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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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körperlich spürte. Andernfalls würde sie die Haare eines nach dem anderen in einen Rahmen spannen und anschlagen müssen. Die Töne würden die Wahrheit zutage fördern.
    Sie meinte ein ähnliches, jedoch viel schwächeres Kribbeln in der Hand zu spüren als beim ersten Kontakt mit dem Schwert. Saskia zog die Hand zurück. Hieß das, dass alle Haare vom Dämon stammten? Oder von verschiedenen Dämonen?
    »Ich habe Hunger«, sagte Justine. »Geht jemand mit mir essen?«
    »Wir sollten besser zusammenbleiben. Greg hat bestimmt Freunde, die ihn suchen werden«, sagte Saskia.
    Justine winkte ab. »Ein Rudel ohne Alpha ist erst einmal mit sich beschäftigt, glaub mir.« Sie stand auf und ging zur Tür. »Soll ich jemandem ein Sandwich mitbringen?« Will entgegnete nichts, Saskia lehnte mit einem Lächeln ab. Die Französin verschwand.
    Saskia konzentrierte sich wieder auf die Fäden, die sich äußerlich durch nichts unterschieden. Jeder hätte es sein können. Das Haar der Banshee oder des Dämons stach nicht durch eine besondere Auffälligkeit hervor. Schließlich ließ sie die Haare einzeln zwischen Daumen und Zeigefinger hindurchlaufen, aber auch am Widerstand auf der Haut ließ sich kein Unterschied erkennen. Dann roch sie daran, konnte aber nichts als Staub ausmachen. - Das Böse stank nicht nach Unrat und Schwefel.
    Saskia hörte, wie sich Will im Bett umdrehte. Sie schaute zu ihm hinüber. Er lag mit dem Gesicht zum Fenster, das Hemd war nach oben gerutscht, und sie hatte erwartet, die Narbe sehen zu können, die vom Schwerthieb des Wächtergeists herrührte. Stattdessen blickte sie auf eine langgezogene, schwarzrote Linie, von der weitere kleinere Verästelungen abgingen. Anzeichen einer Blutvergiftung. »Will!«
    Er drehte den Kopf. »Ja?«
    »Du musst sofort zum Arzt.« Sie zeigte auf seinen Rücken. »Das sieht entzündet aus.« »Ich weiß«, erwiderte er ruhig. »Daher kommen meine Schmerzen. Aber wir haben keine Zeit, zum Arzt zu gehen.«
    Saskia blickte auf die Uhr. »Es sind noch zweieinhalb Stunden. Am Flughafen oder in der Nähe gibt es bestimmt so etwas wie einen Arzt oder eine Erste-Hilfe-Einrichtung.« Will hob ablehnend die Hand. »Das wird schon wieder. Ich habe mir ein paar Tabletten besorgt. Der Rezeptionist war so nett.«
    »Gegen eine Blutvergiftung?«
    »Das ist keine normale Entzündung, das hat etwas mit der Waffe zu tun, die mich verletzt hat ... glaube ich. Da wird ein Arzt nichts machen können.« Jetzt drehte er sich doch wieder um. »Es wird schon wieder. Es tut höllisch weh, ja, aber ich fühle mich nicht schlecht, ich ... ich habe kein Fieber oder so etwas.«
    »Hast du dir das mal in einem Spiegel angeschaut?« Sie stand auf, nahm kurzerhand den Wandspiegel ab und hielt ihn so, dass er seinen Rücken betrachten konnte. Er wurde noch bleicher, sagte aber nichts. »Ich kann dich nicht dazu zwingen, zum Arzt zu gehen ...« »Mach du es.«
    »Was?« Sie senkte den Spiegel.
    »Du bist die Médiatrice. Öffne die Stelle, an der du die Entzündung siehst, und lass den Eiter herauslaufen, danach schließe sie wieder.« Will streifte sein Shirt ab.
    Saskia schluckte. »Du weißt, dass ich es nicht immer kontrollieren kann?«
    »Du hast bewiesen, dass du es kannst. Ich vertraue dir«, antwortete er mit einem angespannten Lächeln und sah wieder zum Fenster. »Die Schmerzmittel sollten wirken. Ich werde nicht zu viel spüren ... hoffe ich.«
    Sie betrachtete die entzündete rote Narbe, von der dunkle Bahnen nach oben und unten ausgingen.
    Wenn sie es nicht tat und er allen Ernstes nicht zu einem Arzt ging, könnte er wirklich sterben. Aber nur ein einziger gedanklicher Ausrutscher, wenn man so wollte, und ihre Gabe würde quer durch ihn hindurchfahren und ihm die Gedärme zerreißen und die Bauchdecke dazu! Saskia konzentrierte sich, wollte in die Zweidimensionalität eintauchen und den Bittermandelgeschmack spüren. Langsam verlor alles um sie herum seine Farbe und Kontur. Die nächste Böe, die um das Hotel fegte, war besonders heftig. Saskia spürte den kalten Luftzug, der drei der Saiten vom Tisch wirbelte. Das Heulen schraubte sich höher und höher und wurde immer schriller, während sie den Eindruck hatte, dass die Scheibe in Schwingung geriet ... dann barst das Glas krachend, und ein heftiger Sturm fuhr durch ihr Hotelzimmer!
    Mit dem Wind kam ein Mann mit langen roten Haaren hereingesprungen, landete neben Wills Bett und funkelte die beiden Menschen dämonisch an.
    Justine

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