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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Wiedersehen erloschen. »Es war noch Blut dran. Ich dachte mir, dass es ein schönes Andenken wäre.« Seine Stimme klang ehrlich - und Justine starrte ihn fassungslos an. Er machte sich keinerlei Gedanken wegen des Todes der Nonnen, und er schien nicht einmal im Ansatz zu verstehen, was das für sie bedeutete. Menschen und Gefühle waren ihm einfach nur gleichgültig.
    Die Bestie in ihr kreischte vor Zorn, und Justine sprang unvermittelt hoch und über den Tisch hinweg auf Levantin. Sie hatte sich mit genügend Kraft abgestoßen, um ihn trotz seines Gewichts umzureißen. Schreiend schlug sie immer wieder in sein Gesicht, bis er sie mit einem Arm nach hinten stieß. Es war eine lässige, überlegene Bewegung.
    Justine fiel auf den Rücken, zog die Pistole - und feuerte die letzten vier Schüsse ab, die ihr noch geblieben waren.
    Jetzt schrie Levantin, vor Schmerzen, vor Wut und vor gekränkter Eitelkeit. Die Kugeln trafen ihn in Hals und Kopf, und er verstummte; Blut spritzte durch die Kabine, die Geschosse rissen große Löcher. Er sank zurück.
    Bevor sie sich auf ihn werfen konnte, stand Al-Utri in der Kabine, seine Waffe im Anschlag. Ein Schuss in ihre rechte Kniescheibe verhinderte, dass sie sprang. Justine knickte ein. »Aufhören!«, befahl Levantin, setzte sich auf, wischte sich das Blut vom Hals und betrachtete seine blutige Hand. Die Löcher schlossen sich bereits. Er war regenerationsfähig, wie sie selbst. »Es ist nichts geschehen«, sagte er bebend zu Al-Utri und beherrschte sich. Es war der falsche Moment für eine Strafe.
    Saskia war hereingestürmt und schob sich schützend vor Justine, die weinend am Boden saß. »Es ist zu viel geschehen«, raunte Saskia und blieb stehen, bis sich Levantin und der Syrer zurückgezogen hatten. Dann half sie Justine auf die Sitzbank und erblickte den Rosenkranz und den Siegelring. Sie ahnte, wem sie einst gehört hatten, und legte den Arm um Justines Schulter. Justine schluchzte und nahm den Rosenkranz in die rechte, den Siegelring in die linke Hand. Der schwache Geruch von verbranntem Fleisch durchzog die Kabine. Das Silber wirkte auf Justines Hände und quälte sie, aber sie war nicht bereit, loszulassen.
    Der Helikopter landete auf dem Rasen eines kleinen Sportflugplatzes. Saskia schaute aus dem Fenster und hatte keine Ahnung, wo sie sich befanden. Die Nummernschilder der wartenden Transporter verrieten es ihr: Deutschland. Sie waren tatsächlich weit geflogen. Sie nahm das Schwert und bemerkte, dass sich seine Farbe verändert hatte. Das Material wurde dunkler, verfärbte sich teilweise schwarz. War das eine Reaktion auf die anderen Artefakte in seiner unmittelbaren Umgebung? Schlossen sich bereits erste Energieströme zusammen? Nach wie vor prickelten Saskias Fingerkuppen, wenn sie die Klinge berührte.
    Sie hatte die bereitgelegte Wechselkleidung in Anspruch genommen und trug nun bequeme schwarze Jeans, darüber ein weißes Shirt und einen gelben Pullover. Die syrische Armeejacke behielt sie an, auch wenn sie nicht dazu passte.
    Justines Augen und Gesicht waren leicht gerötet. Seit sie die Andenken an die Nonnen in die Tasche der Armeejacke geschoben hatte, schwieg sie. Im Gegensatz zu Saskia hatte sie ein schwarzes Outfit ausgesucht, Cargohosen, Cargohemd und ein schwarzes Halstuch. Die dazu passende Armeejacke stand ihr ausgezeichnet.
    Levantin hatte seinen blutbefleckten Anzug gegen einen neuen ausgetauscht und sah darin aus wie ein Millionär auf Geschäftsreise. Er war der Erste, der von Bord und die kleine Treppe nach unten ging. »Zieht den Kopf ein«, warnte er sie und eilte unter den schwirrenden Rotoren hindurch zu einem VW Tuareg, der auf sie wartete. Er hatte alles organisiert und für einen reibungslosen Ablauf gesorgt.
    Als Saskia und Justine ebenfalls zum Tuareg gingen, fielen ihnen sechs Männer in Straßenkleidung auf, die Sporttaschen mit sich trugen; sie liefen in lockerem Trab auf einen Transporter zu, der in einigem Abstand zum VW gehalten hatte. Justine vermutete, dass sich Levantin noch ein paar Söldner mit Gewehren besorgt hatte. Für alle Fälle.
    Sie stiegen in den Fond, Levantin hatte neben dem Fahrer Platz genommen und gab ihr Ziel in das Navigationsgerät ein. Homburg, Rabenhorst.
    »Wir fahren jetzt zu einem Hügelgrab, in dem wir hoffentlich den Zahn finden«, gab Levantin bekannt. »Die Herrschaften, die uns begleiten werden, übernehmen die Aufgabe des Grabens für uns. Sollte sich auf unserer Baustelle Besuch einstellen, der

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