Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Schwert um. Wenn sie sich nicht sehr getäuscht hatte und es nicht zu sehr von Strömungen im Sinken abgetrieben worden war, musste es ganz in der Nähe sein. Die graue, zweidimensionale Welt würde die Suche nicht einfacher machen.
    Doch als hätte eine höhere Macht eine Einsicht, sah sie das Artefakt einige Schritte neben dem geborstenen Boot, neben dem Heck, in dem der besinnungslose Mönch lag. Die Klinge steckte zur Hälfte in der sich auftürmenden Wasserwand, der Griff ragte in ihre Richtung. Es hob sich deutlich von dem alles umgebenden Grau ab, wobei Saskia nicht sagen konnte, woran dies lag, denn es zeigte auch nicht die gleiche Farbe, die sie vorher gesehen hatte.
    Saskias Kopfschmerzen verstärkten sich; der Bittermandelgeschmack ließ sie würgen. Ihre Sicht flimmerte, und das Atmen gelang nur mit sehr viel Mühe, wie bei einem Asthmaanfall. So schnell sie konnte, stapfte sie mit schweren Beinen über den tückischen Untergrund zum Schwert. Mehrmals rutschte sie aus und fiel.
    Vorsichtig schloss sie ihre Hand um das ungewöhnliche Schwert und zog es langsam aus\der stehenden Wasserwand. Das Boot war zerstört. Sie konnte den See nicht mehr sachte in das Loch zurückströmen lassen, um sich nach oben treiben zu lassen. Ohne einen Schutz würde sie in den eisigen Fluten innerhalb kürzester Zeit erfrieren. Saskia blieb nur eine Möglichkeit.
    Tief einatmend, gab sie ihrer Gabe neue Kraft und sandte sie in einer geraden Linie von sich weg.
    Das Wachs in ihren Lungen begann, abzukühlen und hart zu werden.
    Lange würde sie diese Anstrengung nicht mehr ertragen.
    Das Rauschen steigerte sich. Der See tat vor ihr eine Schneise auf, deren Ränder sich Hunderte Meter über ihr erhoben. Die hellgraue, fast weiße Sonne strahlte schräg hinein und machte einen Teil der Wände durchsichtig. Eine künstliche Schlucht, erschaffen allein durch die rätselhafte Kraft, die ihr verliehen worden war.
    Auf einmal fühlte Saskia sich unerreichbar mächtig! Die Atemnot, der Schwindel spielten in diesem Moment keine Rolle mehr und lösten sich auf in Euphorie. Archaische Energie pulsierte in ihr, zerstörerisch und erschaffend zugleich, nicht menschlich und nicht von Menschen messbar - doch sie vermochte über sie zu gebieten. Sie spürte auch, dass sich hier gerade nur ein kleiner Teil der Macht offenbarte, die in ihr steckte. Dies alles ließ sie in einen Rauschzustand gleiten; überglücklich lachte sie auf, doch der Klang war seltsam schrill in ihren Ohren und tat weh.
    Herabrieselndes Wasser benetzte ihr Antlitz und trübte ihre Sicht. Aus der Begeisterung wurde unvermittelt Furcht. Sie erkannte sich selbst und ihre Empfindungen kaum wieder. Was, wenn sie die Kontrolle verlor über sich und die Gabe? Was könnte sie alles anrichten, und wer würde sie aufhalten?
    Mit den Zweifeln kam die Schwäche zurück - und der Schmerz in ihren Lungen. Schnell wischte Saskia sich die Augen frei und sah nach dem Mönch. Wenn sie ihn hierließ, würde er ertrinken. Wenn sie ihn mitnahm, würde sie den Rückweg vielleicht nicht schaffen. Wieder gab es ein warnendes Flirren vor ihren Augen, sie war zu Schnappatmung übergegangen, die immer wieder von Husten unterbrochen wurde.
    Sie konnte den Mönch nicht mitnehmen, es wäre ihrer beider Untergang.
    Sie stapfte los.
    Schritt um Schritt bewegte sie sich dorthin, wo sie das Ufer vermutete. In der Rechten hielt sie das Schwert; ihre Hand fühlte sich wie elektrisiert an.
    Die Gabe offenbarte jetzt ihre negative Seite mit voller Macht. Saskia roch nichts anderes mehr als Mandel und Essig. Würgend übergab sie sich und spürte das Brennen in ihrem Rachen. Ihr Speichel hatte eine undefinierbare Farbe angenommen, war klumpig und trüb. Die Oberschenkel brannten, zitterten, drohten sie im Stich zu lassen. Sie bekam Zweifel, dass sie es schaffen würde. Unvermittelt sah sie Erinnerungen aus ihrer Kindheit vor sich, Szenen voller Frieden und Harmonie, mit ihrem Vater und ihrer Mutter; das herrliche Gefühl, das sich dabei einstellte, hatte sie schon lange nicht mehr empfunden. Die Gabe schien ihr wie zum Hohn zeigen zu wollen, dass es ein solch sicheres Zuhause für sie nicht mehr gab.
    Endlich näherte sich Saskia dem Ufer und erklomm die starke Steigung. Sie schwitzte, keuchte und kämpfte sich, dem Erstickungstod nahe, über die glitschigen Steine und andere Hindernisse, bis sie nicht mehr konnte. Ihr Bein rutschte unter ihr weg.
    Während Saskia hinschlug, erlosch ihre mühsam

Weitere Kostenlose Bücher