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Blutorks 2 - Blutorks 2

Blutorks 2 - Blutorks 2

Titel: Blutorks 2 - Blutorks 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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längst mit ihrem Schicksal abgefunden, darum durften sie frei von allen Fesseln ins Stadion einmarschieren. Nur der in Ungnade gefallene Schattenelf, der ihnen mit einigem Abstand folgte, trug ein schweres Brustgeschirr, das seinen Halsring und die breiten Armschellen fest miteinander verband.
    Selbst seine Füße lagen in Ketten.
    Aber reichte das aus, um jemanden zu halten, der den Atem des Himmels beherrschte?
    Um ganz sicherzugehen, waren links und rechts des eisernen Halsrings noch zwei lange, in Metallbeschlägen endende Rundhölzer eingehakt. Die glatt geschliffenen und gut geölten Stangen fest umklammert, schoben zwei kräftige Wachen Benir grob über die Rampe hinaus. Ohne sich darum zu kümmern, dass das schartige Eisen seinen Hals aufscheuerte, trieben sie ihn vor sich her oder rissen ihn zurück, wie es ihnen gefiel.
    Zuerst ging es durch das Spalier seiner Gegner, von denen jeder Einzelne auf eine Gelegenheit zum Todesstoß hoffte, danach wurde er im Kreis herumgeführt, um ihn der Menge zu präsentieren.
    Die Menschen, die Gothars Legionäre ebenso sehr fürchteten wie hassten, ließen ihren normalerweise unterdrückten Gefühlen freien Lauf. Die Flut an Beschimpfungen schwoll so stark an, dass der Lärm schmerzhaft auf die Trommelfelle schlug.
    »Einohr! Einohr!«, riefen sie immer wieder höhnisch, wegen der Wunde an seinem Kopf. »Hoffentlich hat dir das Drecksweib noch viel mehr abgeschnitten!«
    Sich gegenseitig aufputschend, gebärdete sich der Pöbel wie von Sinnen. Wo Benir auch entlangging, wurde er mit Brotresten und angebissenem Obst beworfen. Auch Auswurf und Speichelstränge regneten auf ihn herab. Manch einer der Speienden, der weiter hinten saß, traf jedoch nur den Hinterkopf des Vordermanns, was rasch zu handfesten Tumulten führte. Vielfach mussten erst mit Knüppeln und blankem Stahl bewaffnete Stadtwachen anrücken, bevor wieder Ordnung einkehrte.
    Äußerlich völlig ungerührt, ließ Benir allen Unflat über sich ergehen. Erst als die Runde vor der überdachten Loge des Herzogs endete, zuckte er kurz zusammen.
    Seine scharfen Augen hatten inmitten des tobenden Mobs den einzig stillen Punkt entdeckt: Inea und den Säugling, der in ihren Armen schlief.
    Unter der reglosen Aufsicht des Lichtbringers machten sich die Wachen endlich daran, die Stangen abzuhaken und sein Kettengeschirr zu lösen. Bis zum Schluss, da seine Fußfesseln rasselnd in den Staub fielen, würdigte er die beiden Männer keines Blickes. Seine ganze Aufmerksamkeit galt nur noch dem in kostbare Stoffe eingehüllten Kind, das die bebende Amme fest an ihre Brust drückte, als ob sie sich hinter dem kleinen Winzling zu verstecken suchte.
    Das Gesicht des Elfen zuckte, so sehr wühlten die Gefühle in ihm.
    Rund um die herzogliche Empore hob das Geschrei der Menge erneut an, weil alle dachten, dass Benir doch noch von Angst übermannt worden wäre. Nur Eingeweihte wie Herzog Garske oder die Amme verstanden, was wirklich in ihm vorging. Sie vermieden es aber ebenso wie er, durch unbedachte Worte oder Gesten auf seinen Sohn aufmerksam zu machen. Die bloße Anwesenheit des Kindes barg so manches Risiko.
    Inea wusste das. Nicht umsonst hielt sie den spärlich bewachsenen Kopf sorgsam verhüllt. Schon ein kurzer Blick auf die spitz zulaufenden Ohren hätte genügt, um seine Herkunft zu verraten. Angesichts des Hasses, der auf den Tribünen kochte, waren dem aufgestachelten Mob selbst Gräueltaten gegenüber diesem ganz und gar hilflosen Wesen zuzutrauen.
    »Was ist plötzlich mit dem Elfen los?«, fragte Inome verwundert.
    »Dem zittern die Knie!«, log Garske, bevor er mit einer ärgerlichen Geste das Signal zum Beginn des Kampfes gab.
    Es wurde höchste Zeit, die Erwartungen der Menschen zu erfüllen, bevor sich die Gewalt noch an anderer Stelle Bahn brach. Nicht, das ihm das Elfenbalg irgendwie am Herzen gelegen hätte, doch wer wollte sich schon den Zorn eines Todbringers zuziehen?
    Schwefelgelber Rauch stieg von der Signalpfanne auf.
    Danach sorgte der dunkle Ton der Berghörner endlich für Ruhe.
    Gespannt richteten sich alle Blicke in die Tiefe, zu dem unbewaffneten Elfen, der allmählich von seinen Gegnern eingekreist wurde. Nur Inome spähte über Garskes Schulter hinweg zu der alten Frau mit dem Säugling, die der königliche Statthalter wohl einmal zu oft fixiert hatte. Grob fasste er sie mit Daumen und Zeigefinger am Kinn und drehte ihren Kopf nach vorn.
    » Da fließt gleich das Blut«, erklärte er der Dirne,

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