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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Halluzinationen. Es hat aber aufgehört.«
    »Aha.« Der Professor machte mit einem einzigen Wort deutlich, dass er ihr nicht glaubte. »Ich helfe Ihnen, Frau Lange. Dafür erwarte ich etwas mehr Ehrlichkeit.« Abwartend blickte er sie an.
    Saskia nickte und begann, stockend zu erzählen. Aus dem Stegreif erfand sie eine Geschichte, die sich einigermaßen an der Wahrheit entlanghangelte, was die Morde anging; dann aber leitete sie zu einer religiösen Sekte über, die es auf alle im Haus abgesehen hatte. Kein Wort über die Kammer, über den Wächtergeist und die Artefakte.
    »Ich denke nicht, dass die Polizei uns vor den Fanatikern beschützen kann«, endete sie. »Also müssen wir Deutschland verlassen, und deswegen benötigt unsere Freundin den Reisepass.« Sie sah dem Gesicht des Arztes an, dass er noch immer nicht überzeugt war. »Könnten Sie das in die Wege leiten, Professor? Die union kann das sicher, oder?«
    Zu ihrer Erleichterung deutete er ein Nicken an. »Nun gut. Ich werde sehen, was ich zu tun vermag. Es wird einen Tag dauern, und so lange sollten Sie hierbleiben. Außerdem brauche ich noch ein Bild. Haben Sie ein hochauflösendes Fotohandy?« Sie nickte. »Machen Sie ein Bild von der Dame, und schicken Sie es mir. Ich leite es weiter.« Er stand auf, legte einhundert Euro in kleinen Scheinen auf den Tisch und ging zur Tür. »Hier, damit Sie die Mittel für kleinere Besorgungen haben. Ich komme morgen im Laufe des Tages wieder vorbei. Passen Sie auf sich auf.«
    »Danke! Danke vielmals.« Saskia schloss die Tür hinter ihm ab, dann begab sie sich ans Fenster und betrachtete den Hafen und die Baustelle.
    Die Kräne führten ein Ballett auf und hievten und schwenkten Lasten umher. Arbeiter stapften durch den Matsch, Lkws fuhren ihre Ladungen an und ab. In ein paar Jahren würde die HafenCity vielen Hundert Menschen Arbeit und Wohnraum geben - wenn sie es schafften, die Artefakte zu finden und das Ende der Welt zu verschieben.
    Noch fiel es Saskia schwer, daran zu glauben, dass ausgerechnet sie dies verhindern konnte. Dennoch sprach, wenn man erst mal das Rationale aus den Gedanken verbannt hatte, viel dafür. Aber sie wusste immer noch viel zu wenig. Über die Artefakte, ihre Gegner, den Sir ... Saskia sah zu Will hinüber, der auf den Monitor starrte und auf der Suche nach weiteren Orten war. Ihre einzigen Verbündeten waren ein halbindischer Florist und ein Professor für Chirurgie; die Werwölfin zählte sie lieber nicht dazu. Justine folgte ihrem eigenen Weg, der sich zufällig mit ihrem überschnitt.
    Will hob den Kopf und lächelte ihr zu. Saskia versuchte, ihm mit einem Lächeln unverbindliche Freundlichkeit zu signalisieren, um ihn nicht zu bestärken. Sie hatte genau bemerkt, dass er vorhin an ihrem Hals gerochen hatte. Begann sie, mehr für ihn zu empfinden? Dafür war nun einfach nicht die richtige Zeit.
8. November
Deutschland, Hamburg, Wandsbek 
    Justine hatte das Schwarzfahren wieder für sich entdeckt und war ohne eine Kontrolle vor Saskias Wohnhaus angelangt. ÖPNV für lau. Sie schlenderte daran vorbei und sah sich dabei unauffällig um. Doch es fehlte jede Spur von Polizeiautos oder Uniformierten, und sollte sich in einem der Geschäfte ein Zivilbeamter aufhalten, der die Straße durch die Schaufenster überwachte, hatte sie im Moment sowieso keine Chance, diesen zu entdecken.
    Justine glaubte allerdings auch nicht, auf Ordnungshüter zu treffen; wahrscheinlicher war es, dass einer von der Gegenseite erschien. Noch hatte sie keine Erklärung, was diese von Saskia wollte. Ihre Gabe als Mediatrice? Eine Beschreibung der Kammer mit den Symbolen? Ihr Leben, damit sie die Artefakte nicht vor dem Zugriff des Bösen retten konnte? Früher hätte sie getarnte Flies und andere mit Feuerwaffen ausgerüstete Feinde am Geruch erkannt: Waffenöl. Aber nach ihrer Zwangszähmung durch Saskia hatte sie viele ihrer alten Fähigkeiten verloren. Justine ärgerte sich, dass sie - kaum ihrer Hölle entronnen - schon wieder eine Gefangene war, die mehr oder weniger gehorchen musste. Tat sie es nicht, würde sie die Bestie niemals wieder spüren dürfen. Der Verlust und der Entzug schmerzten. Noch konnte sie sich nicht vorstellen, darauf zu verzichten. Sie rieb sich den Unterarm, wo sie das Mal ihres Herrn spürte.
    Als sie schließlich Saskias Wohnung betrat, streifte sie neugierig durch die Räume und verschaffte sich einen Überblick über das Leben der Frau, an die sie nun wie mit einer unsichtbaren

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