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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Schafherde, sie holten immer weiter auf und erreichten die Diebe, noch bevor sie am Ende der Herde angelangten. Doch die Macht schien sie zu locken, sie wollte benutzt werden. Saskia betrachtete es als weitere Übung und benutzte ihre Gabe nun doch, um sich eine Gasse durch die wolligen Leiber zu bahnen. Die Schafe reagierten mit lautem Blöken, als eine unsichtbare Kraft sie einfach zur Seite schob.
    Saskia gelang es, die Nebenwirkungen sehr gering zu halten, und so blieb die Welt in ihren drei Dimensionen.
    Will hatte einen der Dämonendiener erreicht und malträtierte ihn mit einer schnellen Serie von Tritten. Der Mann ging zwischen den Tieren zu Boden und hob abwehrend die Arme. Saskia fand die Geschwindigkeit, die Will an den Tag legte, ungewöhnlich hoch und beinahe auf dem gleichen Level wie die, die Justine als Halbwesen beherrschte.
    Justine machte sich einen Spaß daraus, den Schlägen des Feindes auszuweichen und ihm unmittelbar danach jedes Mal genau auf die Nase zu schlagen. Beim vierten Hieb brach der Mann zusammen, aus seinen Nasenlöchern schoss Blut.
    Saskia sah zu den wartenden Wagen. Die beiden Fahrer waren ausgestiegen und verfolgten, was gerade vor ihren Augen geschah. Einer hatte sein Handy gezückt.
    Will und Justine durchwühlten die Taschen der Dämonenanbeter, die Schafe sprangen um sie herum. Es fiel Saskia auf, dass sie versuchten, Abstand zu der Französin zu halten; sie witterten die Wölfin in ihr.
    »Alles okay«, rief sie auf Englisch zu den Wagen hinüber und hielt ihren Personalausweis in die Luft, als sei er eine Dienstmarke. »Polizei. Gehen Sie zu Ihren Fahrzeugen zurück, wir müssen davon ausgehen, dass die Männer bewaffnet sind.« Sie hatte sich Mühe gegeben, den irischen Akzent zu imitieren, und hoffte, dass ihre Geste die Zuschauer so weit verwirren würde, dass sie sich nicht einmischten. Und tatsächlich: Die Schaulustigen stiegen schnell wieder in ihre Autos. »Meiner hat die Saiten nicht dabei«, meldete Justine und hielt den Dieb am Kragen. »Meiner auch nicht«, fügte Will hinzu.
    »Wer von euch beiden hat sie?« Als Saskia die verschlossenen Gesichter der Dämonendiener sah, wusste sie, was zu tun war; mit einfacher Gewalt würden sie bei diesen Kerlen nicht weiterkommen. Aber ihre Gabe war begierig, sich beweisen zu dürfen. Die Mediatrice hob die rechte Hand und deutete auf den linken Mann, dessen Augen schlagartig groß wurden. Er ächzte, und Saskia sah, wie sich die Gesichtshaut spannte und eine dünne rote Linie im Fleisch bildete, die exakt in der Mitte der Stirn begann und sich gerade nach unten fortsetzte. »Ich werde dich schälen«, sagte Saskia drohend, »ohne ein Messer, ohne dich anfassen zu müssen. Du wirst deine Haut vor dir liegen sehen, wenn du mir nicht sagst, wer von euch die Saiten hat.«
    Der zweite Dämonendiener sah fassungslos, was seinem laut schreienden Kumpanen passierte. Er versuchte, ihm in einer unbekannten, arabisch klingenden Sprache Mut zuzusprechen; Justine versetzte ihm eine Ohrfeige, die ihn zum Verstummen brachte.
    Mit jedem Millimeter, die seine Epidermis weiter nach oben und unten aufriss, schrie der Gepeinigte lauter; Blut strömte aus seiner geplatzten Lippe, ein erster Sprung zog sich sogar durch die Zähne.
    Saskia wurde sich selbst unheimlich und hielt ihre Gabe zurück. »Hast du mir jetzt etwas zu sagen?«
    Will musste sich beherrschen, er war aufgewühlt und ... empört? Wut durchflutete ihn: Wie konnten die beiden es wagen, sich ihnen zu widersetzen? Der Wille dieses wertlosen Diebes ist nichts gegen mich! Er spürte, dass seine Gabe sich weiterentwickelt hatte, dass sie sich von ihm steuern ließ.
    Will trat vor, zog seinen Handschuh aus - und packte die Kehle des Mannes, den Justine immer noch mit einem Fuß auf der Brust am Boden hielt. Sofort brach ein Bilderrausch über ihn herein, und er musste tief einatmen. Doch nach einem kurzen Augenblick begriff er, dass er die Erinnerungen des Mannes aus dessen Sicht sah; er konzentrierte sich und hatte sie plötzlich wie ein Kaleidoskop vor sich. In einem Prisma erkannte er die Eindrücke des Abends, an dem die Dämonendiener über das Museum hergefallen waren. In einem anderen zeigte sich der Innenraum des Transporters mit der Harfe. Will zog diese Erinnerung zu sich heran - und tauchte in sie ein. Durch die Augen seines Opfers sah er, wie der Mann, den Saskia gerade eben noch gemartert hatte, vollkommen unversehrt die Saiten durchtrennte und sie sich nicht in die

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