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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Transporter geriet auf der rutschigen Fahrbahn ins Schlingern.
    Die Französin riss das Lenkrad herum, steuerte gegen und versuchte, die taumelnden Bewegungen auszugleichen, doch unter diesen Umständen wäre sogar ein professioneller Rallyefahrer gescheitert. Der Transporter schlitterte auf die dünne Absperrung der Küstenstraße zu und durchbrach sie mühelos. Justine strengte sich an, das Fahrzeug vor einem Überschlag zu bewahren - bis das rechte Vorderrad einen Stein streifte und herumgerissen wurde. Will fühlte sich wie ein Wäschestück in einer hochtourigen Waschmaschine, prallte gegen das Wagendach, die Ablage, gegen weiche Körper, ohne zu wissen, ob es sich um Justine oder Saskia handelte, und bekam die Handbremse in die Seite. Als ein Schuhabsatz mit Mordsschwung gegen seinen Kopf knallte, es sehr laut klirrte und sich Schnee in den Innenraum ergoss, wurde er ohnmächtig - aber nicht wegen des Zusammenstoßes, sondern weil ein greller Schmerz sein Rückgrat entlang schoss und die Stelle, an der sich der Schnitt befand, regelrecht zu explodieren schien!
    Justine schlug die Augen auf und bemerkte, dass sie eingekeilt zwischen Saskia und Will lag. Wie lange war sie bewusstlos gewesen? Der Transporter war mit den Rädern nach oben zum Stillstand gekommen, der Motor war aus, und es stank nach Öl. Vor ihr glitzerten Scheibensplitter, das Wagendach war eingedrückt.
    »Seid ihr wach?« Als sie keine Antwort bekam, schob sie sich fluchend aus dem Frontfenster, rutschte durch den schwarzgefärbten Schnee und kroch neben dem Transporter ins Freie. Ächzend richtete sie sich auf und sah den Abhang hinauf. Eine breite Bahn im Schnee, aufgewühlte Erde und abgeknickte Bäumchen markierten den Weg, den der Wagen bei seinem Absturz genommen hatte.
    Es kostete selbst sie viel Kraft, aber schließlich gelang es Justine, die Seitentür aufzubekommen.
    Saskia hing kopfüber gefangen im Anschnallgurt, Will lag ausgestreckt unter ihr. Justine befreite sie als Erste, was nicht leicht war, danach zerrte sie Will heraus. Als sie die Gesichter mit Schnee abrieb, schlug Saskia die Augen auf; Will dagegen blieb ohnmächtig. Puls und Atmung waren jedoch normal, also machte sie sich keine Sorgen.
    »Was ... was ist passiert?«, fragte Saskia benommen. Dann ging ein Ruck durch sie, und sie setzte sich sofort auf. »Wo ist das Schwert?«
    Justine spähte in den Transporter, konnte es aber weder dort noch im näheren Umkreis entdecken. »Merde!« Sie stemmte die Hände in die Hüften und deutete auf den Abhang. »Es muss herausgeschleudert worden sein. Oder jemand war hier ...«
    Saskia erhob sich. Die Welt drehte sich noch immer um sie, und auf der rechten Schläfe bildete sich eine Beule. Sie folgte Justines Blick und sah die Fußspuren im Schnee und der aufgewühlten Erde: Die groben, geriffelten Sohlen von jemandem, der von oben gekommen war. »Hast du irgendwen gesehen?«
    »Non.« Justine umrundete rasch den Transporter und suchte nach weiteren Spuren. Saskia kniff die Augen zusammen - und sah einen Mann, der in großer Entfernung am Strand stand und offensichtlich versuchte, nach einem anstrengenden Lauf Luft zu schnappen. In seiner Hand hielt er etwas, das aussah wie ein langer, in eine Plane eingeschlagener Gegenstand ... Die Französin folgte ihrem Blick. »Merde! C'est l'abbe!« Sie nahm sofort die Verfolgung auf. Saskia spurtete hinterher, auch wenn sie ein schlechtes Gewissen hatte, Will allein zurückzulassen. Andererseits drohte ihm dort, wo er lag, keine Gefahr -und das Artefakt durfte nicht verlorengehen!
    Sie hatten sich dem Mönch schon ein gutes Stück genähert, als er sich umdrehte und seine Verfolgerinnen entdeckte. Sofort lief er wieder los, wenn auch nicht besonders schnell, und hielt auf einen Pulk von Booten zu, die an einem Steg vertäut waren. Er sprang in eines hinein und schob es weg vom Anleger in die flachen Wellen. Der Außenborder röhrte auf, und er fuhr auf den Baikalsee hinaus. Was er ihnen zurief, verstand Saskia nicht.
    Justine hetzte die Planken entlang und war bereits damit beschäftigt, ein zweites Boot zu entern, als Saskia schwer atmend bei ihr ankam. »Nimm du ein anderes«, rief sie ihr zu. »Zusammen sind wir zu schwer.« Sie startete den Motor.
    Saskia wollte ihr nicht nachstehen, und gleich darauf nahm sie mit tuckerndem Außenborder $ie Verfolgung auf. Sie hatte schon manche Stunden beim Angeln auf einem See und auf dem Meer verbracht, der Umgang mit der Steuerung bereitete ihr keine

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