Blutportale
Riesenschlange. Ich wusste nicht einmal, dass es Wer-Schlangen gibt.« »Du hast sie gesehen?«, fragte Saskia aufgeregt. »Ist sie ...«
»Entkommen? Ja. Ich habe ein ganzes Magazin in das Mistding gepumpt, nachdem es mir den Arm mit einem Biss zertrümmert hat, aber natürlich haben ihm die verdammten normalen Kugeln nichts anhaben gönnen. Das habe ich aber erst zu spät bemerkt.«
Justine hatte die Sänfte in einer Gasse vor einem großen Gebäude ausgemacht. Als sie die breite Querstraße erreichten, mussten sie mit ansehen, wie sich hohe, schwere Tore hinter der Sänfte schlossen und Levantin hinter einer massiven Mauer verschwand.
Keuchend standen sie auf der vielgenutzten Straße, auf der Wagen, Karren, Reiter und Fußgänger unterwegs waren.
»Ich dachte gerade wirklich, du würdest...«, gab Saskia schwer atmend zu.
»Dich töten?«, fragte Justine spöttisch. »Wenn es jemals so weit kommen sollte, ma chere, dann verspreche ich dir, dass ich es mit meinen eigenen Händen tun werde und nicht mit einer Pistole. Aber bis dahin bin ich auf deiner Seite und helfe dir, den Maitre zu erledigen.« Saskia sah sie erstaunt an. »Das ist ein Trick, richtig?«
»Non.« Justine schien, als habe sie ihre Entscheidung erst in diesem Moment getroffen. »Ich schwöre bei meiner Seele, dass ich dich nicht reinlegen möchte.«
»Bist du sicher?«
Justine stieß einen wütenden Laut aus. »Nein, das bin ich nicht! Und ich bin alles andere als scharf darauf, in die Hölle zurückzukehren, aus der ich entkommen bin. Aber ...« Sie dachte an Faustitia und die Schwesternschaft, ihre Kehle schnürte sich zu, und sie konnte einen Moment nicht weitersprechen. »Wie gehen wir vor?«, fragte sie dann. »Ich habe noch sieben Schuss.« »Sondieren wir die Umgebung und überlegen, wie wir ihn töten, ohne die Geschichte noch weiter zu verändern, als wir es wahrscheinlich ohnehin schon getan haben. Ich nehme nicht an, dass du die verschossenen Patronenhülsen eingesammelt hast?«
»Non, je ne Vax pas fait. Und auch die zweite Pistole nicht.« Justine blieb vollkommen gelassen. »Palmyra wird einst die Stadt der Wunder genannt werden, wenn wir hier fertig sind. So viele Fundstücke aus einer falschen Zeit ... Da gibt es doch diesen Typen, der behauptet, dass wir auf Außerirdische zurückgehen und ständig von ihnen besucht werden. Däniken?« Sie lachte. »Das wird ihm Auftrieb geben.«
»Mag sein.« Saskia seufzte. »Viel wichtiger ist mir gerade, dass der Maitre unter dem Schutz der römischen Armee steht. Er muss also eine bedeutende Persönlichkeit sein.« Justine betrachtete die Umgebung. »Gib mir noch mal den Reiseführer.« Sie erhielt ihn und suchte die Übersichtskarte der Ausgrabungsstätten. »Laut dem hier sind wir in einem Wohngebiet, da drüben ist das Athena-Allat-Heiligtum. Vermutlich haben sie ihn zu einem Priester oder so gemacht.«
Saskia betrachtete die Mauer, hinter der sie ein Dach erkennen konnte. Das Anwesen war groß, sehr groß. »Das wird ihm nichts nützen«, sagte sie grimmig.
Justine grinste. »Ich bin gespannt auf euren kleinen Zweikampf.« Sie atmete tief ein und fühlte sich gelöst, nachdem sie ihre Entscheidung getroffen hatte. Die Nonnen würden überleben. »Ach, de l'air pur, ganz ohne jede Form von Umweltverschmutzung!« Sie gab Saskia einen freundschaftlichen Stoß. »Los, mach es mir nach: So gute Luft gibt es bei uns nicht mehr. Man sollte sie abfüllen und verkaufen. Irgendwelche Reichen würden sicher ein Vermögen dafür ausgeben.«
Aber Saskia hörte ihr gar nicht zu, sondern machte Justine auf die Gruppe von etwa einem Dutzend Personen aufmerksam, die vor dem Tor angehalten hatte. Sie waren in weite schwarze Gewänder gehüllt und ritten auf Kamelen. An ihrer Seite oder auf dem Rücken hingen Schwerter in unterschiedlichen Formen.
Ihr Anführer sprach mit dem wachhabenden Legionär, dann wurde das Tor geöffnet. »Wenn du mich fragst«, sagte Justine, »sieht es so aus, als hätte der Maitre schon zu dieser Zeit seine Duelle ausgefochten.«
»Und heute wird er sein letztes bestreiten.«
XXII. KAPITEL
148 nach Christus
Syrien, Palmyra
Den restlichen Tag verbrachten sie am Rande des Marktplatzes im Schatten der Palmen.
Saskia schlief die meiste Zeit, um für den bevorstehenden Kampf ausgeruht zu sein. Justine wachte über sie, stahl etwas Essen und beschränkte sich entgegen ihrer sonst üblichen Art darauf, unauffällig zu bleiben und abzuwarten, dass die Sonne
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