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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Familie kaum auf den Mond auswandern können und von dort zuschauen.« Er seufzte. »Ohne die Bestie in mir ist es zu gefährlich, Justine. Die Kräfte des Sanctum reichen nicht aus.«
    »O là là, du bist also doch noch einmal auf die Jagd gegangen?«
    »Vor knapp zwei Jahren, ja. Es hätte mich beinahe erwischt... mehr musst du nicht wissen. Außer vielleicht, dass du dich von Leipzig fernhalten solltest.« Er hielt anscheinend die Muschel zu und rief etwas, bevor er sich wieder ihr zuwandte. »Versteh mich nicht falsch, Justine, ich werde dich finanziell unterstützen. Und du hast noch die Schwesternschaft, die sich sehr freuen wird, etwas von dir zu hören. Aber das habe ich dir doch alles schon bei unserem ersten Gespräch gesagt. Warum rufst du mich wieder an?«
    »Ich bin eben anhänglich, Eric. Ein bisschen mehr Freude, mon frère! Da kommt man nach Jahren aus der Hölle frei, und du würdest mich am liebsten zurückschicken?« Ihr Tonfall wurde freundlich-lauernd. »Dis-moi: Habe ich eine Nichte oder einen Neffen?«
    »Du wirst sie niemals sehen.«
    »Une nièce also«, schloss sie daraus mit einem Lächeln. »Sehr schön! Wir werden noch eine richtig nette kleine Familie ...«
    »Geh jagen, was immer du möchtest, Justine. Ich gehöre nicht mehr in die Dämonenwelt. Lass mich in Ruhe. Und das meine ich ernst. Für dich reichen meine Kräfte noch allemal aus.« Er legte auf.
    »Ach, Eric, du bist immer noch ein trou du cul arrogant«, sagte sie leichthin, obwohl ihr nicht so zumute war. Auf einmal wollte sie unbedingt noch mehr von der Mousse essen. Fünf Minuten später klingelte das Handy. »Ja?« Sie leckte den letzten Rest der Süßspeise vom Löffel.
    »Hier ist Schmitti, Will. Du musst sofort kommen, bitte!« Er klang aufgeregt und verängstigt. »Da ist doch Will, oder?«
    »Ich bin eine gute Freundin. Er ist gerade auf dem Klo«, log sie. »Geht es um die eingescannten Bilder?«
    »Fuck, ja! Da stehen zwei Typen vor meiner Tür, die ...« Es krachte laut, als würde Holz brutal bearbeitet und zersplittern. Ein metallisches Klirren folgte, der Mann schrie auf, und die Verbindung riss ab.
    »Merde!« Hastig wählte sie Saskias Nummer. »Los, frag unseren indischen Gott, wo Schmitti wohnt!«
    »Was?«
    »Mach schon! Frag ihn nach Schmitti!« Sie sprang vom Stuhl auf, rannte zur Haustür und schnappte sich unterwegs die Sporttasche mit den Klamotten. »Ich muss sofort hin. Jemand dreht ihn durch die Mangel.«
    Justine spurtete hinaus, raus aus der Wohnung und auf die Straße, wo sie sich eiskalt vor ein heranfahrendes Taxi stellte. Quietschend kam der Wagen zum Stillstand, die Stoßstange nicht mehr als vier Zentimeter von ihren Knien entfernt.
    Will gab ihr die Adresse. »Los«, fauchte sie den Fahrer an. »So schnell wie möglich!« Der Fahrer war zu verblüfft, um sich zu beschweren. »Steigen Sie immer so ein?«, wollte er wissen, als er Gas gab.
    »Nur, wenn ich in Eile bin.« Justine grinste und steckte sich eine Zigarette an. Kurze Zeit später meldete sich das Handy wieder, der Name Hansen leuchtete auf dem Display. Wie sind wir nur alle früher ohne die Dinger ausgekommen, dachte sie und nahm das Gespräch entgegen. »Was kann ich für Sie tun, Madame Hansen?«, meldete sich Justine zuckersüß.
    Schweigen.
    »Madame Hansen?«
    »Wer ist da?«, fragte die angebliche Maklerin. »Die Sekretärin von Monsieur Gul.« »Geben Sie ihn mir.«
    »Er ist beschäftigt, Madame Hansen. Geht es um die Abwicklung des Geschäfts?« Ihre Neugier war zu groß. Sie sah auf den Tacho des Taxis, der nach der ersten Beschleunigung nun wieder gehorsame fünfzig Stundenkilometer anzeigte. »Bordel de merde! Schneller! Das ist ein Notfall!«, herrschte sie den Fahrer an, und er trat wirklich aufs Pedal.
    »Ich denke, ich möchte das mit ihm selbst besprechen.« Hansen klang unterkühlt. »Warten Sie. Ich frage ihn.« Sie hielt das Mikro zu und wartete fünf Sekunden. Wie gut, dass sie bei seinem Telefonat mit der Maklerin genau aufgepasst hatte. »Hören Sie? Herr Gul lässt ausrichten, dass alles wie besprochen in Ordnung geht. Achtzehn Uhr, Reesendamm.« Sie legte auf, bevor es Hansen tun konnte.
    Justine inhalierte tief und genüsslich. Will würde nicht am Reesendamm sein. Aber sie. Und sie würde sich die Informationen holen, die sie brauchte.
    Als das Taxi endlich vor dem Haus anhielt, sprang sie heraus und befahl dem Fahrer zu warten. Schmitti wohnte im zweiten Stock. Justine blockierte als Erstes den Aufzug

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