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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Jahrhundert gelandet. Vor Christus.«
    Saskia spähte durch einen Spalt zwischen den Vorhängen nach draußen. Es war, als würde sie die Mini-Serie Rom schauen, nur dass sie plötzlich zu den Darstellerinnen gehörte: Menschen in Tuniken liefen auf der Agora, dem Marktplatz, umher, Händler boten lautstark ihre Waren feil, Vieh stand umher, angebunden an dicken Stricken. Rings um den Platz erhoben sich wuchtige Bauwerke, alle symmetrisch und perfekt. Der gemeine Bürger von Palmyra lebte sicher an weniger schönen Orten als in diesem prachtvollen Stadtzentrum.
    Die Mode der Zeit war leicht und luftig, viel Kleidung benötigte man nicht unter der starken Sonne, die über Syrien schien. Das Land, in dem sie sich befanden, hieß vermutlich nicht mal Syrien.
    Saskia fühlte sich an die Mode erinnert, die sie aus römischen Geschichtsbüchern kannte: Tuniken, gewickelte Tücher, Sandalen, Togen. Laut Reiseführer hatten die Römer auch in Palmyra regiert. Natürlich erkannte sie auch gänzlich anders gekleidete Menschen orientalischer Herkunft, die sie in erster Linie an Beduinen erinnerten. Manche der offenkundig Reichen wurden von Sklaven in Sänften umhergetragen und von einem ganzen Hofstaat Diener und Bewaffneter begleitet. Man zeigte in der Handelsstadt Palmyra anscheinend gern seinen Wohlstand.
    »Ich denke, wir sind einhundert nach Christus«, meinte sie über die Schulter. »Es sieht nach römischer Kultur aus.« Dann lachte sie matt auf. »Du weißt schon, dass ein Historiker dafür morden würde, um mit uns tauschen zu können und die Kultur, die er nur von Ausgrabungen her kennt, zu entdecken.«
    »Na wie schön«, ätzte Justine. »Aber irgendetwas sagt mir, dass ein Historiker auch andere Sorgen hat als wir und nicht den drohenden Weltuntergang verhindern muss. Wie sollen wir das machen, fast zweitausend Jahre bevor er sich anbahnt?«
    Der Kommentar erinnerte Saskia an eine spannende Frage, die sie sich immer gestellt hatte, wenn in Science-Fiction-Seri-en Zeitreisen stattfanden: Ab wann veränderte man die Geschichte - und mit welchen Auswirkungen auf die Gegenwart?
    »Was immer wir tun, wir dürfen nicht auffallen«, sagte sie zu Justine. »Wir müssen durch die Geschichte huschen, ohne Spuren zu hinterlassen.«
    Die Französin hielt ihre Pistolen in den Händen. »Schade. Ich hätte das Zeug dazu, hier eine mächtige Kriegsherrin zu werden - wenn ich mehr Munition dafür mitgenommen hätte.« Sie zwinkerte wieder, um Saskia zu zeigen, dass sie es nicht ernst meinte. Jedenfalls zu etwa siebzig Prozent. »Du bist diejenige, die uns nach Hause bringen kann. Sag, was wir tun sollen.« Saskia schaute sich um. Sie befanden sich in einem Zimmer mit einer Kochstelle und einem breiten Bett. Eine Leiter führte zu einem schmalen Alkoven, vermutlich die Schlafstatt der Kinder. Die Einrichtung wirkte nicht sehr luxuriös. Sie waren in das Haus eines Menschen oder einer Familie gelangt, die nicht zu den ganz Betuchten gehörte. »Ausruhen. Und danach versuche ich es.« Sie hob das Schwert auf, dachte an Will und betete still, dass er den Geistern entkommen war. Die Situation hatte sich von einem Schlag auf den anderen gravierend zum Schlechten verändert.
    »Ich frage mich, was mit Will geschehen ist«, sagte Justine und wühlte sich durch die Schränke. Sie fand mehrere Behältnisse mit Vorräten, gemahlenes Salz, Getreide und Brot, getrocknete Datteln und Feigen. Sie langte zu und machte sich über das Obst her. »Das ist sehr gut«, schwärmte sie und suchte weiter. Sie nahm einen hellen leichten Umhang von der Wand. »Chic! Das ist meiner.« Sie warf ihn sich über. »Jetzt gehöre ich dazu«, sagte sie lachend. »Aber du kannst auch so gehen, wie du bist, Saskia. Du wirst nicht zu sehr auffallen.«
    Saskia nickte. Sie passten halbwegs in diese alte Welt, die sie durch den Vorhang sah. Nicht perfekt, aber allemal besser als mit Shorts und Hawaiihemden.
    »Meinst du, die Artefakte befinden sich auch hier?« Justine warf Saskia ein Stück Brot zu, sie selbst schöpfte mit einer groben Kelle aus einem Wasserbecken neben dem Herd. »Ich meine, gibt es jetzt zwei Schwerter?«
    »Woher soll ich das wissen?« Saskia biss ins Brot. Es schmeckte ganz anders als das, was sie kannte. Die Köchin in ihr verlangte, dass sie sich unbedingt das Rezept besorgen musste. Die Gäste des Bon Got würden sich darum reißen!
    In dem Menschenstrom draußen bildete sich eine Lücke. Legionäre bahnten einen Weg für eine sehr große

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