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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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aber eine Nonne zu sein.« Er prostete ihr zu.
    »Aha. Monsieur haben sich kundig gemacht«, gab sie sich gelassen, was ihr schwerer fiel, als es sollte. Sie musste Zeit gewinnen, um ihre Gedanken zu ordnen. »Man sollte sich einer Dame immer vorstellen, bevor man sich zu ihr setzt, meinen Sie nicht?«
    »Mein Name ist Levantin.«
    »Ist das der Vor- oder der Nachname?«
    »Mein einziger Name.« Er trank von seinem Bier und verzog das Gesicht. »Ich vergesse immer wieder, dass diese Stout-Gebräue kaum Kohlensäure haben.«
    Sie lächelte ihn herausfordernd an. »Und so etwas passiert einem Mann, der meint, so gut informiert zu sein?«
    »Ich weiß mehr über Ihre Freunde, als Sie denken, Madame Chassard - aber eigentlich interessiere ich mich vor allem für Sie.« Er schenkte ihr ein Lächeln, und sie fand, dass ihn dies auf eine verwirrende Art noch maskuliner wirken ließ als das bisher ernste Gesicht. Das Gelbliche in seinen Augen erinnerte sie an sich selbst, an das Animalische, die andere Seite, das Böse, das in ihr lauerte. Levantin war attraktiv; höchst attraktiv! »Ich würde es begrüßen, wenn dieses Gespräch unser kleines Geheimnis bliebe. Es geht weder Saskia Lange noch Will Gul etwas an.«
    »Warum?«
    »Weil ich Ihnen einen Vorschlag unterbreiten möchte, nicht den anderen.« Levantin beugte sich langsam vor, damit er in ihr Ohr flüstern konnte: »Sie sind etwas Besonderes, Madame Chassard, nicht nur innerhalb der Menschen, sondern auch ... Ihresgleichen. Ich lasse Ihnen deswegen selbst die Wahl, ob Sie mich zum Feind oder zum Freund haben wollen. Für den Rest der Welt entscheide ich selbst.« Er richtete sich auf.
    Nach dem, was sie von Saskia wusste, hätte sie einfach nur auf der Hut sein sollen. Aber dieser Levantin sah nicht nur äußerst gut aus, er hatte auch eine dunkle, besondere Ausstrahlung - und Justine konnte nicht verhindern, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte.
    Justine nahm ihr Sandwich wieder auf und aß einfach weiter. Desinteresse vortäuschen. Er brach die Stille. »Ich finde Sie faszinierend, Madame Chassard. Eine Kreatur mit Ihrem Charme, mit Ihrer Vergangenheit und Ihrer Ausstrahlung hat mehr verdient als ein Dasein in dieser Welt.«
    »Sie sind nicht der Erste, der mir das sagt.« Sie spülte die Reste des Sandwichs mit Bier hinunter. »Ich frage mich, ob Sie es mit ihm aufnehmen können - oder ob Sie doch nur ein ganz normaler Mann mit einem zu großen Ego sind?«
    Levantin bekam ein Ginger Ale gebracht; wieder hatte er kein Wort mit der Barkeeperin gewechselt. »Ich befürchte, Madame, ich werde Sie dies selbst herausfinden lassen müssen.« Erneut beugte er sich vor. »Wenn Sie mir im entscheidenden Moment helfen, wird Ihr Lohn jegliche Erwartung übertreffen.«
    »Der entscheidende Moment? Was könnte das wohl sein, Monsieur?« Während ihr Mund noch mit ihm flirtete, nahmen ihre Augen einen kalten Ausdruck an. »Sie geben sich hoffentlich nicht der Illusion hin, ich würde eine Freundin verraten?«
    »Sie denken, ich will Madame Lange töten? Ganz im Gegenteil!« Er lachte auf. »Ich will, dass sie die Artefakte findet und verhindert, dass sie den erbärmlichen Dienern Beluas in die Hände fallen. Allerdings möchte ich, dass Madame Lange mir dann hilft, das Portal in eine andere Welt zu öffnen. Etwas, auf das ich seit dem ersten Tag meiner Existenz auf der Erde warte.« »Was habe ich dabei zu tun?«
    »Verhindern Sie, dass die Artefakte vernichtet werden, bevor ich das bekomme, was ich mir wünsche. Was Sie danach damit anstellen, ist mir egal.«
    Justine wischte sich die Hände an der Serviette ab. »Was bekomme ich dafür?« Er ließ seinen Blick über sie schweifen, über das Gesicht, den Hals, die Schultern. »Ihre Ausstrahlung ist bemerkenswert ... -und bemitleidenswert gleichermaßen. Als würde das, was Sie außergewöhnlich macht, in Ihnen durch eine Wand abgeschirmt.« Levantin schloss die Augen, hob den Arm und legte die Spitze des Zeigefingers an ihre Stirn. Sie hielt still. »Ich kann sie spüren, die Bestie. Sie tobt und geifert, weil sie die Freiheit sieht, aber sie nicht aus eigenem Antrieb erlangen kann.« Justine fühlte ein Ziehen hinter der Stirn - und ehe sie etwas unternehmen konnte, glaubte sie ein Knacken zu hören. Die Wölfin in ihr war ...
    ... frei! Die Barriere war verschwunden! Justine sog überrascht die Luft ein und erkannte die vielen, vielen Nuancen der Gerüche wieder: alter Tabak aus der Zeit, als Rauchen in den Pubs noch

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