Blutportale
ihn.
Levantins rechter Arm zuckte herab, das Wakizashi trennte die Hand ab, die eben den Abzug hatte betätigen wollen. Starr vor Entsetzen und Schock, glotzte der Belualit auf die Wunde, aus der das Blut strömte; klappernd fiel das Gewehr auf den Steinboden.
»Sag mir, wo ihr eure Aufzeichnungen über das Blutportal verbergt«, fuhr er ihn an. »Dann rette ich dein Leben.«
Der Mann verfluchte ihn auf Französisch, wimmerte und wollte mit der anderen Hand nach der Waffe greifen.
In Levantins Headset knisterte es. »Wir haben einen Tresor und mehrere Computer im ersten Stock gefunden. Eine Festplatte fehlt, ansonsten sind sie intakt. Ich wiederhole, sie sind intakt. Das Semtex ist auf dem Weg zu Ihnen.«
»Danke.« Das Wakizashi schlug dem Verletzten den Kopf ab, ehe der das Gewehr zu fassen bekam.
Fünf Mann kamen den Gang entlang in den Raum; einer brachte souverän die Sprengladung an. Sie zogen sich in den Durchgang zurück und zündeten. Kaum war das Krachen verklungen, stürmten die Männer wieder voran, Levantin an ihrer Spitze.
Der Raum dahinter war leer und führte zu einem abschüssigen Gang, durch den frische Luft hereinwehte. Sie folgten ihm und gelangten ins Freie, ans Ufer der Vienne. An einem kleinen Anleger machten sich drei Dämonendiener bereit, ein Motorboot zu starten, ein zweites befand sich bereits auf dem Fluss.
Levantins Männer eröffneten das Feuer, zwei schössen auf das entferntere Ziel, die anderen deckten die Gegner direkt vor ihnen ein.
Die Projektile zersiebten die Belualiten, bevor sie ihre dämonischen Gaben einsetzen konnten. Levantin hatte gespürt, dass die Feinde kurz davorgestanden hatten, eine neuerliche Wolke Pest- und Leprasporen zu manifestieren.
Er hob die Toten mit einer Hand aus dem Boot und warf sie auf den Boden, wo sie von den Kriegern durchsucht wurden. Unter einer Sitzbank fand er einen Koffer. Er öffnete ihn, darin lag die vermisste Festplatte.
»Die Flüchtlinge versuchen, über Funk Kontakt zu ihren Leuten aufzunehmen«, meldete einer seiner Männer.
Levantin ließ sich das Funkgerät geben, das einmal einem der Toten gehört hatte; seinen Blick hielt er auf die Vienne gerichtet, auf der das Boot immer kleiner wurde. Sehr ärgerlich. An diese Möglichkeit hatte er nicht gedacht.
»Ihr seid dem Tod nur vorübergehend entkommen«, sagte er in das Mikrofon. »Wer bist du?«, fragte eine Frau wütend und voller Feindseligkeit.
»Euer Bezwinger, Valesca«, antwortete er. »Woher kennst du meinen Namen?« »Ich habe dich beschatten lassen. Danke für deine Führung. Durch deine Unachtsamkeit habe ich von dem Ort erfahren. Die Daten der Computer werden mir nützen. Belua wird niemals auf der Erde erscheinen.«
»Die Computer sind eingeladen«, wurde ihm gemeldet. »Wir sollten verschwinden, bevor die Gendarmerie hier ist.«
Valesca schwieg mehrere Sekunden, bevor sie erwiderte: »Wir finden einen anderen Weg.« »Oh, da bin ich mir sicher, Valesca«, sagte er mit samtener Stimme. »Aber weißt du auch, wem du dabei immer wieder begegnen wirst?«
»Nicht dir?«, gab sie zurück und lachte auf.
In diesem Moment gab es mitten im Ort eine gewaltige Explosion, der Feuerschein ließ die Burgruine in rotem Licht erglühen, und sofort donnerte es noch mehrmals hintereinander. Ziegel wurden von Hausdächern geblasen, überall zersprangen Scheiben. Ganz Chinon klirrte. Eine Druckwelle jagte pfeifend durch den Gang, den Levantin eben genommen hatte, und brachte grelles gelbes Feuer mit, das Levantin und seine Männer einhüllte.
148 nach Christus
Syrien, Palmyra
Justine zog die Pistole, hob den Arm - und bevor die erschrockene Saskia etwas sagen konnte, schoss sie, ein einziges Mal nur.
Mit einem Loch in der Stirn brach der Mann zusammen, der sich mit zwei Messern von hinten an Saskia herangeschlichen hatte. Er streifte sie, die immer noch wie angewurzelt dastand und Justine fassungslos anstarrte. Erst, als sie von dem toten Körper nach vorne gestoßen wurde, schien sie zu begreifen, was gerade passiert war.
»Lass uns verschwinden«, sagte Justine und verbarg die Pistole. »Suchen wir die Sänfte.« Saskia musste sich von dem Schrecken noch erholen. »Wandler«, sagte sie und folgte ihrer Mitstreiterin in die Gassen, vorbei an den Bewohnern der Stadt, die sie verwundert anschauten. Niemand hatte so richtig mitbekommen, was sich vor der Schlachterei zugetragen hatte. »Ich hatte es mit einem Löwen und einem Schakal zu tun.«
»Und ich mit einer
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