Blutportale
und stärker wurde. Die Macht dehnte sich weiter aus. Sie hatten die Artefakte in Gänze zusammengetragen. Harmlos in ihrer eigentlichen Gestalt, doch zusammengesetzt gefährlicher als sämtliche Kernwaffen der Welt. Sie verstand, dass sie auf der Stelle zum Marianengraben reisen musste. Gleichzeitig wollte sie jedoch Will aus dem Krankenhaus und den Händen von Levantins Ärzten befreien. MacKenzie steckte den Zahn ein und nickte hin zur Straße. »Wir haben ein neues Ziel, den Pazifischen Ozean.«
Ein Schatten sprang von einem Baum herab, prallte gegen ihn und schlug ihn nieder. Sofort darauf warf er sich auf Levantins Leute und wütete unter ihnen, einer nach dem anderen fiel mit aufgeschlitzter Kehle zu Boden. Zeit für eine Gegenwehr war ihnen nicht geblieben. Auch Justine wurde getroffen, flog etliche Meter durch die Luft und schlug hart auf. Die Strahlen der umherliegenden Handlampen leuchteten wirr in alle Richtungen, mal senkrecht nach oben, mal schräg, mal flach über den Boden. Dann schnellte der Schatten vor Saskia hoch und trat genau in einen der Lichtkegel. Sie erkannte - Marat!
Der Vampir hielt lange, blutverschmierte Dolche wie eine Schere gekreuzt an ihren Hals. »Jetzt bekomme ich also nicht nur mein Schwert wieder«, knurrte er. Seine Haare waren noch immer rot, und er zeigte seine langen Zähne, um sie einzuschüchtern. »Nimm die Artefakte langsam aus deiner Jacke. Wenn ich merke, dass du den gleichen Trick versuchst wie am Flughafen, verlierst du deinen Kopf.« Er verstärkte den Druck.
Saskia tat, was er von ihr verlangte, allerdings in Zeitlupentempo, um nachdenken zu können. »Was willst du damit?«
Er lächelte. »Vielleicht Erlösung?«
»Wenn du sterben willst...«
»Sicher nicht! Ich werde Ketten sprengen«, grollte er und kam mit seinem Gesicht näher an ihres. »Ich werde ein freies Geschöpf werden, ohne an Herren gebunden zu sein. Du weißt, was ich meine?« Er ritzte ihr die Haut an beiden Stellen der Kehle auf. »Das geht mir zu langsam. Beeil dich.«
Saskia vermutete, dass er ebenso an einen Dämon gebunden war wie Justine. Konnten ihn die Artefakte freikaufen?
»Was sagt dir der Name Frans Hohentgar?«, fragte sie, um Zeit zu gewinnen. Marat sah überrumpelt aus. »Woher kennst du diesen Namen?«
»Du bist ihm also begegnet?«
Der Vampir lachte schallend. »Nein, so alt bin ich nicht. Aber meine Mutter«, er spie angewidert aus, »kannte ihn und wurde von ihm im Messerkampf unterrichtet.« Er betrachtete sie. »Was hast du mit diesem Mann zu schaffen?«
Sie war sich nicht mehr sicher, ob es klug gewesen war, in ihrer Vergangenheit zu wühlen. »Ich habe seinen Namen gehört, als von den Kindern des Judas die Rede war«, wich sie aus. Aber der Vampir ahnte, dass mehr hinter der Frage steckte.
»Bist du eines seiner Kindeskinder?« Er grinste. »Welche Fügung! Sollte ich meine Mutter jemals finden, werde ich ihr berichten, dass ich eine Nachfahrin ihres Meisters getötet habe.« Mit diesen Worten ließ er die Schere zuschnappen - aber Saskia hatte in der Zwischenzeit das Schwert unbemerkt so manövriert, dass sie es senkrecht nach oben stechen konnte und Marats Schneiden aufhielt. Die Schnitte, die sie erhielt, waren schmerzhaft, aber oberflächlich. Marat fluchte und sprang zurück. Saskia hielt ihn mit geschwungenen Hieben auf Abstand, um ihre eigene Ausfallserie zu beginnen. Allerdings musste sie feststellen, dass der Vampir viel zu schnell war und sich einen Spaß daraus machte, mit ihr zu spielen. Er umrundete sie und entging dabei stets ihren Attacken. Ab und zu fügte er ihr flache Schnitte in Oberarme und Schultern zu, um sie zu reizen.
Saskia holte aus - und hielt inne, als sie die Veränderung der Hornklinge sah. Das Artefakt war schwarz geworden und schimmerte an manchen Stellen porös. Die Intarsien waren fest, wie es sich für Metall gehörte, aber an einigen Stellen herausgebrochen.
»Nein«, flüsterte sie entsetzt. »Das ist ...«
Marats harter Hieb gegen ihre rechte Wange warf sie auf die Erde, und sie verlor das Artefakt. Der Vampir griff es sich sofort, wie sie im Liegen sah, und starrte es an. »Was hast du damit gemacht?«, schrie er wütend, während er es in einen Lichtstrahl hielt und genau betrachtete. »Es ist zerstört! Es zersetzt sich.« Er warf es weg und schmiss auch die übrigen Artefakte auf den Boden, dann wandte er sich mit hasserfülltem Blick zu ihr um. »Du hast mir die Freiheit geraubt!« Er setzte zum Sprung an.
Wie aus dem
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