Blutorks 3 - Blutorks 3
den sie mit der Bewachung ihres Kindes beauftragt hatte?
Nein! Die Elfin verscheuchte den verstörenden Gedanken so schnell, wie er sich in ihren Kopf geschlichen hatte. Dieser Morn war viel zu einfältig, um andere zu hintergehen. Außerdem hatte er sich mit geradezu hündischer Ergebenheit darüber gefreut, ihr dienen zu dürfen.
Aber was, bei allen fünf Winden, war dann geschehen? In Sangor allgemein, aber auch hier, in dieser Kaserne? Hatte die Zerstörung der Stadt vielleicht etwas mit ihrem Sohn – dem, dem sie seinen leiblichen Eltern entrissen hatte – zu tun? Dann wäre er wirklich der Befreier, den sie sich erhofft hatte.
Aber vermutlich steckte hinter allem doch die Feuerhand, wie der Maar behauptete – dieser elende Urok!
Sie hatte diesen Kerl offenbar unterschätzt.
Die Erinnerung an den Ork ließ Feene zu den Kerkergewölben schauen, die das Feuer unbeschadet überstanden hatten, während das darüberliegende Gebäude ein Raub der Flammen geworden war. Ob die Kriegsgefangenen, die Morn herbegleitet hatte, wohl noch dort unten steckten, erstickt und gebacken oder vielleicht doch noch mit einem Funken Leben im Leib?
Die blanke Klinge in der Rechten, schob sie den angesengten Querbalken aus seiner Halterung und zog die schwere Tür auf. Zuerst schlug ihr nur ein Schwall warmer Luft entgegen, dann tauchte etwas Unförmiges, Waberndes vor ihr auf, das mit faserigen Auswüchsen durch ihr Gesicht fuhr.
Instinktiv wich sie einen Schritt zurück und ließ den Stahl in ihrer Hand nach oben fahren. Sie spürte keinen nennenswerten Widerstand, musste aber dennoch etwas getroffen haben, denn ihr lief etwas Warmes, Feuchtes über die Hand. Als sie weiter rückwärtsging, zog sie eine aufgeblähte Kugel mit, deren Außenhaut sich unter den gewaltigen Wassermassen kräuselte, die in ihrem Inneren umherschwappten.
Ein bis zum Bersten gefüllter Flugsamen, dem die Hitze jedoch zu stark zugesetzt hatte, als dass er noch jemandem gefährlich werden konnte.
Angewidert zog Feene das Schwert zurück.
Weiter Flüssigkeit verlierend, schwebte der Ballon an ihr vorbei und versuchte über dem Hof aufzusteigen, doch schon auf halber Mauerhöhe verließen ihn endgültig die Kräfte. Wie ein Stein fiel er wieder in die Tiefe und zerplatzte unter lautem Klatschen auf dem Pflaster. All das Wasser, das er den Menschen in den Kerkern entzogen hatte, spritzte ellenweit über den Hof.
Im Inneren der stickigen Gewölbe fand sie noch einen zweiten prall gefüllten Samen, der aber schon während des Feuers verendet war, außerdem fast ein Dutzend mumifizierter Gardisten, die bei der kleinsten Berührung zu Staub zerfielen. Nur von den Orks fehlte jede Spur.
Ein Ausbruch! , durchfuhr es Feene. Die Orks waren geflohen und hatten sich zuvor an ihren Bewachern gerächt!
Als sie wieder ins Freie trat, wurde sie dort von einer zerlumpten Gestalt mit rußverschmiertem Gesicht begrüßt, die bei ihrem Anblick die Hacken zusammenschlug und so heftig salutierte, dass ihr der Helm mit dem Lederkamm auf dem Kopf verrutschte. »Großgardist Thannos meldet sich zum Rapport!«, bellte ihr der Soldat entgegen, den sie erst bei näherem Hinsehen als den Offizier erkannte, der sie seinerzeit nach Grimmstein begleitet hatte.
»Was ist hier passiert?«, wollte sie von ihm wissen. »Warum wurde Sangor bis auf die Grundmauern zerstört? Und wo sind all die Schattenelfen geblieben, die hier stationiert waren?« Sie sparte sich gezielte Fragen nach ihrem Kind, denn für sie stand längst fest, dass es von den flüchtigen Blutorks verschleppt worden war.
Diese miesen Zwergenärsche! Nicht nur dass sie ihr die eigene Leibesfrucht gestohlen hatten, nein, nun vergriffen sich Urok und seine Brüder auch noch an ihrem Ziehkind! Das sollten sie büßen, das schwor sich Feene in diesem Moment. Ja, sie würde die ganze Bande bis zur Erschöpfung hetzen und jeden Einzelnen bei lebendigem Leibe häuten und in der prallen Sonne verenden lassen, um wenigstens einen Hauch von Genugtuung zu erlangen.
»Benir und dieser elende Urok, der mich schon auf Grimmstein verbrannt hat, haben sich miteinander verbündet«, erklärte Thannos.
Feene spürte, wie ihr bei diesen Worten alles Blut aus dem Gesicht wich. Ihre Wangen vereisten regelrecht.
»Benir lebt?«, fragte sie fassungslos.
»In der Tat!« Der Großgardist straffte sich in der Gewissheit, dass er unglaubliche Neuigkeiten mitzuteilen hatte. »Herzog Garske hat ihn in immer neuen Kämpfen in der Arena
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