Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutorks 2 - Blutorks 2

Blutorks 2 - Blutorks 2

Titel: Blutorks 2 - Blutorks 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
waren komplett abgeschmolzen.
    Der Eisvogt begann laut zu klagen, weil hier ein wichtiger Notvorrat eingelagert war. Holzkisten voller Feigen, Schwarzbeeren, Zitronen und Granatäpfel dümpelten in den trüben Fluten, Säcke voller Dinkel und Hafer waren nass geworden und drohten zu verfaulen, und Eisblöcke mit eingefrorenem Zander, Hecht und Barsch schwammen auf der Oberfläche.
    »Das Wasser reicht hier höchstens bis zur Hüfte«, rief Urok über die Schulter hinweg, »an den meisten Stellen sogar nur bis zu den Knien. Wir müssen uns verteilen und alles ausleuchten, um zu sehen, ob hier eine Spur von den verschwundenen Knechten zu finden ist.«
    Er ging mit gutem Beispiel voran und kämpfte sich zu einer quer vor ihm verlaufenden Rampe durch. Kalte Fluten umschlossen ihn wie zäher Treibsand. Sein eisendurchwirkter Waffenrock saugte sich mit Wasser voll und behinderte seine Schritte. Unter lautem Schmatzen stapfte er die Rampe empor, bis er eine trockene Stelle erreichte.
    Die nasse Kleidung klebte ihm wie ein Mantel aus Eis auf der Haut.
    Grindel folgte seinem Beispiel und nahm ein Stück von ihm entfernt Aufstellung. Rabensangs Stadtwache verspürte hingegen wenig Lust, im Wasser herumzuwaten. Die Männer froren schon jetzt erbärmlich, und immer wieder rieben sie sich über Arme und Beine, um die Kälte wenigstens ansatzweise zu vertreiben. Der einzige Mensch, der genügend warme Kleidung trug, war der Eisvogt. Doch so gutmütig er sonst auch war, jetzt zeigte er sich von seiner herrischen Seite.
    »Verteilt euch gleichmäßig, wie der Ork gesagt hat!«, fuhr er die Gardisten an, die sich daraufhin murrend in Bewegung setzten.
    Selbst Morn, Falu und der Eisvogt suchten sich je eine Ecke, die noch unbeleuchtet war. Verbittert starrte Urok auf das Wellenschwert, das der Halbling in der Rechten hielt. Die Waffe war extra für ihn geschmiedet worden, und er wollte sie unbedingt wiederhaben. Doch im Moment wäre er froh gewesen, überhaupt irgendetwas zu haben, das irgendwie zur Verteidigung taugte.
    »Du weißt, was zu tun ist, wenn es gefährlich wird?«, raunte er Grindel zu.
    Die Madak spuckte in seine Richtung, um klarzustellen, dass sie keine Belehrungen brauchte.
    Inzwischen waren die Lichtpunkte so gleichmäßig verteilt, dass das Ausmaß der Katastrophe in vollem Umfang sichtbar wurde. Die hier unten eingelagerten Vorräte waren nicht mehr zu retten. Schlimmer als diese Erkenntnis traf sie jedoch der Anblick der bleichen Gliedmaßen, die überall zwischen Früchten und toten Fischen umhertrieben, einzelne Finger, Arme und Beine. Sie alle hatten eins gemeinsam: die glatten Schnitte, mit denen sie vom Rest des Körpers abgetrennt worden waren.
    Traurig sah der Eisvogt auf einen Kopf hinab, der zu seinen Füßen trieb. In der linken Wange klaffte ein kreisrundes Loch, trotzdem erkannte der Eisvogt, wem der Kopf gehört hatte. »Isleif«, klagte er, leise seufzend.
    Auch wenn er kein Krieger war, reagierte er doch wie ein Erster Streiter, der um seine verlorene Schar trauerte, erkannte Urok erstaunt.
    Natürlich fragten sich alle, was den Knechten zugestoßen sein mochte. Vorsichtig leuchteten sie jeden Winkel aus, ohne allerdings eine Gefahr zu entdecken. Und doch spürten sie, dass in den Schatten um sie herum etwas lauerte, das den Eisknechten zum Verhängnis geworden war. Etwas Scharfes, Schnelles, das die Männer in Windeseile zerteilen konnte.
    Angst durchzog die Herzen der Menschen. Selbst Urok spürte ein gewisses Unbehagen – gleichzeitig aber auch großen Hunger. Ein ölig schillernder Barsch, der auf Höhe des Wabenbrunnens an der Oberfläche dümpelte, ließ ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen. Er überlegte schon, wie er das Tier aus den Fluten angeln sollte, als er einen langen schwarzen Schatten darunter entlanggleiten sah.
    Im ersten Moment glaubte er, einer Täuschung erlegen zu sein, dann fuhr erneut etwas durch das Wasser, armdick, aber viel, viel länger. Kein Aal konnte solche Ausmaße annehmen.
    Gleichzeitig bemerkte Urok, dass oberhalb des Wasserspiegels Ähnliches geschah. Überall dort, wo die Dunkelheit noch tief genug nistete, schien sie schlängelnd und gleitend in Bewegung zu geraten.
    Immer enger zog sich die Falle zusammen, immer mehr der langen, sich windenden und um sich selber tanzenden Schatten-stränge wuchsen hinter den Wachen empor. Keiner von ihnen bemerkte die Gefahr, weil sie nach zweibeinigen oder tierischen Gestalten Ausschau hielten, nicht nach dem biegsamen

Weitere Kostenlose Bücher