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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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färbte sich seine eigene Hand schwarzbraun ein, die Adern dehnten sich um das Doppelte und standen dick hervor. Er bückte sich und hob das Pergament auf. Sofort erklangen aufgeregte Schreie. »Geh!«, befahl er Saskia. »Ich habe es!«
    Saskia taumelte nach vorn und durch den Spalt. Zwei Arme reckten sich ihr entgegen und rissen sie hinüber. Ihre Konzentration brach mit ihrem Kreislauf zusammen. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Will die Arme in ihre Richtung hob. Etwas war schiefgelaufen!
    Doch es war zu spät: Sie brach neben Justine zusammen. »Will, komm!«, hauchte sie. Die Umgebung erhielt ihre Dreidimensionalität zurück, die Bittermandel auf ihrer Zunge verschwand, während sie verzweifelt nach Luft rang.
    Justine sah, dass einige Geister sich an Will vorbeigewagt hatten und versuchten, durch den sich langsam schließenden Spalt zu gelangen und mit ihnen das Gleiche anzustellen wie mit Shafiq. Die anderen stellten sich Will in den Weg, der sich mit fliegenden Fäusten eine Schneise durch sie freikämpfte.
    »Will!« Sosehr sich Saskia anstrengte, sie konnte das Schließen des Portals nicht aufhalten. »Ich ...«
    Drei der Geisterwesen zwängten sich schon zur Hälfte durch den Spalt, als Will sie mit beiden Händen ergriff und festhielt. »Kommt zurück!«, schrie er ihnen zu. »Die Artefakte dürfen nicht getrennt...«
    Das Portal schloss sich.
    Die Wesen wurden zerteilt, die Stücke lösten sich im Fallen auf und wurden zu einer schleimigen, stinkenden Masse auf dem lehmgestampften Boden.
    Zuerst dachte sich Saskia nichts dabei, aber dann begriff sie beim Anblick des ungewöhnlichen Untergrunds, auf dem sich die Lache bildete, dass sie nicht in ihrem Hotel gelandet waren. »Verdammt, wo ...«
    Justine stand in einem rundbogenartigen Durchgang, der nach draußen führte, und hielt die bestickten Vorhänge zur Seite. Sonnenlicht fiel herein, und ein heißer, trockener Wind wehte Geräusche und fremdartige Gerüche ins Innere.
    »Justine, wir müssen ...«
    »Das ist nicht unser Hotel.«
    »Sind wir ... sind wir nicht mehr in Palmyra?«, fragte sie erschrocken.
    »Das schon«, Justine trat beiseite, damit sie an ihr vorbei ins Freie schauen konnte, »aber nicht in unserer Zeit!«
    Saskia erhob sich unsicher und ging schleppend nach vorne, die Augen auf die atemberaubenden antiken Bauwerke gerichtet, durch deren Ruinen sie vorhin gestreift war. Nur dass sie sich jetzt vor einem herrlich blauen Himmel als intakte Gebäude in die Höhe erhoben! Justine versetzte ihr einen Rempler in die Seite. »Tres bien. Damit kannst du in der Reisebranche groß rauskommen. Ich sehe schon deinen Slogan vor mir: Erleben Sie die antiken Stätten, wie sie wirklich waren.« Sie ließ die Vorhänge zurückgleiten. »Bon, ma chère. Aber jetzt bring uns nach Hause.« Saskia konnte es noch immer nicht fassen. Die Gabe hatte ein Portal in die Vergangenheit geöffnet. Eben hatte sie noch geglaubt, einigermaßen damit umgehen zu können, aber jetzt musste sie erkennen, dass sie meilenweit davon entfernt war, diese Macht zu kontrollieren. Sie sackte neben dem Torbogen zusammen. »Ich bin zu erschöpft«, sagte sie.
    Justine setzte sich ihr gegenüber auf den Tisch, der unter ihrem Gewicht knarzte. »Es wird schon gehen. Es muss gehen! Wir haben nur noch wenige Tage, um unsere Mission zu erfüllen.« Sie zwinkerte. »Außerdem spricht hier niemand Französisch. Vas-yl Dann bin ich dir auch nicht böse.«
    Saskia musste es nicht einmal versuchen. Sie spürte, dass die Gabe in ihr Ruhe brauchte. »Ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll.«
    »Dann machen wir eben eine kleine Pause.«
    »Es geht nicht nur um die Pause! Ich habe an unser Hotel gedacht - und wir landen in einem Palmyra, das aussieht, als sei es gestern erst errichtet worden«, fuhr Saskia sie an. »Wie stellst du dir das vor, dass ich ein Portal öffnen kann, das uns genau an dem Tag in dem Jahr zurückbringt, an dem wir verschwunden sind?«
    Justines vorgetäuschte gute Laune verschwand ansatzlos. »Du kannst es wirklich nicht? Merde!« Wütend warf sie das Schwert auf den Boden und trat gegen ein Schränkchen, dann sah sie aus dem Fenster. »Schau dir das an! Wir stecken irgendwo ... irgendwann. Ich kann dir nicht einmal sagen ...« Sie zerrte Saskia ihren Rucksack weg. »Du hast den Touristenführer! Gib her.« Sie blätterte in dem Prospekt und suchte nach Zeitangaben. »Nicht, dass ich irgendeine Ahnung hätte, aber ich schätze, wir sind irgendwo im ersten

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