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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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auf, ließ seinen blutigen Beutel fallen und ging hinter einem Mauervorsprung in Deckung. Saskia hörte ein Surren und zog instinktiv den Kopf zurück.
    Das geworfene Hackbeil verfehlte sie knapp, prallte mit lautem Klirren gegen eine Säule und fiel scheppernd zu Boden. Sie sah nach der Fleischerin, die sich ins Haus flüchtete. Saskia war unschlüssig. Was, wenn sie weitere Gesellen zu Hilfe holte? Die Sänfte näherte sich; ein Tumult auf offener Straße konnte ihren Plan gefährden.
    Sie beschloss, der Schlachterin zu folgen.
    Durch einen kleinen Vorraum gelangte sie in einen tiefergelegenen Raum, in dem es intensiv nach Fleisch roch, für eine Wüstenstadt aber erstaunlich niedrige Temperaturen herrschten. Es musste sich um den Lagerraum handeln, denn an langen Eisenhaken hingen diverse ausgebeinte Kadaver und Fleischstücke von der Decke. Ein Blick reichte, um Saskia für einen Moment übel werden zu lassen.
    Man musste von Biologie nicht viel Ahnung haben, um zu erkennen, dass diese antike Metzgerei ganz besondere Leckerbissen verkaufte: Menschenfleisch! Zwischen einem halben Rind und einigen Brocken, die nicht zweifelsfrei zuzuordnen waren, waren hier eindeutig einige Beine und ein Arm zum Abhängen auf Haken gespießt worden.
    Saskia hörte das leise Pfotentrippeln hinter sich, fuhr sofort herum und riss das Schwert in die Höhe. Die Angreiferin konnte im letzten Moment stehen bleiben, sonst wäre sie in die Spitze gerannt. Die verflüssigten Intarsien pulsierten gefährlich.
    Vor Saskia stand ein Mischwesen aus Mensch und Schakal. Es wirkte wie die ägyptischen Darstellungen des Gottes Anubis: ein schmaler Kopf mit aufragenden Ohren und langer Schnauze auf einem Männerkörper. Glänzendes, glattes Fell schimmerte bräunlich im schummrigen Licht, die überlangen, kräftigen Arme mit den Krallen waren halb zu ihr ausgestreckt. In der rechten Hand hielt die Kreatur einen langen, gebogenen Haken. Sie belauerten sich, und die Schakalwandlerin knurrte leise.
    Als Saskia sah, dass sich die rot leuchtenden Augen auf die Waffe gerichtet hatten, kam ihr ein Verdacht. Will hatte nach seinen Erlebnissen in Venedig berichtet, dass die Wandler offenbar nach der Dämonenklinge trachteten. Wurden auch sie von der Macht des Artefakts angezogen? Ein dumpfes Löwenbrüllen erklang, dann schob sich eine einschüchternde Silhouette hinter der Schakalwandlerin in den Raum: Ihr Gehilfe war zurückgekehrt, halb in einen Löwen verwandelt; die Bestie musste sicherlich zwei Meter messen.
    Fauchend und leise grollend machte das Löwenwesen einen Schritt nach vorn und unterhielt sich mit dem Schakal. Es klang animalisch und guttural.
    Saskia wartete ab und verließ sich neben ihren Fechtkünsten auch auf die Gabe. Selbst wenn sie nur einen Bruchteil davon einsetzte, würde es ausreichen, die Bestien auseinanderbersten zu lassen.
    Der Löwenwandler wandte ihr den breiten, mähnengeschmückten Kopf zu - und sprach sie an. Es klang nach Latein, was ihr aber auch nicht weiterhalf. »Ich spreche eure Sprache nicht«, sagte sie auf Deutsch, »was ich sehr schade finde. Ich hätte einige sehr dringliche Fragen.« Sie deutete auf den Ausgang.
    Der Löwe schüttelte den Kopf und öffnete das Maul, um ihr seine Reißzähne zu zeigen. Saskia wurde unruhig. Die Sänfte war sicher schon am Haus der Fleischhändlerin vorbeigezogen, und einfach die Leute fragen, wohin Levantin getragen worden war, konnte sie auch nicht. Sie musste hier raus.
    Ein drittes Wesen erschien im Eingang, das Saskia zuerst gar nicht richtig wahrnahm. Es bewegte sich nicht auf der gleichen Höhe wie die anderen beiden, sondern kroch geschmeidig über die Schwelle, weil es komplett in seiner Tierform auftrat. Eine Riesenschlange. Und was für eine Riesenschlange! Saskia tippte auf eine Anakonda oder etwas Ähnliches. Züngelnd richtete sie ihren Oberkörper auf, die schwarzen Augen betrachteten das Schwert. Saskia beschloss zu handeln. Wieder deutete sie auf die Tür, und als keiner der drei entsprechend reagierte, suchte sie nach ihrer Gabe. Träge bekam sie Rückmeldung, verschlafen und müde; die Bittermandeln waren kaum mehr als ein Hauch.
    Die Schakalfrau attackierte sie mit dem Haken, dabei streckte sie die andere Hand aus und nahm sich einen zweiten, an dem noch ein großer, undefinierbarer Fleischfetzen hing. Saskia parierte den Schlag, und schon flog der Haken mit dem Brocken heran. Zwar traf sie ihn mit dem Schwert, aber die Klinge zerteilte das Fleisch, und Fetzen

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