Blutorks 2 - Blutorks 2
leisen Seufzer entweichen. Er wusste nur zu gut, dass es keinen Zweck hatte, sich zu verteidigen. Orks glaubten nur an Taten, die sie sahen, und nicht an Erklärungen oder schöne Worte.
Niedergeschlagen wandte er sich den Stachelbeeren zu, die er an einem nahen Strauch gepflückt hatte. Noch ehe er eine von den dornigen Früchten in den Mund schieben konnte, erklang neben ihm eine Stimme, die alle aufhorchen ließ.
»Der Erzstreiter hat recht! Unser Volk durchlebt eine schwere Zeit der Prüfungen, doch ein jeder muss die Bürde so akzeptieren, wie sie uns das Blut der Erde auferlegt, ob nun als Lebender oder als Toter!« Es war Ulke, der mit fester Stimme zu den geschlagenen Orks sprach.
Obwohl auch sein eigenes Ansehen stark gelitten hatte, machten die Worte des Hohepriesters viele nachdenklich. In seinem Gesicht glomm deshalb die Andeutung eines Lächelns auf, als er auf einige abseits gelegene Baumstümpfe zeigte, die eine gute Sitzgelegenheit boten.
»Komm«, sagte er zu Bava, »wir müssen miteinander reden.«
Um sie herum kroch allmählich ein grauer Tag herauf. Der Himmel war immer noch mit Rauch verhangen, von all den Schwaden, die aus der Schwarzen Pforte herüberzogen. Hier, auf den kleinen Inseln in den Marschen, umgeben von unwegsamen Sümpfen, die nur Eingeweihte zu durchqueren wussten, hatten sie vorläufig Ruhe gefunden, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis sie tiefer in das Gebiet der wilden Lindwürmer vordringen oder sich wieder mit den anderen Stämmen vereinigen mussten. Wenn es denn noch etwas zu vereinen gab. Allein das, was ihm in der eigenen Sippe zu Ohren kam, ließ Bavas Mut ins Bodenlose sinken.
Sein Ansehen hatte großen Schaden genommen. Doch auch über Ulke gab es viele abfällige Bemerkungen.
Habt ihr von Ursa gehört? , fragte ein Krieger den anderen. Sie hat aufrecht gestanden, zum ersten Mal in ihrem Leben.
Besonders die Bogenschützen und die Weiber aus dem rückwärtigen Tross hatten beobachtet, was vielen auf dem Schlachtfeld entgangen war: Ich hab's doch mit eigenen Augen gesehen, berichteten sie. Sie war von einem roten Schimmer umgeben, als sie die Lichtbringer in die Flucht geschlagen hat.
Ulke? Der war doch schon längst von Felsnest geflohen. Glaub mir, ich hab es selbst von einem der Novizen gehört.
Die abgestürzte Festung? Mit der hatte der Hohepriester nichts zu tun.
Ja, natürlich, ohne die Schwester der zweiten Feuerhand wären wir alle vernichtet worden.
Am schlimmsten trafen ihn jedoch Sätze wie: Na, du hast doch sicherlich auch gehört, was man sich über den Kampf in der Blut grube erzählt, bei dem Bava die Streitkrone verliehen wurde?
Noch wollten nicht alle glauben, was da kursierte. Doch selbst in Anwesenheit ihres geistigen Oberhaupts machte sich niemand mehr die Mühe, die Stimme zu dämpfen. Selbst als Ulke einige wütende Blicke in Richtung der miteinander Tuschelnden warf, wurde es nur kurz ruhiger, bevor es wieder mit unverminderter Lautstärke weiterging.
Der allgemeine Unmut war einfach zu groß, um ihn zu unterdrücken.
»Danke für deine Unterstützung«, sagte Bava, als sich Ulke und er gegenübersaßen.
»Schon gut. Ich meine wirklich, was ich sage. Es muss einen Grund dafür geben, dass dich das Blut der Erde verschont hat.« Ulke zögerte einen Moment, bevor er, die Stimme zu einem leisen Flüstern herabgedämpft, fragte: »Du hast ihn doch wirklich nicht gehört, oder? Den Ruf, meine ich.«
Bava hätte dem Priester am liebsten ins Gesicht geschlagen, doch er durfte nicht auch noch die letzte Person vergraulen, die überhaupt noch mit ihm sprach. So beließ er es bei einem stummen Blick voll brennendem Grimm, den er seinem Gegenüber entgegenschleuderte.
»Jetzt reg dich nicht auf«, versuchte ihn Ulke zu beruhigen. »Ich musste dich das fragen, um wirklich sicherzugehen. Im Moment fällt es selbst mir schwer, den Willen des Blutes richtig zu deuten. Doch es will, dass wir unser Volk wieder vereinen und gegen den mächtigen Feind führen, dessen bin ich gewiss.«
So fleckig und von Falten zerklüftet das Gesicht des Hohepriesters auch war, die Augen unter seinen hohen Stirnwülsten leuchteten wie die eines jungen Kriegers, während er von der kommenden Schlacht träumte. Wie er so dasaß und die Tatsache der um sie herum deutlich sichtbaren Niederlage ignorierte, umwehte ihn beinahe wieder ein Hauch alter Größe. Es war vor allem die beinahe hypnotische Wirkung seiner funkelnden Augen, die ihn zum Höchsten Hüter des
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