Blutportale
sagte Levantin. »Die meisten sind noch nicht untersucht und gut verborgen, damit sie nicht von Schatzsuchern geplündert werden. Ich wusste dank der Koordinaten, wo ich zu such...«
Ein Schuss peitschte, einer der Bewaffneten fiel zu Boden und hielt sich den rechten Oberschenkel. Die vier anderen duckten sich in ihrer Mulde in die nasse Walderde, einer zog die Sporttasche zu sich und verteilte die restlichen Gewehre. Saskia und Justine drückten sich gegen die nächstbesten Baumstämme. Levantin blieb gelassen und schaute in die Dunkelheit. Ein zweiter Schuss, und dieses Mal sahen sie das Mündungsfeuer. Der Schütze hatte sich aus der entgegengesetzten Richtung ihrer Position genähert. Somit hatte er die Straße und den dortigen Aufpasser umgangen. Levantins nächster Mann ging schreiend zu Boden; die Kugel hatte sein Knie zertrümmert.
»Sucht weiter«, befahl Levantin und ging so gelassen los, als müsse er in einem Pub nur rasch zur Bar. »Ich kümmere mich um ihn.«
Saskia sah Justine an. »Was tun wir?«
»Abwarten.« Sie schaute zu den Männern hinüber, die zögernd die Arbeit wieder aufgenommen hatten, die Köpfe tief eingezogen. »Ohne den Zahn gehen wir hier nicht weg, egal was passiert.«
Mehrere Einzelschüsse erklangen, die Projektile flogen jedoch nicht in ihre Richtung; dann wurden Salven daraus. Schlagartig wurde es zwischen den Stämmen hell, ein unnatürlich rotes Licht erstrahlte. Ein Windstoß wirbelte das nasse Laub auf, warm jagte die Böe durch den Wald. Es roch nach verbranntem Fleisch.
Die Männer in der Grube hielten wieder inne. Justine und Saskia sahen sich an. Schritte näherten sich, der Aufpasser leuchtete mit der Handlampe und riss einen Mann aus der Dunkelheit. Saskia schätzte ihn auf Mitte fünfzig. Er trug olivfarbene Kleidung, darüber einen Poncho samt Kapuze und wirkte darin wie ein Jäger. Sein Gesicht wies Spuren von Schlägen auf, die Haut am silbrigen Kinnbart war aufgeplatzt und färbte den Bart rot. Er hielt eine automatische Schrotflinte im Anschlag, unter dem Lauf befand sich ein zweiter, dickerer.
»Das ist ein Unterlaufgranatwerfer«, sagte er laut auf Deutsch mit britischem Akzent. Es war der Sir! »Ich werde ihn einsetzen, wenn einer der Gentlemen denkt, er müsste auf mich schießen.« Er schwenkte mit der Mündung über sie. »Legen Sie die Waffen vor sich auf den Boden, und arbeiten Sie weiter. Wir suchen alle den gleichen Gegenstand.« Ohne die Augen von den Söldnern zu wenden, sagte er: »Hallo, Ladys.«
Justine sah sich um. »Wo ist Levantin?« Sie hob ein Sturmgewehr auf, prüfte es kurz und richtete den Lauf auf die Grube.
»Er bekam unerwartete Schwierigkeiten«, gab der Sir zurück. »Sie haben das Schwert, Haar und das Pergament, ich das Monokel. Sobald wir den Zahn in unserem Besitz haben, sind alle Artefakte versammelt. Dann können wir dafür sorgen, dass sie verschwinden.« »Was ist mit Levantin, Mister MacKenzie?«
»Sie haben meinen Namen herausgefunden?«
»Ja, über Ihre ehemaligen Freunde, die Consciten«, gab sie zurück.
»Ich warne Sie: Wenn Sie mit denen kooperieren, dann ...«
»Nein, das tun wir nicht. Außerdem haben sie sich schon lange nicht mehr blicken lassen.« Saskia sah den Mentalisten an. »Sagen Sie endlich, was Sie mit Levantin gemacht haben?« »Es gibt Abwehrmöglichkeiten, die sowohl dämonische als auch magische Kreaturen vernichten können. Damit hat der Kerl nicht gerechnet«, erklärte er. »Es dauerte etwas, bis ich erkannte, was er ist. Zuerst hielt ich ihn für einen Menschen.«
»Haben Sie ihn vernichtet?« Justine konnte es nicht fassen. »Das rote Licht eben im Wald ...« »Davon gehe ich aus.« MacKenzie beobachtete die grabenden Männer ganz genau. »Wo ist Herr Gul?«
»In Syrien«, antwortete Justine. »Er ist schwer verletzt worden, als wir das Pergament geborgen haben. Wir müssen ihn befreien, bevor ...«
»Hey! Ich habe es, glaube ich.« Der Mann am Sieb hielt etwas Schwarzes in die Höhe, reinigte es grob in einer Wasserpfütze und warf es MacKenzie zu, der es mit einer Hand auffing und dann betrachtete. Justine übernahm so lange die Überwachung der Arbeiter, die mit dem Schippen aufgehört hatten.
MacKenzie musste nichts sagen, man sah ihm die Ergriffenheit an. »Geschafft«, flüsterte er und musterte den Zahn eindringlich. »Ich danke den Göttern, dass sie uns beistanden! Das Opfer meiner Ahnen war nicht umsonst.«
Saskia spürte, dass das Schwert seine Ausstrahlung veränderte
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