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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Saskia das Gefühl, dass sie sehr genau beobachtet wurde.
    Die Kleine hob den linken Arm und deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf sie, dann öffnete sich ein drittes Loch, das den Mund markierte. Der Ton, den sie ausstieß, ließ Saskia das Blut in den Adern stocken.
    Eine Gestalt nach der anderen wandte sich zu ihr um, die Geister ließen vom zerfetzten Shafiq ab, der daraufhin tot zu Boden fiel.
    »Du musst sie aufhalten!« Ohne Vorwarnung hechtete Justine an ihr vorbei und schnappte sich das Pergament. »Los, lass sie platzen oder sonst was, bevor sie sich auf uns stürzen!« Sie rollte sich ab, kam sofort wieder auf die Beine und trat an Saskias Seite, als könne sie ihre Freundin mit bloßen Händen gegen die Angreifer verteidigen. Das Grollen aus ihrer Kehle hörte sich fast so an, als habe sie einen Weg gefunden, die Werwölfin in sich zu befreien.
    Die Médiatrice erlaubte ihrer Gabe, sich gegen die Geister zu werfen und sie auseinanderzureißen. Sie merkte, wie die Energie aus ihr hinausbrandete, aber einen sichtbaren Effekt hatte der Angriff nicht. Dafür schien sich ihre Kehle auf den Umfang eines Strohhalms zusammenzuziehen. Die Schemen zuckten zusammen, einige wiegten hin und her, doch sie verschwanden nicht.
    »Es geht nicht!«
    »Gib mir das Schwert. Damit kann ich sie vielleicht so lange auf Abstand halten, bis Will uns gefunden hat.« Justine griff nach der Waffe. Doch kaum hielt sie das Schwert in der Hand, erschallte ein kollektives Kreischen: Die Wesenheiten drängten nach vorn, gegen sie! »Sie hassen das Schwert!«, rief Justine - und schlug zu. Die Schneide zerteilte die erste grün schimmernde Gestalt, doch die Ränder fügten sich gleich wieder zusammen. Gegen diese Feinde richtete die Waffe nichts aus. »Merde! Saskia«, rief sie angespannt und drosch um sich. »Tu endlich etwas!«
    Saskia atmete tief durch, sammelte ihre Macht und wollte etwas anderes versuchen. Sie hatte vor nicht allzu langer Zeit ein Portal in verschiedene Welten oder Höllen geöffnet - warum sollte sie dann nicht ein Portal schaffen, durch das sie aus diesem Turm flüchten konnten? Sie konzentrierte sich auf ihr Hotelzimmer, auf die Sicherheit, die es versprach. Und wirklich: Vor ihr öffnete sich ein Spalt, wie damals im Parkhaus, und in ihm erkannte sie undeutlich die Einrichtung eines Zimmers. Der Fluchtweg stand ihnen offen; nun musste nur noch Will auftauchen, und sie konnten endlich fort von hier.
    Justine wurde von einem Arm ergriffen. Mit einem Schrei hackte sie ihn ab und trat gegen das Wesen, um den Rest der Kreatur nach hinten zu schleudern; der Geist machte nur einen Schritt zurück, als würde er lediglich vor ihrer Energie zurückweichen. Drei weitere stürzten sich auf sie und versuchten, sie zu packen. Justine gelang es nur mit Mühe, sich ihnen zu -entwinden, und bemerkte dabei den Spalt. »Was ...?«
    »Unser Hotel«, sagte Saskia knapp und rang nach Luft. »Aber wir müssen ...« »Non! Komm mit.« Justine sprang durch die Spalte. »Es hat funktioniert!«, rief sie und klang dabei wie aus weiter Ferne. Doch dann wurde sie bleich. »Sie haben mir das Pergament wieder abgenommen!«
    Saskia hatte das Gefühl, dass sie kurz davor war, aufgrund des Luftverlustes ohnmächtig zu werden, starrte aber trotzdem in die grüne Menge, die sich nun drohend auf sie zubewegte, und erkannte in einer Geisterhand das Artefakt.
    Ein lautes Brüllen erklang, in dem kaum Menschlichkeit steckte, und die Geister wichen vor etwas zurück, das sich Saskia von rechts näherte. Saskia starrte dorthin - und sah Will auf sich zukommen. In der Zweidimensionalität wirkte er aus irgendeinem Grund größer, kräftiger und sehr beeindruckend.
    Er hatte wenig mit dem Mann zu tun, den sie kannte. Sein Anblick war respekteinflößend, herrschaftlich.
    Er bemerkte sie, dann schaute er kurz auf den toten Reiseführer, dessen Blut den Sand rot gefärbt hatte. »Wo ist mein Pergament?«, tönte er. »Haben sie es?«
    Sein Pergament? Saskia gefiel der Ausdruck in seinem Gesicht überhaupt nicht. Es war eine Mischung aus hochgradiger Entrückung und einer Entschlossenheit, die Saskia höchstens von Porträts bekannter Diktatoren kannte. »Da vorne«, antwortete sie knapp. Mit gewaltiger Anstrengung rang sie nach Atem, und der Schwindel legte sich etwas. »Komm durch das Portal.«
    Will machte das Wesen aus, das die Schrift mit sich trug. Er war mit vier schnellen Schritten bei ihm und zerschmetterte es mit einem Faustschlag. Dabei

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