Lächeln, das Freundlichkeit vortäuschte, aber tatsächlich von Triumph kündete. »Gib mir deinen Umhang, du kommst auch gut ohne ihn zurecht.«
Falus ohnehin blutleeres Gesicht wurde fast weiß. Die Zähne so fest zusammengebissen, dass seine Wangenknochen kantig hervortraten, löste er die Spange an seinem Hals und zog den tannengrünen Mantel von seinen Schultern. Jede andere Reaktion hätte ihn umgehend zu Benir in die Arena befördert, doch die Botschaft an die Umstehenden kam sicherlich auch so gut an.
Ohne den bitteren Blick zu senken, den er in Feenes Augen bohrte, reichte er ihr den Mantel, der nun, da er von niemandem mehr getragen wurde, eine schmutzig graue Färbung annahm. Feene legte ihn ohne ein Wort des Danks über ihren Arm. Anschließend wies sie alle an, sich zum Aufbruch fertig zu machen.
Nur Geuse, auf dessen Ergebenheit sie einigermaßen vertraute, hielt sie zurück. »Du kümmerst dich um Morn«, befahl sie, während sie den Umhang an den Halbling weitergab.
»Danke!«, sagte Morn ergriffen, als er den Fetzen, der seinen massigen Körper nur dürftig bedecken würde, in den Händen hielt.
»Der ist nur geliehen«, beschied sie ihn scharf. »Du musst ihn nach der Schlacht zurückgeben – vorausgesetzt, dass Falu sie überlebt.«
Erst danach wurde ihr klar, dass
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