Blutportale
der Kampf!
»Wie machen wir ihm klar, was du von ihm willst?« Justine schlug die Zähne in den Braten, den Saskia verschmäht hatte, und kaute. Rötlicher Saft lief ihr am Kinn herab, und sie wischte ihn mit einer Bewegung ihres Ärmels weg.
»Wir sehen uns erst ein Duell von ihm an. Danach kann ich ihn besser einschätzen.« Sie war sehr gespannt, wie dieser Levantin focht. Sie begab sich zur Tür, öffnete sie einen Spalt und blickte hinaus in die Eingangshalle, aus der die Kampfgeräusche gekommen waren. Saskia musste sofort an eine Fechthalle denken. Anscheinend diente der hohe Raum auch als Sportstätte für Wettkämpfe. Gewichte mit Handgriffen standen auf dem Boden, Seile hingen von der Decke, Eimer mit Schöpfkellen ließen vermuten, dass die Kämpfer hier ihren Durst stillten. In einer Ecke erkannte sie Liegebänke zum Ausruhen oder Massieren, in einer weiteren Ständer mit Rüstungsteilen, schweren Schilden, Helmen und Spießen.
Vor und mit dem Rücken zu ihr stand ein Legionär, der sich auf seinen Speer stützte und dem Zweikampf folgte.
Levantin trug einen Lendenschurz, der fast bis an die Knie reichte, ansonsten war er wie sein Gegner unbekleidet und ohne Schutz. Er führte zwei römische Kurzschwerter, sein Gegner ein längeres Schwert und einen kleinen Schild. Während der Mann stark schwitzte, sah man Levantin die Anstrengung nicht an. Saskia bemerkte aber, dass er sich noch nicht ganz so souverän und tänzerisch bewegte wie im Duell mit ihr. Statt eines Meisters stand lediglich ein Fortgeschrittener vor ihr, der von seinem Gegner gerade mit raschen Ausfällen in Bedrängnis gebracht wurde. Levantin rettete sich vor tödlichen Stichen mehr als einmal durch hastige Sprünge rückwärts, die dazu noch unbeholfen wirkten. Der Gegner lachte, weil er selbst wohl nicht glauben konnte, wie Levantin sich verhielt.
Sie lächelte.
Plötzlich aber griff Levantin mit einer Wut und einer Kraft an, die wie ein Sturm daherkamen. Jeder Schlag hinterließ eine Delle im Schild des Gegners, der Mann schrie auf und ließ den Arm plötzlich nach unten hängen. Saskia vermutete alarmiert, dass er unter der Wucht der Schläge gebrochen war. Als er das Schwert zur Abwehr in die Höhe hielt, zerschellten beide Klingen beim Zusammenprall. Levantin setzte sofort mit dem zweiten Kurzschwert nach -und verpasste dem Mann einen langen, nicht tiefen Schnitt von der Kehle bis zum Bauchnabel.
»Er tut es schon wieder!«, flüsterte Justine. »Siehst du? Er versucht, seine Feinde zu zeichnen und ihnen diesen Fluch anzuhängen.«
Der Mann hielt sich die Wunde und rief Levantin etwas zu; der aber kümmerte sich nicht um die Worte, sondern stach zu, um dem Feind das Leben zu nehmen. Gleich darauf lag der Gegner zuckend im Sand, sein Blut färbte ihn dunkel.
»Oder auch nicht«, sagte Saskia düster.
Sklaven eilten herbei und zerrten den Leichnam weg, ein anderer streute frischen Sand über die Stelle. Man reichte Levantin ein neues Kurzschwert, und er gab einen Befehl. Ein weiterer Gegner trat ihm gegenüber, der sich ebenfalls für zwei Kurzschwerter entschieden hatte. Seine Haut war tiefschwarz, die Statur eindrucksvoll und der von Levantin an Muskelmasse überlegen.
Die Kämpfer verneigten sich kurz voreinander, dann begann das Gefecht - und erreichte bald eine beinahe nicht nachvollziehbare Geschwindigkeit.
Levantins Fechtbewegungen waren schnell, wenn auch nicht sauber ausgeführt, wie Saskia bemerkte, er walzte vorwärts und versuchte, seinen Widersacher durch stetes Nachsetzen in Bedrängnis zu bringen. Doch der Nubier wusste die Attacken sehr gut abzulenken, bis er seine Gelegenheit gekommen sah und seinem Gegner den Fuß in den Bauch trat.
Es schien, als hätte er gegen eine Statue getreten. Levantin bewegte sich so gut wie gar nicht zurück, während der Nubier aufschrie und nach hinten stolperte. Nach der Stellung der Zehen zu urteilen, hatte er sich mindestens zwei davon gebrochen.
Levantin lachte und griff wieder an. Zwei Schnitte in seinem Ober- und Unterarm steckte er, ohne mit der Wimper zu zucken, weg, dafür versah er den Gegner mit den typischen Linien, die auch auf Saskias Oberkörper prangten und beim Anblick des Duells schmerzhaft zogen. Als verlangten sie von ihr, in den Saal zu springen und Levantin niederzumähen. Oder als freuten sie sich über das Wiedersehen mit ihrem Schöpfer.
Der Krieger setzte sich tapfer zur Wehr, aber eine Aussicht auf Erfolg hatte er nicht mehr. Die blutenden Wunden
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