Blutorks 3 - Blutorks 3
noch ein blutender, lebensunfähiger Rumpf von ihm übrig war.
Auch das Wundkraut, das die Verletzung bedeckte, konnte nicht verhindern, dass der frische Schorf immer wieder unter der Belastung aufplatzte.
Das Gesicht vor Schmerzen verzerrt, presste Bava die Hand unter die rechte Achselhöhle und taumelte über den unebenen Boden hinweg. An einer hoch aufragenden Steinspitze lehnte er sich kurz an, um ein wenig Atem zu schöpfen.
Als sein Hinterkopf den Fels berührte, fuhr er erschrocken nach vorn, weil seine Haare unangenehm feucht geworden waren. Zuerst dachte er schon, sich unbemerkt eine Wunde geschlagen zu haben. Erst, als er die Wand näher betrachtete, fiel ihm das feine Rinnsal auf, das am Stein herablief. Irgendwo weiter oben schmolz eine Schneedecke unter dem Einfluss der Sonne ab. Zum Abend hin würde der feine Strom wieder zu Eis erstarren, aber im Moment rann er noch in die Tiefe.
Sofort beugte sich Bava vor und schlürfte das kühle Nass vom Stein. Er schämte sich deshalb nicht, denn auf der Jagd und im Krieg hatte er schon häufiger Ähnliches getan. Den Morgentau von Blättern zu lecken gehörte für ein Naturvolk wie das seine zu den natürlichsten Handlungen, die das Überleben sicherten, solange keine anständige Quelle in der Nähe oder eine Ziegenblase voll Schwarzbeerenwein greifbar war.
Nachdem er seinen ärgsten Durst gelöscht hatte, ließ er sich ein wenig die Sonne ins Gesicht scheinen, dann eilte er weiter, um noch vor Anbruch der Nacht möglichst viel Distanz zwischen sich und Gabor Elfenfresser zu bringen.
Die über Bava lastenden Gletscher rückten immer näher. Hoffentlich stellte sein Verfolger die Jagd ein, sobald er in die tödliche Kälte entschwand, sonst waren sie beide verloren.
Bava gestand es sich nicht gern ein, aber er fürchtete die Eiswüste, die ihn dort oben erwartete. Doch lieber wollte er erfrieren, als Gabor Elfenfresser lebendig in die Hände zu fallen.
Und so floh er taumelnd weiter.
Schritt für Schritt.
Dem uneinnehmbaren, alles verschlingenden Frostwall entgegen.
3
m heiligen Hort
Die Kunstfertigkeit ihrer Schmiede war wirklich unübertrefflich. Ursas Augen leuchteten auf, während sie dabei zusah, wie der Brustharnisch unter Mongas kundigen Händen immer deutlicher Gestalt annahm. Dazu gebrauchte er keineswegs Hammer und Amboss, wie es bei primitiveren Völkern wie den Menschen üblich war, sondern bediente sich der Kräfte, die ihm das Blut der Erde zur Verfügung stellte.
Mit bloßen Fingern wirkte er auf den glühenden Stahl ein, ohne ihn dabei zu berühren. Wie von unsichtbaren Helfern getragen, folgte das gewölbte Werkstück seinen Bewegungen, und ein ums andere Mal ließ er es auf das rot auflodernde Blut der Erde sinken, das in einem der großen Steinbecken zischend und blubbernd vor sich hin brodelte.
Sobald der Stahl weißglühend war, hob ihn Monga mit einer einfachen Geste wieder an und ließ ihn vor sich in der Luft schweben. Von da an genügten kurze Bewegungen mit dem Zeigefinger, um Funken sprühend Linien in das weiche Metall zu zeichnen. Indem er die Platte herumdrehte und auch von innen bearbeitete, schuf er kehlförmige Verzierungen, die an der Vorderseite maßgenau hervortraten.
Schließlich sollte das, was er da schuf, nicht nur dem Schutz dienen, sondern auch der Zierde. Denn es ging um nichts Geringeres als um die Rüstung, die den mächtigsten Krieger ihres Volkes, den Erzstreiter, weithin sichtbar kennzeichnen sollte.
Immer wieder kühlte Monga den Stahl in einem Wasserbecken ab und erhitzte ihn danach erneut, um weitere Details hinzuzufügen, bis er endlich zufrieden war.
Ein letztes Mal tauchte er die gewölbte Platte ins Wasser. Eine Dampfsäule verdeckte zischend den Blick auf den roten Schimmer unter der gekräuselten Oberfläche, bis der Harnisch vollständig ausgehärtet wieder emporstieg und auf Ursa zuschwebte. Natürlich fehlte noch die abschließende Politur, aber trotz des anhaftenden Rußes waren die Gravuren und Kehlungen deutlich zu sehen.
Die Hohepriesterin nickte ergriffen, während sie die geschwungenen Linien betrachtete, die zwischen Brustbein und Hüftschurz verliefen. Auch der darüberliegende dreifache Bogen und die anderen Verzierungen sahen aus, wie sie es sich vorgestellt hatte. Es mussten bloß noch die beiden eisernen Totenschädel angeschmiedet werden, die schon in einer Ecke bereitlagen, dann war dieser Teil der Rüstung fertig.
»Du bist ein wahrer Meister der Schmiedekunst«, rief
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